Der große RNZ-Test

So fahrradfreundlich ist Schwetzingen

Wenn man im Sattel durchgeschüttelt wird -

18.10.2019 UPDATE: 20.10.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 40 Sekunden

RNZ-Mitarbeiter Volker Knab fährt selbst oft mit dem Fahrrad durch Schwetzingen. Das Foto zeigt ihn beim Radwege-Test in der Zähringerstraße. Foto: Lenhardt

Von Volker Knab

Schwetzingen. Wie fahrradfreundlich ist meine Stadt? Eine Antwort auf diese Frage liefert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) alle zwei Jahre mit dem ADFC-Fahrradklima-Test. Bei der jüngsten Erhebung für 2018 hat Schwetzingen gut abgeschnitten. Die Stadt belegte in ihrer Kategorie landesweit den ersten Rang. Trotzdem weist das örtliche Radwegenetz Schwächen auf. Die RNZ hat den Test gemacht.

Bei der Radtour durch die Spargelstadt fällt vor allem eins auf: Manche Ampelschaltungen halten die Radler sehr lange auf. Wer etwa von der Karlsruher Straße in die Zähringerstraße fahren will und dabei erst die Friedrichstraße und dann erneut die Karlsruher Straße kreuzt, muss bei einem hohen Verkehrsaufkommen schon mal mehrere Minuten warten.

>>> Das Ergebnis des ADFC-Test können Sie hier herunterladen <<<

Die lange Verweildauer an den Ampeln ist auch ein Punkt, der in der Bewertung Schwetzingens im ADFC-Fahrradklima-Ranking sehr negativ mit einer Benotung von 3,9 zu Buche schlug. Das entspricht einem "Ausreichend". Das Problem ist der Stadt bekannt. "Es ist ein Dauerthema", bestätigt Rathaussprecher Wolfgang Leberecht gegenüber der RNZ. Prüfungen hätten jedoch nicht bestätigen können, dass die Verweildauer an den Ampeln zu lang sei.

Auch interessant
Verkehrswende und Klimaschutz: Deshalb gibt es so wenige Radschnellwege in der Region
Schwetzingen: Mit dem Rad auf dem Weg zum Mond
Schwetzingen: Probe fahren bei der Ecomobil-Gala auf dem Schlossplatz
Mannheim: So soll ein Radschnellweg aussehen
Zum Download
Auswertung Fahrradklima-Test Ludwigshafen am Rhein

Immerhin: Die Verkehrsplaner haben trotzdem reagiert und an verschiedenen Stellen in der Stadt sogenannte Bedarfsampeln aufgestellt. Tatsächlich bleiben diese Ampeln, wenn es die Verkehrssituation zulässt, ausgeschaltet. Fußgänger und Radfahrer müssen sie nur bei Bedarf drücken - und auch dann schalten sie rasch auf Grün.

Leberecht verweist bei der Karlsruher Straße außerdem auf das nach wie vor "sehr hohe Verkehrsaufkommen mit täglich über 20.000 Fahrzeugen". Deshalb werde man weiter versuchen, den Lkw-Verkehr aus der Stadt zu leiten. "Wir sind an dem Thema dran", betont Leberecht. Ziel sei ein ampelfreies Rondell, über das der Gemeinderat noch in diesem Jahr beraten soll. Das zweite Problem bei den Schwetzinger Radwegen sind Unebenheiten im Boden. Auf manchen Abschnitten wird man als Fahrer im Sattel gehörig durchgeschüttelt.

Ein Beispiel dafür ist der Radweg, der parallel zur Zähringer Straße verläuft. Eine Kastanienallee säumt den Weg. Die Wurzeln der Bäume drücken den Straßenbelag stellenweise mehrere Zentimeter nach oben oder sorgen für tiefe Risse im Asphalt. Auf diesem eigentlich wunderschönen Abschnitt entlang des Schlossparks kann das Radfahren ohne einen weichen Sattel ziemlich ungemütlich werden. Ob der Radweg in der Zähringer Straße in nächster Zeit ausgebessert werden soll, kann Wolfgang Leberecht auf Nachfrage nicht beantworten. Die Tour durch die Spargelstadt liefert aber nicht nur negative Ergebnisse: Insgesamt ist die Situation für Radfahrer auf viel befahrenen Streckenabschnitten nicht schlecht. Zumindest dort, wo Markierungen für Radfahrer angelegt sind.

Es gibt aber auch Stellen, wo die Radwege plötzlich enden. Dann kann es für Radler schnell stressig werden. Ein Beispiel dafür ist die Scheffelstraße. Stadteinwärts ist der Radweg nach dem Kreisel durch eine Markierung ausgewiesen. Nach dem Kreisel endet diese plötzlich, die Radfahrer müssen dann ohne eigenen Bereich auf der Straße weiterfahren. Dabei ist der Verkehr auf der im Gewerbegebiet liegenden Straße manchmal sehr dicht. Es sind viele Lkws unterwegs, und die Autos halten den Sicherheitsabstand zu den Radfahrern oft nicht ein. Auch das ist ein Punkt, bei dem Schwetzingen im ADFC-Ranking trotz seiner ansonsten guten Bewertung schlecht abschneidet.

Zwar hat Schwetzingen in der Kategorie von Städten mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern landesweit den ersten Platz belegt. Aber in der Gesamtbewertung, die sich nach dem Schulnotensystem orientiert, erhielt die Stadt nur die Note 3,3. Das entspricht einem schlechten "Befriedigend", reicht aber, um im Land am besten abzuschneiden. Bundesweit erreichte die Spargelstadt Platz 17 von 311. Damit hat sich Schwetzingen im Vergleich zu 2016 erheblich verbessert: Damals bekam die Stadt in Sachen Fahrradfreundlichkeit nur die Schulnote 3,7.

Die Untersuchung wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert. Bei der Bewertung fließt unter anderem mit ein, welchen Stellenwert das Radfahren in einer Stadt hat. Weitere Faktoren sind die Sicherheit für Radler im Straßenverkehr und der Komfort beim Radfahren sowie die örtliche Infrastruktur.

Unser Fazit: Wer viel in Schwetzingen mit dem Fahrrad unterwegs ist, hat das Gefühl, im Straßenverkehr nicht gleichberechtigt mit den Autofahrern zu sein. Trotz aller Fortschritte, die die Stadt in den vergangenen Jahren schon gemacht hat: Da ist noch Luft nach oben.

Info: Mehr Infos zum ADFC-Fahrrad-Klimatest gibt es hier

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.