Buga Mannheim

Klima-Arena präsentiert Ideen für urbanes Leben der Zukunft

Unter dem Motto "Grün Stadt Grau" ist die Sinsheimer Klima-Arena auf der Bundesgartenschau vertreten.

16.05.2023 UPDATE: 16.05.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 37 Sekunden
Christian Litschko von der Klima-Arena zeigt, wie aus der verstopften Kreuzung ein Stück Grün in der Stadt wird: Mit einem Wisch über den interaktiven Bildschirm ist der Motorroller schon mal weg, bald auch alle anderen Fahrzeuge. Foto: Partner

Von Marco Partner

Mannheim. Wie sieht die Stadt der Zukunft aus? Unter dem Motto "Grün Stadt Grau" ist die Klima-Arena aus Sinsheim bei der Bundesgartenschau vertreten. In einer großen Ausstellung in der U-Halle 6 auf dem Spinelli-Gelände werden Mittel und Wege für ein nachhaltig grünes, urbanes Leben präsentiert.

Außerdem wird dem Klimawandel und seinen Herausforderungen spielerisch, vor allem aber sehr positiv und mit viel Kreativität begegnet.

Wenn Christian Litschko auf dem großen Bildschirm den Startknopf drückt, fliegen Autos in die Lüfte. Erst Kleinwagen, dann SUVs, später Laster und Wohnmobile – und letztlich sogar Ampeln und Verkehrsschilder. Die ganze Infrastruktur und der stotternde Stadtverkehr lösen sich sprichwörtlich in Luft auf.

"Wir zaubern hier ein wenig", sagt der Mitarbeiter des Sinsheimer Klima-Erlebnisortes mit Blick auf die eben noch vollgestopfte Kreuzung – eine Originalaufnahme aus Stuttgart –, die sich plötzlich in eine grüne Parkanlage, in einen öffentlichen Raum mit ungeahnter Lebensqualität verwandelt.

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"Mut zur Utopie" heißt die Station, tatsächliche Umsetzungen kann Litschko aber schon viele aufzählen. Beispielsweise aus Paris. Hier hat Bürgermeisterin Anne Hidalgo der Luftverschmutzung und bewährten Verkehrsmitteln vor zehn Jahren den Kampf angesagt.

Dabei setzt sie aber nicht nur auf Verbote, sondern schafft verstärkt neue Angebote durch den Ausbau der Metro, durch neue Tramlinien, günstige Leihräder, Fahrrad-Rikschas, Elektro-Tuk Tuks oder Öko-Taxis.

Und sie bessert wie zuletzt durch das Verbot des E-Scooter-Verleihs bei den Irrungen und Wirrungen auf dem Weg zur Verkehrswende auch mal etwas nach.

"Wie viele Stunden am Tag ist man im Schnitt mit dem Auto unterwegs", möchte Litschko bei einer kleinen Führung wissen. Eine Stunde, ist die Antwort, und die Parkstunden sind schnell gegengerechnet.

Mobilität ist bei der Schau mit Experimentiercharakter aber nur ein Thema und das Auto ganz gewiss kein Feindbild. Energie, Wohnen, Stadtgrün oder Wasser sind die weiteren Themen.

Doch um über die Stadt der Zukunft zu sprechen, muss eigentlich bei der Stadt von gestern begonnen werden. "Heutige Städte, auch Mannheim, wurden aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs aufgebaut. Damals musste es schnell gehen, da wurde kaum über Nachhaltigkeit nachgedacht", betont Litschko.

Die Folgen sind etwa Überhitzungen, ein allmählich eintretender Wassermangel für städtische Gärtnereien und ein schwieriges Nachjustieren am Bestand. In Städten sei es im Sommer bis zu zehn Grad heißer als auf dem Land, nicht begrünte Fassaden könnten sich sogar bis zu 60 Grad aufheizen.

Doch da ist Litschko ebenfalls positiv gestimmt: "Der Ästhetik-Gedanke in der Architektur ändert sich. Lange Zeit hatte sich auch bei Einfamilienhäusern im Grunde der Brutalismus durchgesetzt. Viel Stein, glatt und wenig Grün waren erstrebenswerte Ziele – mit den Schottergärten als Höhepunkt."

Nun aber sei ein Wandel feststellbar: Das Efeu, zeitweise nur noch als schmutzige Sammelstelle für Kleingetier empfunden, sehe man wieder vermehrt nach oben ranken. "Fassadenbegrünung ist eine natürliche Möglichkeit, um Kühle in die Stadt zu bringen", so Litschko. Und der Effekt sei nicht zu unterschätzen.

"Ich weiß, manchen quillt das Thema Klimawandel schon aus den Ohren raus", weiß er. Bei ihm ist das keineswegs der Fall. Der Sinsheimer sieht vielmehr das kreative Potenzial, das dadurch freigesetzt wird, und zeigt gerne auf, wie viele einfache, natürliche Ideen es gibt, die auf ihre serienmäßige und flächendeckende Umsetzung warten.

Wie zum Beispiel mehr Stadtbäume als Schattenspender und Wasserspeicher, die nach jedem Aufreißen der Straße für Glasfaser und Co. gleich mitgepflanzt werden könnten.

Oder ein Umdenken beim Wasserverbrauch: "Ist es wirklich normal, dass wir bestes Trinkwasser die Toilette herunterspülen?", fragt er. Auch Regenwasser oder das Grauwasser von Spülmaschine oder Duschkabine kann schließlich durch eine zweite Leitung genutzt werden. In Mustersiedlungen in München das schon der Fall.

Die Besucher werden aber nicht nur über Konzepte wie die "Schwammstadt" informiert, die Wasser aufnehmen und speichern kann, um es zeitverzögert wieder abzugeben. Sie können auch selbst Hand anlegen.

Mit Modellhäuschen kann man sein eigenes Stadtviertel zusammenbauen und die richtige Balance zwischen Bewohnerzahl, Natur, Erholung und Freizeit finden. Ähnlich wie in einem Plattenladen lässt sich in Kisten nach weiteren Ideen und konkreten Umsetzungen wühlen.

Und man spürt: Das Thema Klimawandel ist nicht negativ behaftet, wenn man sich kreativ damit befasst.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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