Dossenheim

Der Biber hat nicht nur Freunde

Auch im Rhein-Neckar-Kreis ist der Nager wieder heimisch - Seine Aktivitäten können zu Konflikten führen

30.10.2019 UPDATE: 01.11.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden
Die Reste eines Biberdamms auf Ladenburger Gemarkung. Foto: Alex

Von Stefan Zeeh

Dossenheim/Rhein-Neckar. Einst gab es einige 100.000 Biber in Deutschland, eine starke Bejagung führte im 19. Jahrhundert jedoch beinahe zur Ausrottung des Nagers. Seit den 1970er Jahren erobert sich der Biber, zunächst unterstützt durch gezielte Wiederansiedlungen, seine Lebensräume an den Gewässern wieder zurück. Vor einigen Jahren ist der Biber dann auch im Rhein-Neckar-Kreis angekommen. Ganz zur Freude von Naturschützern und Gewässerökologen, denn durch seine Bauten und Dämme gestaltet der Biber die Gewässerläufe naturnah um. Doch seine Rückkehr sorgt auch für Konflikte. Denn durch die Biberaktivitäten können Landwirtschaft, Forst, Wasserbauwerke und Verkehrswege beeinträchtigt werden.

"Hier hätte bei Starkregen das Wasser über die Ufer treten und die nahegelegene Straße überfluten können", weist Ulrich Weinhold vom Institut für Faunistik bei einer Exkursion zu Bibervorkommen beim Nachbarschaftstag der Gewässernachbarschaft Rheinebene/ Odenwald/Kraichgau auf eine solche Problemsituation westlich von Dossenheim hin. Der Biber hatte im sogenannten Humpelsgraben einen etwa 1,5 Meter hohen Damm angelegt und somit das Wasser im Graben aufgestaut.

Um ein Überlaufen des Wassers zu verhindern, wurde ein Rohr in den Damm eingefügt, so dass ständig Wasser ablaufen konnte. "Der Biber hat dieses Revier aber wahrscheinlich verlassen", erläuterte Weinhold. Daher war von dem Biberdamm auch nicht mehr allzu viel erhalten und das Drainagerohr ragte aus dem Wasser heraus.

Da Biber sehr scheu sind und deshalb in der freien Natur nur äußerst selten beobachtet werden können, hatte Ulrich Weinhold vom Institut für Faunistik zur Exkursion einen ausgestopften Biber mitgebracht. Foto: Alex

Ganz anders stellte sich die Situation am Rombach rund einen Kilometer weiter westlich dar. Dort ist eine ganze Biberfamilie aktiv und hat den Rombach auf einer Strecke von mehreren Hundert Metern aufgestaut. Entstanden ist so eine idyllische Auenlandschaft mit im Wasser stehenden Weiden und Enten, die den neu entstandenen See ebenso nutzen wie Nilgänse oder Graureiher - und natürlich der Biber selbst. Das Wasser tritt allerdings bereits über die Ufer und steht teilweise auf den unmittelbar am Rombach gelegenen Wiesen und Feldern, die daher nicht mehr bewirtschaftet werden können.

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"Vielleicht lassen sich diese Flächen stilllegen", zeigte Sven Frenzel vom Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises Lösungsmöglichkeiten für die Landwirte auf, mit denen er das Gespräch sucht. Damit das Wasser nicht zu hoch aufgestaut wird, hatte man vor etwa einem halben Jahr eine Drainage in den Biberdamm eingebaut. Doch diese hat nicht allzu lange ihren Dienst getan, denn Biber sind wahre Wasserbaumeister. So hat die Biberfamilie rund 100 Meter bachabwärts einen weiteren, noch höheren Damm errichtet, wodurch der Damm mit der Drainage seine Funktion verloren hat. Rund eine Woche benötigt eine Biberfamilie, um einen solchen etwa zwei Meter hohen Damm zu errichten, schätzte Weinhold.

Wie ein derartiger Bachlauf ohne die Tätigkeit der Biber aussieht, zeigte sich unterhalb dieses Damms. Die Bachbetten des Rombachs und des darin mündenden Losgrabens liegen etwa zwei Meter unter der Geländekante. In ihnen fließt zu dieser Jahreszeit nur wenig Wasser, es ist eigentlich fast nur ein Rinnsal.

Frenzel wies in diesem Zusammenhang auf eine weitere Problematik hin. Denn bei einem Hochwasser steht im Bereich der Bibervorkommen der eigentlich vorhandene Raum des Bachbetts nicht zur Aufnahme der Wassermengen zur Verfügung. Dementsprechend müssten die Hochwasserkarten neu gerechnet werden.

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