Zusammenspiel von Mensch und Tier
13.000 Besucher kamen zur großen Reitmesse "Equitana" auf das Mannheimer Maimarktgelände.

Von Heike Warlich
Mannheim. Den immer noch 31 Grad Hitze am Samstagabend angepasst, eröffnen stattliche Kaltblüter den Galaabend der "Equitana" im Reitstadion auf dem Maimarktgelände gemächlich und doch kraftvoll. Mit ihren Blauen Belgiern gibt Julia Zenner Einblick in die sogenannte Rücke-Arbeit, bei der das Pferd als Forsthelfer in unwegsamem Waldgelände Holzstämme zieht: Dort, wo keine Maschine hinkommt beziehungsweise empfindlichen Waldboden belasten würde. Julia Steinbrecher wiederum lässt in einer anmutigen Show ihre Mini-Ponys groß rauskommen und die Zuschauer auf der gut besuchten Tribüne wieder an Einhörner glauben. Wenig später macht Claus Luber mit seinen Haflingergespannen mächtig Tempo. Die langen Mähnen der Hengste fliegen, das Publikum gibt Szenenapplaus. Action auch bei Laury Tisseur, der auf dem Rücken der Pferde stehend bis zu sechs Tiere lenkt. Die sogenannte "Ungarische Post" zeigt das Zusammenspiel von Mensch und Tier. "Und genau darum geht es uns bei der ’Equitana’", sagt Christina Uetz. Die Projektleiterin der Messe kennt die Kritik am Reitsport.
"Es gibt schlechte Bilder wie die vom Modernen Fünfkampf bei Olympia und auch berechtigte Diskussionen. Uns geht es hier gerade nicht um höher, schneller, weiter und Spitzensport, sondern um die Verbindung zwischen Mensch und Pferd", betont sie. Die dreitägige Messe versteht sich daher als Familienveranstaltung und soll mit ihrem Non Stop-Programm den ganzen Tag über auch Nicht-Pferdeexperten einen Einblick in verschiedene Reitweisen und Rassen geben. Nach Angaben des Veranstalters ließen sich davon mehr als 13.000 Besucher aus der näheren und weiteren Umgebung anlocken, darunter auch Besucher aus Frankreich und der Schweiz.
Und ja, man will auch Werbung für den Reitsport als Breitensport machen. "Reiten ist immer noch eine beliebte Freizeitbeschäftigung, verzeichnet aber längst nicht mehr die rasanten Zuwächse", sagt Uetz. Wer sich aufs Pferd einlässt, müsse Zeit investieren und trage Verantwortung für den guten Umgang mit dem Vierbeiner. Auch diese Botschaft wolle die "Equitana" kommunizieren, indem Besucher etwas über artgerechte Haltung, Pflege und Ernährung erfahren. Und so ging es auf insgesamt vier Plätzen von Freitag bis Sonntag lebhaft zu.
Erstmals mit dabei waren die sogenannten "Mounted Games". Rasante Reiterspiele im Team, die ähnlich wie in der Leichtathletik als Staffelrennen ausgetragen werden. Im gestreckten Galopp nahmen die Reiter Gegenstände auf, sprangen auf und wieder ab und absolvierten einen Slalomkurs. Einige dieser Übungen, wie beispielsweise das Ringstechen, gab es auch bei der "Working Equitation" zu sehen, deren Deutsche Meisterschaft sowohl im vergangenen als auch in diesem Jahr während der "Equitana" ausgetragen wurde. Doch im Unterschied zu den "Mounted Games" handelt es sich dabei um ein Arbeitsreiten, wie es traditionell von Rinderhütern und -treibern in Europa und den USA ausgeführt wurde.
Mit 170 Ausstellern, die Produkte aus allen Bereichen des Reitsports anboten, waren auch die weißen Pagodenzelte wieder reichlich auf dem Gelände vertreten. "Die Infrastruktur hier in Mannheim passt perfekt", lobt Uetz. Mit dem Stadion und den verschiedenen Abreiteplätzen finde man internationale Bedingungen vor, die sich auch für eine Messe ideal nutzen ließen. Beispielsweise um Lehr- und Ausbildungsvorführungen anzubieten: "Und wir wollen vom Araber über Friesen bis hin zum Esel und Shetlandpony die große Rassenvielfalt zeigen", sagt Uetz. Jedes Mal aufs Neue interessant: Die Islandpferde, die neben Schritt, Trab und Galopp noch zwei weitere "Gänge" im Repertoire haben. Nicht antrainiert, sondern von Natur aus.