"Perfekter Start" mit Konfetti-Kanone und bibelfestem Bundespräsidenten
Frank-Walter Steinmeier eröffnete am Freitag die Mannheimer Bundesgartenschau. Es war eine Punktlandung auf dem Spinelli-Gelände.

Von Alexander Albrecht
Mannheim. Der Bundespräsident wählt den Weg durch die Mitte und geradeaus zum Ziel. Das unterscheidet Frank-Walter Steinmeier von Dribbelkönigen wie Messie oder Neymar. Die Namen der beiden Fußballhelden stehen auf Trikots von zwei Siebtklässlern der Mannheimer Tulla-Realschule. Wenn die vorbeikämen, wären die Jungs vermutlich wesentlich aufgeregter, so geben sie dem Staatsoberhaupt lässig die Hand.
Die 7d stellt an ihrem kleinen Stand bei der Bundesgartenschau ihr Projekt "Kinder machen Klima" vor. Dabei lernen sie, wie aus einem Samen ein stattlicher Baum wird. Einen selbst aufgezogenen, klimaresistenten Setzling bekommt Steinmeier als Geschenk. Vielleicht wird er ja die Baumhasel in den Garten von Schloss Bellevue einsetzen lassen – so wie die vor zwei Wochen mit König Charles III. gepflanzte Manna-Esche.
Bei seinem Rundgang am Freitag über das Buga-Gelände Spinelli gibt sich das Staatsoberhaupt volksnah, lässt sich nicht nur von Pressefotografen, sondern auch von Besuchern ablichten. Nur manchmal müssen seine Security-Leute mahnende Worte sprechen, wenn Gäste dem Präsidenten zu nah auf den Leib rücken wollen.
Ein Mann ruft Steinmeier hinterher: "Vielen Dank für die Politik, die Sie für Deutschland machen". Der Gelobte grinst und gibt den Dank zurück. Bei seinen weiteren Stationen in der U-Halle und bei jungen Landschaftsgärtnern nimmt er sich ebenfalls Zeit für ein Gespräch.
Auch interessant
Die Mannheimer Buga gefällt ihm, das hat er als deren Schirmherr bereits bei seiner Eröffnungsrede auf der großen Bühne vor viel lokaler, regionaler und baden-württembergischer Prominenz betont.
Und sich bibelfest gezeigt: Die ersten Menschen seien von Gott persönlich in den Garten Eden gesetzt worden, um ihn zu hüten und zu pflegen.
Von diesen "uralten Vorstellungen" spannt der Bundespräsident den Bogen zur Buga, die aus seiner Sicht "keine nebensächliche Veranstaltung für Erholungssuchende und Hobbygärtner" ist. Sondern viele positive Beispiele aufzeige, wie wir behutsam und nachhaltig mit unserer Welt umgehen.
Dann wird Steinmeier philosophisch und zitiert Niklas Luhmann. Der Sozialwissenschaftler hat das moderne Ohnmachtsgefühl in den Satz gekleidet: "Alles könnte anders sein, und fast nichts kann ich ändern." So fühlten sich angesichts der Herausforderungen des Klimawandels derzeit viele Menschen.
Womöglich habe Luhmann aber nicht mit den Gärtner gerechnet. Denn man könne im eigenen Umfeld durchaus eine Menge tun. Kritik übt Steinmeier an der früheren "öden" Gartengestaltung mit Steinplatten und Schotter. "Diese strahlen nicht nur finstere Langeweile aus, sondern sind im tiefsten Sinne auch lebensfeindlich." Pflanzen und Insekten verlören ihre Räume, manche Vogelarten würden immer seltener.
Die Buga liefere guten Anschauungsunterricht, wie man es besser machen kann. Auch darüber hinaus: Das kluge Anlegen eines Grünzugs verbessere das Klima und ermögliche eine kleine Auszeit vom Alltag vor der eigenen Haustür. Kaum hat Steinmeier die Eröffnungsformel gesprochen, macht es Peng, und die Konfetti-Kanone spuckt ihre bunten Schnipsel aus.
Geknallt haben dürften auch die Sektkorken. Alle Attraktionen auf Spinelli sind mehr oder weniger fertig geworden. Eine echte Punktlandung. "Ein perfekter Start", schwärmt der scheidende Oberbürgermeister Peter Kurz und räumt ein, dass sein "grüner Daumen" durchaus noch "ausbaufähig sei". Immerhin sehe sein eigener Garten inzwischen etwas wilder und naturbelassener aus. "Wir haben Angebote für Artenschutz geschaffen", so Kurz.




