Fotovoltaik

"Damit möglichst viele Solaranlagen auf die Dächer kommen"

Mit unabhängiger Beratung zu Fotovoltaikanlagen wollen Bürger andere umweltbewusste Menschen mit dem "Solarvirus" anstecken.

30.07.2021 UPDATE: 01.08.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden
Solaranlagen sind auf Dächern von Wohnhäusern angebracht. Symbolbild: dpa

Rhein-Neckar. (heb) Das Ziel ist ambitioniert. Mit seiner "Solar-Strategie" habe der Verein Metropolsolar einen sehr durchdachten Weg zum Ziel "100 Prozent Erneuerbare Energien 2030" aufgezeigt, lobt Holger Förter-Barth von der Initiative Wattbewerb, einem Solarwettbewerb, der Anfang 2021 gestartet ist und bei dem sich bereits über 100 Städte beteiligen. "Wir brauchen einen exponentiellen Zuwachs, um das Ziel zu erreichen", bestätigt Metropolsolar-Geschäftsführer Daniel Bannasch.

Die beiden Organisationen haben sich zusammengetan, um das Modell der "Bürgersolarberatung" (BSB) zu verbreiten. Hierbei beraten Bürger, die selbst Fotovoltaikanlagen auf ihre Dächer gebaut und sich intensiv mit dem Thema beschäftigt haben, ehrenamtlich und kostenlos interessierte andere bei entsprechenden Vorhaben.

In einer gut besuchten Videokonferenz berichteten die BSB-Pioniere Hans-Peter Dieter und Martin Beickler von ihren Erfahrungen und der Motivation, sich ehrenamtlich mit Wirtschaftlichkeitsberechnungen und umfassender Beratung dafür zu engagieren, dass möglichst viele Solaranlagen auf die Dächer ihrer Mitbürger kommen. Bei dieser besonderen Art der Nachbarschaftshilfe geht es beiden darum, für die Zukunft ihrer Enkel zur Energiewende und damit zum Klimaschutz beizutragen. Die Bürgersolarberatung lebe von der persönlichen Begegnung, funktioniere aber auch virtuell hervorragend, sagen sie. Die Keimzelle war in Birkenau nahe Weinheim, wo die Beratung 2011 mit drei Mann begann. Inzwischen ist die Bürgersolarberatung auf 20 Berater – vor allem im Kreis Bergstraße – angewachsen, berichtet Dieter stolz. "Wir setzen eigene Beratungstools ein und haben auch schon in anderen Regionen Initiativen angestoßen."

Hintergrund

Bürger beraten Bürger – wie läuft die Schulung ab?

Der eigentlichen Schulung kann bei Bedarf eine Impulsveranstaltung vorangestellt werden mit der Frage: Wer wäre interessiert, am Aufbau einer Gruppe mitzuwirken?

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Bürger beraten Bürger – wie läuft die Schulung ab?

Der eigentlichen Schulung kann bei Bedarf eine Impulsveranstaltung vorangestellt werden mit der Frage: Wer wäre interessiert, am Aufbau einer Gruppe mitzuwirken? Es folgt ein Workshop, in dem die konkreten Bausteine und der Ablauf der Beratung vorgestellt werden. Je zwei Teilnehmer pro Kommune werden dann ausgewählt und erhalten Intensiv-Schulungen zur Dachbelegung und zu den Berechnungsprogrammen. Sie nehmen auch an konkreten Projektberatungen teil. Zunächst schauen sie einem erfahrenen Bürgersolarberater über die Schulter und führen dann auch selbst Beratungen durch. Die derart Geschulten tragen ihr Wissen wiederum in die Gruppe, deren Aufbau unterstützt wird. Bei monatlichen Treffen im Anschluss an die Schulungen können sich Mitglieder von Metropolsolar mit Gleichgesinnten austauschen. (heb)

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Der Beratungsbedarf im Dschungel der PV-Regularien sei auch angesichts der dynamischen Entwicklung des Marktes groß. Viele Kommunen würden deshalb Beratungen über Energieagenturen oder Verbraucherzentralen anbieten, bemerkt Dieter. Deren Berater könnten sich aber meist nur 30 bis 60 Minuten Zeit nehmen. Auch Unternehmen, die Solaranlagen montieren, könnten nicht beliebig Zeit für die Beratung aufbringen und hätten zudem eigenwirtschaftliche Interessen. "Es gibt eine massive Lücke im Beratungsangebot, die wir in unserer Region füllen wollen", sagt der Ehrenamtler. Wer mitmachen will, sitzt bei den Beratungen mit am Küchentisch (oder seit Corona in der Videokonferenz) und lernt die Programme kennen, berichtet Martin Beickler.

In Lampertheim und Bürstadt konnte er dank der Vorarbeiten und der Unterstützung aus dem Kreis Bergstraße innerhalb eines Dreivierteljahres eine neue Gruppe aufbauen. "Das Interesse ist groß", stellt er fest. Die Stadt Worms unterstützt das bürgerschaftliche Engagement, indem sie auf ihrer Website auf das kostenlose Angebot aufmerksam macht. Um das Modell "Bürger beraten Bürger" zu verbreiten, hat Metropolsolar ein Schulungspaket geschnürt und bietet das nun bundesweit Kommunen an, die vor Ort Gruppen für die Bürgersolarberatung anstoßen wollen (siehe Hintergrund).

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Auch weil sich Rahmenbedingungen für den Bau von Fotovoltaikanlagen immer wieder ändern, ist der Erfahrungsaustausch wichtig, sind die Berater überzeugt. "Wir sind ein lernendes Netzwerk, das sein Wissen ständig weiterentwickelt. Da steckt unheimlich viel Engagement drin", so Bannasch.

"Damit wir das leisten können, ist unser Schulungsangebot in der Pilotphase auf den Aufbau von drei Gruppen in unterschiedlichen Kommunen begrenzt," informiert Hans-Peter Dieter. Nach Abschluss der Pilotphase sollen dann die nächsten Kommunen zum Zuge kommen. Jede Gruppe kann weitere Gruppen gründen und so einen Schneeballeffekt in Gang setzen.

Die Teilnahme an der Schulung soll für die zukünftigen Berater kostenlos sein. Die Kosten von 5000 Euro netto für das Basispaket mit Workshop, Schulungen und Begleitung einer lokalen Gruppe sollen von der jeweiligen Kommune übernommen werden. Der Preis ist nötig, denn für die Verbreitung des unabhängigen bürgerschaftlichen Beratungsangebots gibt es keine öffentliche Grundfinanzierung. "Metropolsolar ist gemeinnützig, sehr unabhängig und unsere Berater machen das alle ehrenamtlich," sagt Bannasch. "Ohne eine hauptamtliche Koordination der Arbeit könnten wir unsere Schulungen aber so nicht anbieten."

Info: "Ernsthaftes Interesse" können Kommunen bis 31. Juli unverbindlich per Mail an info@wattbewerb.de oder an info@metropolsolar.de anmelden.

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