Der Thymian und sein prominenter Fan
Professor Dietrich Grönemeyer klärte Buga-Besucher auf einer Gondelfahrt über die vielen heilenden Wirkungen der Pflanze auf.

Von Manfred Ofer
Mannheim. Der Name Thymian leitet sich aus dem altgriechischen Thymon ab und lässt sich mit "Lebenskraft" und sogar "Mut" übersetzen. Und genau da ging kürzlich die Reise für die Besucher der Bundesgartenschau hin, die mit Professor Dietrich Grönemeyer (70) eine Fahrt mit der Seilbahn machten, um seinen Ausführungen über die uralte Heilpflanze zu lauschen. Später hielt der Arzt und Autor auch noch einen Vortrag im Heilkräutergarten auf dem Spinelli-Areal.
Wer den Namen Grönemeyer hört, denkt meist an den singenden Bruder des Mediziners. Der Mediziner Dieser ist aber längst selbst eine bekannte Größe – als Arzt, Bestsellerautor, Talkshow-Gast oder Lehrstuhlinhaber für Radiologie an der Universität Witten/Herdecke. Wer an diesem Tag in die Buga-Gondeln stieg, hatte ihn mit etwas Glück unvermittelt vor sich. Denn Dietrich Grönemeyer saß schon drin, begrüßte die Zugestiegenen mit einem angenehm duftenden Topf Thymian und einem Lächeln.
Im Rahmen der etwa zehn Minuten dauernden Seilbahn-Tour zwischen den Buga-Geländen erfuhren seine Mitfahrer von ihm eine Menge spannender Geschichten über die uralte Heil- und Gartenpflanze. Grönemeyer sieht sich als "Brückenbauer" zwischen traditioneller Naturheilkunde und moderner Schulmedizin. Der Thymian liege ihm dabei besonders am Herzen, da er als Heilpflanze schon fast eine Universalwirkung habe, die nördlich der Alpen bereits im 16. Jahrhundert im berühmten Nürnberger Arzneibuch beschrieben wurde.
"Schon die alten Ägypter und Etrusker wussten diese Pflanze zu schätzen", erzählte Grönemeyer. In deren Kultur sei der Thymian unter anderem bei der Einbalsamierung von Leichen verwendet worden, was wohl mit dem alles überlagernden, angenehmen Duft und der keimabtötenden Funktion des aus ihm gewonnen Öls in Verbindung stand. Er selbst sei als Kind von seiner Mutter stets mit Thymian aus der Hausapotheke behandelt worden, wenn er sich mal wieder erkältet habe. Seitdem wisse er diese Pflanze zu schätzen, mit der er sich heute als Mediziner beschäftigt. Die heilende Wirkung sei durch wissenschaftliche Studien gut belegt. "Die Zeiten, in denen man als Verfechter der Kräutermedizin noch als Ökoapostel belächelt wurde, sind schon lange vorbei", bemerkte er. "Für mich ist der Thymian die Heilpflanze an sich". Eine, die aus seiner Sicht die Tür zu einer ganzheitlichen "Weltmedizin" öffnen könnte.
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Deshalb habe er auch den "Tag des Thymians" ausgerufen, um mit Blick auf die bevorstehende Erkältungssaison auf deren vielfältige Wirkung hinzuweisen, die er am Donnerstag beschrieb. Das ätherische Öl in den Blättern des Thymians habe schleimlösende Wirkung und erweitere die Bronchien, was das Abhusten des Sekrets deutlich leichter mache. Thymian, ob als Tinktur, Salbe, zur Inhalation oder als Tee, habe zudem antivirale und antibakterielle Wirkung, die er zur Behandlung einer frühen Bronchitis, bei Erkrankungen der oberen Atemwege und sogar bei leichten Fällen von Asthma einem Antibiotikum vorziehen würde, denn: "Viren sind nicht mit Antibiotika behandelbar".
Sobald die Erkrankung aber einen schweren Verlauf nehmen würde, gebe es keine Alternative dazu. Bemerkenswert sei auch die stark desinfizierende Wirkung, die dem Thymian eigen sei. Untersuchungen in Krankenhäusern hätten gezeigt, dass er bei der Bekämpfung von Infektionen sogar effizienter als Wasserstoffperoxid sei. "Ich finde, dass viel mehr Menschen über die Wirksamkeit aufgeklärt werden müssten", stellte Grönemeyer nochmals bei seinem Vortrag im Heilpflanzengarten fest. Deshalb tritt er seit 30 Jahren auch für einen Gesundheitsunterricht an Schulen ein, um das alte Wissen, das schon seine Mutter erfolgreich bei ihm angewendet habe, in der Breite zu vermitteln. "Jeder Mensch ist mit dem richtigen Wissen ein kleiner Medicus."