Bewohner dürfen Bad Rappenauer Altenheim vorerst nicht verlassen
Betroffen sind rund 70 Personen – Mitarbeiter müssen Schutzkleidung tragen – Dem Coronavirus-Patient aus Oftersheim geht es laut Uniklinik gut

Von Stefan Hagen und Falk-Stéphane Dezort
Heidelberg/Mannheim/Bad Rappenau. Die gute Nachricht zuerst: Dem mit dem Coronavirus infizierten Patienten aus Oftersheim, der seit vergangenem Freitag im Heidelberger Uniklinikum behandelt wird, geht es gut. Dies bestätigte Klinikums-Sprecherin Doris Rübsam-Brodkorb auf RNZ-Anfrage. Die schlechte Nachricht: Aus Mannheim wurden drei, aus dem Landkreis Heilbronn weitere fünf Fälle von Personen gemeldet, die mit dem Coronavirus infiziert sind. Mittlerweile ordneten die Behörden für ein komplettes Altenheim in Bad Rappenau Quarantäne an.
Derweil stehen auch sechs Kontaktpersonen des Oftersheimers im Rhein-Neckar-Kreis unter häuslicher Quarantäne. "Bei ihnen erfolgt eine Testung auf das Coronavirus erst, wenn Symptome auftauchen", erläutert Ralph Adameit, Sprecher des Rhein-Neckar-Kreises. Das seien die aktuellen Vorgaben des Landesgesundheitsamtes, die in diesen Fällen häuslicher Quarantäne keinen Test fordern würden.
Und wie läuft der Kontakt des Gesundheitsamts mit den betreffenden Personen ab? "Zweimal am Tag ruft ein Arzt unseres Gesundheitsamtes zu vereinbarten Zeiten bei den Personen an und erkundigt sich nach dem allgemeinen Befinden und eventuellen Symptomen, die auf eine Infizierung mit dem Coronavirus hinweisen könnten", sagt Adameit. Wenn eine Kontaktperson Symptome aufweisen sollte, werde bei dieser sofort ein Test angeordnet beziehungsweise durchgeführt.
Wie wird "überwacht", ob die häusliche Quarantäne eingehalten wird? "Die betroffene Person ist verpflichtet, eine Art Tagebuch zu führen", erklärt der Kreissprecher. Und bei den Personen im Rhein-Neckar-Kreis herrsche eine große Einsicht hinsichtlich der getroffenen Quarantänemaßnahmen. Immer wieder wird auch nachgefragt, wer den Test auf das Virus eigentlich bezahlt. "Wenn er behördlich angeordnet ist, werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen", betont Kreissprecher Adameit.
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Das Robert-Koch-Institut sehe einen Test ausdrücklich nur für begründete Verdachtsfälle vor, ergänzt Beate Klehr-Merkl, Pressesprecherin der Stadt Mannheim für die Themen Bildung, Jugend und Gesundheit. Dies seien Personen, die Symptome in Bezug auf Erkrankungen der Atemwege zeigen und in einem Risikogebiet waren oder Kontakt zu einem nachgewiesen Infizierten hatten.
Aus Risikogebiet im Iran nach Mannheim zurückgekehrt
Inzwischen hat das baden-württembergische Sozialministerium mitgeteilt, dass es auch in Mannheim drei bestätigte Coronavirus-Fälle gibt. Demnach handelt es sich im ersten Fall um einen 68-jährigen Mann, der Kontakt zu der infizierten Person aus Oftersheim hatte, die am vergangenen Mittwoch aus dem Skiurlaub in Südtirol nach Deutschland zurückgekehrt war. Der Mannheimer habe sich als Kontaktperson bereits in "häuslicher Absonderung" befunden. Der Infizierte zeige bislang keine Krankheitsanzeichen, es gehe ihm gut, er bleibe aber in häuslicher Quarantäne, heißt es in einer Mitteilung der Stadt Mannheim.
Der zweite Infizierte, ein 23-jähriger Mann aus Mannheim, hatte Kontakt zu einem bereits bestätigten Fall in Nordrhein-Westfalen. Auch er habe sich als Kontaktperson bereits in häuslicher Quarantäne befunden. Der Patient zeige leichte grippale Symptome und bleibe isoliert, teilt die Stadt mit. Beim dritten Fall handele es sich um einen 53-jährigen Mannheimer, der von einer Reise aus dem Risikogebiet Ghom im Iran zurückgekehrt sei, heißt es in der Mitteilung weiter. Er habe sich seit seiner Rückkehr zunächst in Quarantäne zu Hause befunden. Nun sei er im Theresienkrankenhaus untergebracht und werde isoliert von den anderen Patienten behandelt. Er zeige Anzeichen einer Lungenentzündung.
Hiobsbotschaft auch aus dem Landkreis Heilbronn: Dort haben sich laut Sozialministerium vom Montagmorgen fünf weitere Personen mit dem Coronavirus angesteckt. Damit steigt die Anzahl der Erkrankten im Landkreis Heilbronn auf sechs. Am Freitag war der erste Fall in Heilbronn bekannt geworden. Nach Informationen der RNZ stammen drei der Neu-Infizierten aus dem Bad Rappenauer Pflegeheim "Alpenland".
Ein 85-jähriger Bewohner hat sich offenbar bei einem 32-jährigen Pfleger der Einrichtung, der nach einer Mailand-Reise über grippeähnliche Symptome geklagt hat, angesteckt. Darüber hinaus wurde auch eine 54-jährige Arbeitskollegin infiziert, die wiederum das Virus an ihre Tochter weitergetragen hat. Die Infizierten befinden sich nun auf der Isolierstation der Lungenklinik in Löwenstein.
Später ordnete die Stadtverwaltung für das gesamte Heim Quarantäne an. Potenziell betroffen sind somit etwa 70 Bewohner und 50 Mitarbeiter – deren Familien nicht mitgerechnet. Mittlerweile seien in der Einrichtung weitere Fälle nachgewiesen worden, und es bestehe der Verdacht, dass auch andere Wohngruppen betroffen sein könnten, teilte die Stadt mit. Daher dürfen die Bewohner das Heim nun zwei Wochen lang nicht verlassen. Besuche sind verboten, und die Mitarbeiter dürfen ihre Wohnungen nur verlassen, um weiter im Heim zu arbeiten – mit Schutzkleidung.



