Auf die Bühne kommt nur Fröhlichkeit

Markus Beisel betreibt das Rhein-Neckar-Theater

Mit seiner Kunstfigur Céline Bouvier wurde der Schauspieler bekannt

30.08.2018 UPDATE: 06.09.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 57 Sekunden
Ein Multi-Talent: Schauspieler und Regisseur Markus Beisel macht seine Kostüme und Perücken zum größten Teil selbst. Foto: Gerold

Von Jan Millenet

Mannheim. Auf den ersten Blick etwas versteckt, in einem alten Backstein-Industriegebäude zwischen einem Spielcasino und der Disco "Connexion", liegt es: das Rhein-Neckar-Theater. Der rosa Schriftzug über dem Eingang ist ebenfalls leicht zu übersehen. Doch wer das kleine Schauspielhaus im Mannheimer Stadtteil Neckarau betritt, befindet sich plötzlich in einer anderen Welt. Eine Welt, die der gelernte Schauspieler Markus Beisel zusammen mit Marco Haas aufgebaut hat. Eine Welt, in der vor allem der Humor regiert.

"Wir spielen ausschließlich lustige Stücke", sagt Markus Beisel, der im Betreibergespann der künstlerische Leiter ist, während Marco Haas hauptsächlich als Geschäftsführer des Rhein-Neckar-Theaters fungiert. "Wir sagen immer, dass er Hirn und Hand sei. Und ich Herz und Seele", erklärt Beisel und lacht, während er im freundlichen Foyer mit einer Kaffeetasse in der Hand sitzt. Markus Beisel ist kein Unbekannter. Seinen Namen kennt man in der Theaterszene deutschlandweit. Mehr aber vielleicht noch den der Céline Bouvier, einer Dame mit rotem Haar. Denn auch dahinter verbirgt sich der gebürtige Mannheimer. Mit der Travestie-Rolle wurde er bekannt. "Und diese Rolle hat das alles hier bezahlt", sagt der Künstler und blickt sich in den Gemäuern um.

Im Rhein-Neckar-Theater vermischt sich Industriecharme mit Kunst. Die Räumlichkeiten mit den hohen Decken und den Backsteinmauern haben erst durch Haas und Beisel Form angenommen. "Früher war das eine Müllkippe", erinnert sich der Schauspieler an die Zeit vor 2012, als das Theater eröffnete. "Es gab keine Wände, sondern nur Dreck, tote und lebendige Tauben", beschreibt der 39-Jährige. Sie machten sich ans Werk und schufen eine Kulturstätte, in der seitdem viel gelacht wird.

Die Komödien und Musicals, die im Rhein-Neckar-Theater gespielt werden, schreibt Markus Beisel vornehmlich selbst. Aus einem ganz bestimmten Grund. "Wir umgehen damit die Gema-Gebühren", erklärt er. Denn diese Gebühren, die anfallen, wenn beispielsweise Werke anderer Künstler gespielt werden, seien teilweise sehr hoch. Zu hoch für das kleine Theater. "Wir hatten einmal den Fall, dass die Gebühren für einen Abend höher gewesen wären als unsere Einnahmen", so Markus Beisel. Daher greift der gelernte Schauspieler selbst zum Stift, schreibt Stücke und Musicals. Und die Ideen gehen ihm dabei bislang nicht aus.

Die Kosten niedrig halten, ist die Devise der Theaterbetreiber. Was jedoch nicht bedeutet, dass daran die Qualität leidet. Um zu sparen und gleichzeitig aber auch einzigartig zu sein, greift Markus Beisel selbst zu Nadel und Faden und näht alle Kostüme, die bei den Auftritten zum Einsatz kommen. Er knüpft sogar die Perücken eigenhändig, die dadurch genau an die Schauspieler angepasst werden können.

Mit 16 Jahren stand Markus Beisel das erste Mal auf der Bühne. Bei dem Musical, mit dem auch Xavier Naidoo bekannt wurde: "Human Pacific". "Ich wollte mitspielen und hatte mich damals einfach beworben. Ganz ohne Schauspielkenntnisse - das war ganz schön dreist", erzählt er lachend. Und er wurde genommen. Neben Naidoo befand sich mit Bülent Ceylan ein weiterer, heute famoser Mannheimer im Ensemble von "Human Pacific". "Er war damals als Soldat im Chor", erinnert sich Beisel noch genau, grinst und flüstert: "Zum Glück singt er heute nicht mehr auf der Bühne."

Wie für einige Mannheimer Künstlergrößen stellten sich auch für Markus Beisel mit "Human Pacific" die Weichen gen Bühnenwelt, in die er auch Céline Bouvier gebar. Doch diese Rolle würde er so langsam gern abschaffen. "Ich würde ihr wünschen, dann zu gehen, wenn es am geilsten ist." Immerhin sei er in diese Rolle schon mit 20 Jahren geschlüpft, spielt sie also schon fast 20 Jahre lang. Doch noch lebt sie weiter, bringt nötige Finanzen ein. In der Capitol-Produktion "Im weißen Rössl" zum Beispiel, wo Bouvier - oder besser gesagt Beisel als Bouvier - die Wirtin Josepha spielt. Eine ziemliche Herausforderung, eine Rolle in der Rolle zu spielen, gibt er zu. Auch in der neuen Capitol-Produktion "Evita" ist Markus Beisel mit dabei. Die Auftritte außerhalb des Rhein-Neckar-Theaters erden mich", erklärt er. Denn künstlerischer Leiter zu sein, sei etwas ganz anderes als Schauspieler auf der Bühne. Dass er beide Seiten gut kennt, helfe ihm im Umgang mit den Schauspielern, die er für seine Stücke engagiert.

Mit "Romeo allein an Bord", natürlich einer Komödie, präsentiert das Rhein-Neckar-Theater, bei dem aktuell neun Stücke im Wechsel laufen, in der anstehenden Saison ein neues Stück. Premiere ist Mitte November. Und Markus Beisel, der bei diesem Stück von Danilo Fioriti Regie führt, freut sich schon. "Wir bringen den Zuschauern damit Shakespeare etwas näher." Allerdings mal ganz anders: Denn bei diesem Romeo-und-Julia-Stück fehlt eine wichtige Person. "Die Julia", sagt Beisel mit verheißungsvollem Lächeln.

Info: www.rhein-neckar-theater.de

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