Kommt Zaun mit Katzenrolle zum Schutz der Haubenlerche um Spinelli?
Dazu hat sich die Stadt offenbar gegenüber dem Regierungspräsidium zum Schutz der Haubenlerche auf Spinelli verpflichtet.

Von Alexander Albrecht
Mannheim. Diese Nachricht muss selbst Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) erst einmal sacken lassen. Gerade hat Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach in seinem Vortrag im Konversionsausschuss berichtet, dass 15 bis 18 Hektar des einstigen Bundesgartenschau-Geländes umzäunt werden könnten.
Grund ist ein sogenannter öffentlich-rechtlicher Vertrag, den die Stadt 2019 mit der Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums in Karlsruhe geschlossen hat. Und den bislang weder Specht – damals Erster Bürgermeister – kannte, wie er sagt, noch der Gemeinderat und der Aufsichtsrat der Buga.
Schnellbach will das dreiseitige Dokument erst erhalten haben, nachdem die Tinte bereits trocken war. Das ist der entscheidende Punkt, der noch für weitere Diskussion sorgen wird: Wer hat für die Stadt unterschrieben, und wer wusste davon? Klar ist: Das Regierungspräsidium wollte die auf Spinelli brütenden und streng geschützten Haubenlerchen schützen, ebenso die Mauereidechsen.
In einer E-Mail von 2021, so Schnellbach, drängte die Naturschutzbehörde darauf, den Bereich im späteren westlichen Klimapark dauerhaft zu umzäunen. Auch darauf habe sich die Stadt eingelassen. "Ansonsten wäre kein Bagger auf das Gelände gerollt", so Schnellbach – und hätte die Buga vor dem Aus gestanden.
Auch interessant
Der Ausschuss wollte eigentlich darüber diskutieren, was von der Anfang Oktober zu Ende gegangenen Großveranstaltung erhalten werden kann. Ehrenamtliche hatten sich dazu bereit erklärt, die Pflege zu übernehmen. Nun scheint der Handlungsspielraum eingeschränkt. Die möglicherweise 1,20 Meter hohen Zäune würden einen Teil der Fläche prägen, zumal sie mit "Katzenrollen" ausgestattet werden müssen. Als unüberwindbares Hindernis für streunende Samtpfoten. Ausgerechnet Zäune, die jahrzehntelang das damalige US-Militärgelände vom Rest der Welt abgeschirmt hatten. "Da gehe ich lieber in der Kleinanlage nebenan spazieren", spottet FDP-Stadträtin Birgit Reinemund.
Schnellbach möchte das Gespräch mit der Naturschutzbehörde suchen. Vielleicht ist es möglich, den Bereich etwas weiter weg von der U-Halle zu verlegen, die nicht vollständig zurückgebaut wird und Ort für Veranstaltungen und Gastronomie sein soll. Thorsten Riehle (SPD) will die Vorgaben aus Karlsruhe nicht kritisieren, er glaubt aber nicht, dass viele Menschen zwischen Zäunen laufen wollten.
Man könne ja darüber nachdenken, ein paar Wege herauszunehmen. "Das würde vielleicht die Zahl der Zäune reduzieren." Schnellbach widerspricht, die Wege hätten für die Radfahrer durchaus ihren Nutzen.
"Mir gefällt der Zaun auch nicht", meint CDU-Stadrat und "Hobby-Ornithologe" Thomas Hornung. "Aber wir sollten die Kirche im Dorf lassen". Ein sehr großer Teil von Spinelli werde öffentlich zugänglich sein, auch mit dem Hund. Auf eine mögliche Absurdität weist Denis Ulas von der Li.Par.Tie-Fraktion hin. Auf den zur Buga entstandenen Panoramasteg, der in das Landschaftsschutzgebiet Feudenheimer Au hineinragt, könne man nur über den umzäunten Weg zulaufen.
"Das macht den Steg unattraktiv." Specht versucht, die emotionale Debatte zu versachlichen. "Wir sind am Anfang eines Prozesses." Er will nun Chancen und Möglichkeiten für Korrekturen ausloten. Womöglich biete die vertragliche Formulierung, es gehe es um den Schutz der "nachgewiesenen" Brut, eine Hintertür. Zumindest verspricht der OB, für Transparenz zu sorgen und die Bürger mit einzubinden, um die erhebliche Erwartungshaltung nach der erfolgreichen Bundesgartenschau nicht allzu sehr zu dämpfen.



