Die Pegel sinken wieder
Die Wasserstände am Rhein gehen nach dem Erreichen der Höchstwerte zurück. Komplett gebannt ist die Gefahr allerdings noch nicht.

Von Anna Manceron
Brühl/Altlußheim. Die Rheinanliegergemeinden im Sprengel können langsam wieder aufatmen: Nachdem der Rhein in Maxau und Speyer am Wochenende den höchsten Pegelstand erreicht hat, sinken die Werte nun kontinuierlich ab. Bereits am Sonntagvormittag meldete die Hochwasservorhersagezentrale (HVZ) Baden-Württemberg sinkende Wasserstände am südlichen Oberrhein. "Diese Tendenz setzt sich derzeit in den nördlichen Bereichen des Oberrheins fort", hieß es in einer Mitteilung.
Am Pegel Maxau, an dem sich die Rheingemeinden im Sprengel überwiegend orientieren, wurde der Scheitelwert am frühen Samstagabend mit 8,65 Metern erreicht. Laut der HVZ entspricht das in etwa einem zehnjährlichen Hochwasserereignis. Der Rheinpegel Speyer erreichte in der Nacht auf Sonntag seinen Höchststand. Der Scheitelpunkt wurde um 2.15 Uhr mit 8,23 Metern gemessen, danach fiel der Pegel fast stündlich ab. So soll es laut der HVZ in den nächsten Tagen weitergehen. Am Sonntagabend lag der Pegel in Speyer gegen 18 Uhr bei 7,99 Metern.
Die Freiwillige Feuerwehr Brühl war am Wochenende erneut im Dauereinsatz, um die Lage zu beobachten. "Der Wasserstand ist deutlich gestiegen, pegelt sich jetzt aber wieder ein und wird in den nächsten Stunden anfangen zu sinken", berichtet Pressesprecher Cort Bröcker am Sonntagmittag. Die Brühler Feuerwache soll noch bis Dienstag besetzt sein. "Damit wir schnell da sind, falls etwas passiert", erklärt Bröcker. Große Gefahr bestehe derzeit aber nicht. "Wichtig ist nur, dass die Menschen nicht auf den Dämmen herumlaufen", betont er. Deshalb kontrollierten die Wehr und das Ordnungsamt regelmäßig die Absperrungen.
Bis die wieder aufgehoben werden, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern. "Dafür muss das Wasser auf den Wiesen erst wieder ablaufen", betont Bröcker. An manchen Stellen sei das jedoch nicht möglich. Dort müsse das Wasser versickern oder verdunsten und bleibe deshalb oft lange stehen. "Das kann teilweise sogar mehrere Wochen dauern", so der Feuerwehrsprecher.
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Auch die neue Drohne, die die Brühler Brandschützer seit Kurzem nutzen, war am Wochenende im Dauereinsatz. "Die Drohne fliegt jeden Tag und ermöglicht uns einen Überblick, den wir vorher nicht hatten", berichtet Bröcker. So können die Rettungskräfte unter anderem überschwemmte Bereiche kontrollieren, die bislang nicht einsehbar waren – zum Beispiel das Bootshaus der Paddler in der Nähe der Kollerfähre. Die Flugreichweite der Drohne beträgt anderthalb bis zwei Kilometer.
Zurzeit beobachten die Brandschützer unter anderem den kleinen Sommerdamm, der eigentlich dafür da ist, die landwirtschaftlichen Felder zu schützen. Der Damm sei bereits beim letzten Hochwasser vor ein paar Monaten gebrochen und danach provisorisch repariert worden, berichtet Bröcker. Nun sei er an derselben Stelle wieder aufgebrochen. Für die Bevölkerung bestehe dadurch aber keine Gefahr. "Der Damm war ohnehin zu klein, um dem derzeitigen Hochwasser standzuhalten", meint Bröcker. "Das Wasser wäre auch dann drüber gelaufen, wenn er nicht gebrochen wäre." Der Hauptdamm in Brühl sei jedoch deutlich höher. "Da muss schon sehr viel Wasser kommen, damit es für die Bevölkerung gefährlich wird", erklärt der Feuerwehrsprecher.
In Altlußheim stuft Feuerwehrkommandant Thorsten Lehrenkrauß die Situation ebenfalls als stabil ein. "Die Hochwasserlage entspannt sich derzeit", berichtet er am Sonntagnachmittag. Bereits am Morgen habe man beim Abfahren der Deichanlage festgestellt, dass der Pegel in Altlußheim leicht gefallen sei. "Die Deichanlage selbst sieht recht gut aus", so der Kommandant. Bereits am Dienstag habe die Feuerwehr den Deich, der ebenfalls Sommerdamm genannt wird, mit etwa 150 Sandsäcken an bestimmten Stellen verstärkt. "Die Altlußheimer Bauern haben diesen Damm vor 200 Jahren aufgeschüttet, um das Niederfeld zu schützen", erklärt Lehrenkrauß. Der Damm soll leichte Hochwasser im Sommer abfedern. Beim derzeitigen Pegelstand sei das knapp gewesen und habe gerade noch so funktioniert. "Die Dammbruchgefahr besteht aber nach wie vor", betont Lehrenkrauß. Das Ordnungsamt der Gemeinde habe deshalb einen privaten Sicherheitsdienst engagiert, dessen Mitarbeiter die Zugänge zum Niederfeld bewachen. "Die Leute sehen, dass es trocken ist und denken, sie könnten dort entlang laufen", erzählt der Kommandant. "Aber wenn der Sommerdamm bricht, wird das Niederfeld mit mehr als zwei Metern Höhe überflutet."
Der Sommerdamm sei damals zwar nach bestem Wissen und Gewissen aufgeschüttet worden, aber kein statisch geprüftes Bauwerk. "Bislang hat er gehalten, aber es gibt keine Sicherheit", betont der Kommandant. Auch die Brühler Wehr richtet noch einmal einen eindringlichen Appell an die Bevölkerung: Das Betreten der abgesperrten Bereiche sei ausnahmslos verboten. "Auch wenn man nur mal schauen möchte: Es ist wirklich nur Wasser!"



