Ausbau der Bahnstrecke Heidelberg-Mannheim rückt näher (Update)
Die Bahn plant den Ausbau der Strecke nach Mannheim. Die Umsetzung soll frühestens "in den 2030ern" beginnen.

Stuttgart. (dpa/lsw) Bahn-Passagiere auf der überlasteten Achse Mannheim-Heidelberg sollen mit dem Ausbau der Strecke ein größeres und stabileres Angebot erhalten. Das Projekt rückt nach einer Mitteilung der Bahn vom Mittwoch mit dem Abschluss der Vorplanung für den viergleisigen Ausbau zwischen dem Heidelberger Hauptbahnhof und dem Stadtteil Heidelberg-Wieblingen ein Stück näher. Die Bahn hat nach eigenen Angaben beim Eisenbahnbundesamt die entsprechenden Pläne eingereicht, um die Streckenvariante genehmigen zu lassen.
Der drei Kilometer lange Abschnitt ist der umfangreichste Teil der etwa zehn Kilometer langen Strecke zwischen Mannheim-Friedrichsfeld und Heidelberg Hauptbahnhof, die modernisiert werden soll. Zu Kosten und Zeitpunkt der Inbetriebnahme machte der Konzern keine Angaben.
Update: Mittwoch, 22. Dezember 2021, 15.52 Uhr
Mit vier Gleisen nach Mannheim doppelt so viel Züge
Von Denis Schnur
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Heidelberg. Die wichtigsten Gleise der Metropolregion verlaufen zwischen Heidelberg und Mannheim. Neben Güter- und Fernzügen sind hier täglich zigtausende Pendler unterwegs. Und die müssen sich oft in volle Nahverkehrszüge quetschen – oder gedulden, wenn der Zug mal wieder Verspätung hat. Denn obwohl die Strecke so wichtig ist, fahren dort zu wenige Bahnen. Dass das so ist, liegt nicht daran, dass der Wille oder die Mittel für weitere Züge fehlen – sondern daran, dass zum Teil nur zwei Gleise zwischen den beiden Städten verlaufen. Damit fehlt schlicht die Kapazität für weitere Züge. Da die Bahn aber einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende leisten soll, plant der Bund nun den Ausbau, wie Stefan Geweke von der DB Netz AG im Klimaausschuss des Gemeinderats erläuterte. Die RNZ beantwortet die wichtigsten Fragen zum Großprojekt:
Was ist geplant? Langfristig – wohl nicht vor 2033 – sollen auf der gesamten Strecke zwischen Heidelberger und Mannheimer Hauptbahnhof wieder vier Gleise in Betrieb sein. Derzeit verengt sich die Trasse am westlichen Ende Heidelbergs auf zwei Gleise. "Im Wesentlichen wollen wir so bestehende Engpässe ausgleichen." Denn vor allem die Passage zwischen dem S-Bahnhof Pfaffengrund / Wieblingen und dem Heidelberger Hauptbahnhof ist ein Nadelöhr – hier verkehren sowohl Züge der Verbindung Darmstadt-Bruchsal als auch die, die aus dem Neckartal nach Mannheim fahren.
Frühestens 2033? Warum dauert das so lange? Das ist der Haken an dem Projekt: Mit einer Umsetzung rechnet selbst die Bahn frühestens "in den 2030ern", wie Geweke erklärte. Denn die Planung und vor allem Genehmigung nehme viel Zeit in Anspruch. Er geht davon aus, dass frühstens ab 2028 gebaut werden kann. Da die Arbeiten parallel zum laufenden Betrieb stattfinden, werden sie fünf bis sechs Jahre dauern. "Wenn keine Bahnen fahren, ist das schnell gebaut. Aber wir können den Heidelberger Hauptbahnhof ja nicht dichtmachen."
Was ist mit den alten Gleisen, die dort bereits liegen? Rund um den Pfaffengrunder S-Bahnhof ist noch gut zu erkennen, dass die Strecke früher viergleisig war. Auf mehreren Hundert Metern liegen dort noch alte Gütergleise. Diese hat die Bahn jedoch vor Jahrzehnten stillgelegt, sie enden in beide Richtungen schnell im Nichts und sind auf der gesamten Fläche stark zugewachsen.

Wie wird der S-Bahnhof Pfaffengrund / Wieblingen umgestaltet? An dem Haltepunkt führen künftig vier Gleise entlang. Vermutlich werden im Norden die Züge Richtung Norden und Süden verkehren, im Süden die in Richtung Westen und Osten. Dann reichen die zwei Bahnsteige auch nicht mehr aus. Deshalb will die Bahn aus der derzeitigen südlichen Plattform einen Mittelbahnsteig mit Überdachung machen (siehe Animation), am südlichen Rand entsteht zusätzlich ein schmaler neuer Außenbahnsteig.
Klingt nach viel Aufwand. Wie wirkt sich das auf den Nahverkehr aus? Derzeit fahren laut Geweke etwa 220 Nahverkehrszüge täglich auf der Strecke. Nach dem Ausbau könnten es doppelt so viele sein. Unter anderem wird vermutlich die S 5 bis nach Mannheim fahren und nicht mehr in Heidelberg enden. Auch eine S-Bahn-Verbindung zwischen Heidelberg und Darmstadt wäre möglich.
Mehr Züge bedeuten mehr Lärm. Müssen sich die Anwohner auf schlaflose Nächte einstellen? Während der Bauphase wird es sicherlich auch mal laut. Doch danach können sich die Anwohner sogar auf mehr Ruhe freuen. Denn bislang gibt es gar keinen Schallschutz an der Trasse. Wenn die Bahn jedoch neue Strecken baut, muss sie dafür sorgen, dass bestimmte Grenzwerte nicht überschritten werden. Deshalb muss sie überall dort, wo sich Wohnhäuser in der Nähe der Gleise befinden, auch Lärmschutzwände errichten.
Mehr Gleise brauchen mehr Platz. Werden dafür Grundstücke enteignet? Diese Frage stellt sich hier wohl nicht. Dadurch, dass fast auf der gesamten Strecke früher bereits Gleise lagen, gehören sie dem Konzern schon.
Wann und wie werden die Bürger in die Planungen eingebunden? Die Bahn betont, dass man die Bevölkerung früh und intensiv einbinde. Konkret finden im ersten Quartal 2022 zunächst Gespräche mit "Trägern öffentlicher Belange" – etwa Behörden, Unternehmen und Interessensvertretern – statt. Kurz darauf lädt die Bahn zum Bürgerdialog ein.