Der Unmut hält sich in Grenzen
Die Arbeiten wirken sich vor allem auf den Intercity-Fernverkehr aus

Große Gitter am Treppenaufgang machen deutlich: Auf den Gleisen neun und zehn des Bahnsteigs E geht bis Jahresende nichts mehr. Foto: Alfred Gerold
Von Gerhard Bühler
Rhein-Neckar. Der Nahverkehr in der Region soll reibungsloser rollen – deshalb hat die Bahn im Mannheimer Hauptbahnhof den Bau eines neuen Bahnsteigs F eigens für S-Bahnen in Angriff genommen. Wegen der Arbeiten muss der Nachbarbahnsteig E allerdings monatelang gesperrt werden. Von den Einschränkungen sind vor allem Reisende im Fernverkehr betroffen. Die RNZ hat sich am Hauptbahnhof umgesehen.
Bahnsteig F mit den Gleisen 11 und 12 ist zwar noch nicht komplett fertiggestellt. Ein Teil aber, der bereits im Dezember 2016 seinen Betrieb aufgenommen hat, bietet bereits alle Ausstattungsmerkmale eines richtigen Bahnsteigs: eine Überdachung, so lang wie ein Regionalzug, Rolltreppen und Anzeigentafeln. Laut Bahn sollen nun weitere Arbeiten im Gleisbereich und am Bahnsteig E erfolgen. Dazu müssen jedoch die Gleise 9 und 10 bis Dezember gesperrt werden. Große Gitter am Treppenaufgang im Bahntunnel und ein Schild machen das den Reisenden unmissverständlich klar.
"An diesen beiden Gleisen halten normalerweise S-Bahnen und Regionalzüge in Richtung Karlsruhe, Mosbach, Heilbronn und Bensheim. Jene, die in südliche Richtung fahren, kommen jetzt am Gleis 11 oder 12 an", sagt Zugbegleiter Yassin Büyük. Heilbronner Züge werden auch auf die Gleise 7 oder 8 umgeleitet. Derweil wartet Carina Reusch an Gleis 11 auf ihre S-Bahn. Mit der S 3 fahre sie täglich von Mannheim nach Karlsruhe, erzählt die junge Frau. "Gewöhnlich steige ich am Gleis 9 ein. Die paar Meter mehr machen mir nichts aus", sagt sie.
Auch für Sarah Hassis hat sich kaum etwas verändert. Sie pendelt wegen einer Weiterbildung täglich mit der S 3 von Wiesloch nach Mannheim. "Ich muss jetzt halt an einen anderen Bahnsteig", sagt sie entspannt. Bei manchen Berufspendlern müssten sich die Neuerungen noch herumsprechen, berichtet ein Servicemitarbeiter der Bahn. Viele seien erst einmal überrascht, dass der bisherige Bahnsteig gesperrt sei. Die Umgewöhnung gehe aber schnell, so der Mitarbeiter. Allerdings gibt es im Fernverkehr auch Zugausfälle.
Auch interessant
So ist in dem neuen Fahrplan der morgendliche IC 1114 nach Mainz gestrichen worden. Rund 100 bis 150 Pendler seien auf diese Verbindung angewiesen, ärgerte sich kürzlich ein im Mainzer Uniklinikum arbeitender Heidelberger. Der nächste Zug komme planmäßig 35 Minuten später an, habe aber regelmäßig eine Viertelstunde Verspätung. Bis Jahresende halten auch der ICE 711 (Köln-Stuttgart) und in der Gegenrichtung der ICE 710 am Nachmittag nicht mehr in Mannheim. Gleiches gilt auch samstags für den IC 2317 zwischen Mainz und Stuttgart.
Der Mainzer Klinikmitarbeiter und andere Pendler machten mit einer spontanen Demo ihrem Unmut Luft. Bei der Bahn nimmt man das offenbar gelassen. Ihre Mitarbeiter dürfen zwar offiziell nichts sagen, als sie die RNZ bei der Vorort-Recherche im Mannheimer Hauptbahnhof anspricht. Hinter vorgehaltener Hand heißt es aber, allzu viele Fahrgäste seien ja nicht von den Änderungen betroffen. Und abgesehen davon habe die Bahn derzeit angesichts der gesperrten Rheintal-Strecke bei Rastatt derzeit ohnehin ganz andere Sorgen.



