Bürgerinitiative will möglichst viele Bäume retten
Neutrales Gutachten gefordert - "Einzigartiges Juwel" werde zerstört

Mannheim. (rnz) Die Bürgerinteressen-Gemeinschaft (BIG) Lindenhof hat die Hoffnung nicht verloren, dass es möglich ist, Hochwasserschutz und Baumerhalt am Rheindamm zwischen den Stadtteilen Neckarau und Lindenhof zu vereinbaren. Zu dieser Einschätzung sei man aufgrund umfangreicher Recherchen und zahlreicher Gespräche mit Politikern, Deich- und Baumexperten, Ingenieuren, Juristen sowie Verbänden gelangt, erklärt BIG-Vorstandsmitglied Wolf-Rainer Lowack.
Für die geplante Sanierung sollen mehr als 1000 Bäume fallen. Die BIG kämpft gegen den vom Regierungspräsidium Karlsruhe geplanten Kahlschlag im Waldpark.
Im Juli hatten Vertreter der Bürgerinitiative Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) eine Petition mit rund 22.000 Unterschriften übergeben. Nach der Sommerpause trugen sie Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) und Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne) die zentrale Forderung der Petition erneut vor: ein neutrales Gutachten zur Prüfung baumschonender Alternativen.
Hintergrund
Die Stadt habe "natürlich den Wunsch", möglichst viele Bäume zu erhalten, betont Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz. Aber klar sei auch: "Hochwasserschutz muss kommen." Die Folgen eines Dammbruchs wären verheerend. Am Ende sei die Frage, wie viele Bäume
Die Stadt habe "natürlich den Wunsch", möglichst viele Bäume zu erhalten, betont Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz. Aber klar sei auch: "Hochwasserschutz muss kommen." Die Folgen eines Dammbruchs wären verheerend. Am Ende sei die Frage, wie viele Bäume erhalten werden können, eine fachliche und keine politische, verweist der Oberbürgermeister auf Gutachten und das Planfeststellungsverfahren des Landes.
Ausdrücklich freuen würde sich Kurz, wenn der FDP-Bezirksbeirat Wolf Engelen Recht behielte. Laut dem Liberalen gibt es Erkenntnisse, dass die Wurzeln den Baumstamm stabilisieren würden - in Einklang mit dem Hochwasserschutz. "Wer hätte nicht ein Interesse daran, dass sich Hochwasser- und Baumschutz kombinieren ließen?"
Das Regierungspräsidium habe schon geprüft, ob der Damm verlegt werden könne. Dann, so Kurz, würden die Bäume zwar geschützt. Man greife aber etwa in Sport- oder Kleingartenanlagen ein. Er wünscht sich, dass das weitere Verfahren transparent und fachlich valide ist, so dass sich Bürger jederzeit informieren können. Vom Land erwartet Kurz, dass man offen für Alternativen ist. Der OB verspricht: "Wir werden den Prozess im Interesse der Bürger begleiten und kritisch hinschauen." (alb)
"Dazu gab es leider für uns keine befriedigende Antwort", bedauerte Lowack. Denn zunächst muss rechtlich geprüft werden, ob die Stadt überhaupt ein solches Gutachten in Auftrag geben kann. Das Regierungspräsidium Karlsruhe hingegen hat erklärte, man wolle die Ergebnisse des Gutachtens berücksichtigen, dass es beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT) in Auftrag gegeben worden ist.
Diesem Gutachten steht die Bürgerinitiative jedoch kritisch gegenüber. Wolf Engelen, BIG-Gründungsmitglied und FDP-Bezirksbeirat des Stadtteils Lindenhof, erklärte: "Wir versprechen uns davon nicht allzu viel. Dieses Gutachten wird das Vorhaben des Auftraggebers, das ist das Regierungspräsidium, im Wesentlichen bestätigen." Selbstverständlich sehe auch die BIG Hochwasserschutz als wichtig an, betonte Wolf Engelen.
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Wolf-Rainer Lowack verwies auf gutachterliche Bewertungen bei anderen Projekten, die besagten, dass Bäume mit ihrem Wurzelwerk Dämme sogar erheblich stabilisieren. Darüber hinaus dürfe ein solches Großprojekt nicht an den Kosten scheitern: "Bei einer teureren Lösung mit Hochwasserschutzwänden könnten wahrscheinlich die meisten Bäume erhalten bleiben", ist sich Lowack sicher.
Gerade der vergangene Sommer habe gezeigt, wie lebensnotwendig Bäume sind, schon allein für die Abkühlung einer Stadt, die Feinstaubbindung und die Produktion von Sauerstoff. "Wenn die Pläne rücksichtslos durchgezogen und Tausende alter Bäume gefällt werden, wird für die nächsten Generationen ein einzigartiges Juwel der Stadt Mannheim teilweise unwiederbringlich zerstört werden", bekräftigt Engelen.
Die BIG steht in Kontakt mit mehreren potenziellen Gutachtern. "Wir fordern nach wie vor, dass die Stadt Mannheim ein unabhängiges Gutachten in Auftrag gibt. In erster Linie wollen wir damit ein gemeinsames Vorgehen der Stadt und unserer Initiative sicherstellen", erklärt BIG-Vorstandsmitglied Ulrich Holl.
Die Bürgerinitiative sei aber auch bereit, selbst ein Gutachten in Auftrag zu geben. Erste Spendenzusagen habe man dazu bereits erhalten.
Info: Die Rheindammsanierung ist Thema am Dienstag stattfindenden Ausschuss für Umwelt und Technik.