13 Gotteshäuser sind von der Schließung bedroht
Weil die Badische Landeskirche Geldsorgen hat, sollen nun 13 "C-Kirchen" keine Unterhaltsfinanzierung mehr erhalten. Möglicherweise werden sie ganz aufgegeben.

Von Heike Warlich-Zink
Mannheim. "Unsere Gesellschaft wandelt sich und damit auch die Kirche. Dieser Wandel wird sichtbar werden", sagt Stadtdekan Ralph Hartmann. Vor allem bei den Gotteshäusern, die die Evangelische Kirchengemeinde künftig nicht mehr in Gänze finanzieren kann. In 13 Kirchengebäude wird demnach nicht mehr investiert.
Sinkende Kirchensteuereinnahmen auf der einen, steigende Energie- und Baukosten auf der anderen Seite hatten die Badische Landeskirche bereits vor Corona und dem Ukrainekrieg dazu veranlasst, einen Strategieprozess anzustoßen. Bis 2032 sollen unter der Überschrift "Transformation und Reduktion" neue Formen kirchlichen Lebens gefunden und 30 Prozent an Haushaltsmitteln eingespart werden.
Die Stadtsynode Mannheim hat sich jetzt bei ihrer Frühjahrstagung mit 63 Ja-Stimmen, zwei Nein-Stimmen und sechs Enthaltungen darauf geeinigt, in einem ersten Schritt ihre 32 Kirchen zu kategorisieren. Die sogenannten zwölf A-Kirchen, darunter die Christuskirche in der Ost- und die Konkordienkirche in der Innenstadt, sollen langfristig als geistliche Orte aus Haushalts- beziehungsweise Kirchensteuermitteln erhalten, gepflegt und modernisiert werden. Darin eingeschlossen sind Maßnahmen für die dazugehörigen Gemeinde- und Pfarrhäuser. Schon dafür wird das Geld kaum ausreichen.
Für sieben Kirchen der Kategorie B, beispielsweise die Friedenskirche in der Schwetzingerstadt oder die Emmauskirche im Stadtteil Schönau, sollen Reparaturen ausgeführt werden, solange es deren baulicher Zustand erlaubt. In die 13 C-Kirchen sollen hingegen keinerlei Mittel fließen. "Dieser Wandel und der Abschied von Liebgewonnenem tut vielfach weh und bringt derzeit viele Unsicherheit mit sich. Das ist schwer auszuhalten", gibt Hartmann unumwunden zu. Doch die evangelische Kirche habe über 2000 Jahre Erfahrung damit, sich auf Veränderungen von gesellschaftlichen Gegebenheiten einzustellen.
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Insbesondere was die Zukunft der Kirchen in Kategorie C angeht, macht man sich in den betroffenen Gemeinden Sorgen. Jede der sieben Regionen des Stadtbezirks trägt mindestens eine davon mit. Manche Gebäude können aufgrund ihres Zustands durchaus noch mehrere Jahre für kirchliche Zwecke genutzt werden. Doch es muss begonnen werden, nach Nutzungserweiterungen und Umnutzungen zu suchen. Der Beschluss der Stadtsynode erlaubt zudem, alternative Finanzierungen aus privaten und öffentlichen Mitteln einzuwerben.
Aber was, wenn das nicht gelingt? Dann könnten diese Gotteshäuser auch ganz aufgegeben werden. "Sicher gibt es C-Kirchen, die aufgrund ihrer Bauart und Lage leichter umnutzbar sind", erklärt Hartmann. Ein solches Beispiel ist die mittlerweile auch als "Kulturkirche" bekannte Epiphaniaskirche in Feudenheim. Da in Mannheim das Grundstücks- und Raumangebot sehr begrenzt sei, hofft Hartmann darauf, dass sich kreative Ideen für die C-Kirchen entwickeln. Die vergleichsweise kleine Martinskirche in Rheinau-Süd beispielsweise sei in einem guten Zustand. Überlegungen, diese ganz abzugeben, hätten daher Zeit. Und wenn doch, dann wäre dort eine Nutzung wünschenswert, die es der Kirche erlaube, sich zeitweise in die Räume einzumieten.
Wie fast alle Kirchen, so steht auch die erst Mitte der 1960er-Jahre erbaut Lukaskirche im Almenhof unter Denkmalschutz. "Das bedeutet zunächst Einschränkungen in denkbare Umbauten und Umnutzungen", weiß Hartmann. Zumal es diesbezüglich in Süddeutschland kaum Erfahrungen gebe. "Wir werden lernen müssen, miteinander Lösungen zu finden. Es ist auch bei denkmalgeschützten Kirchen besser, diese baulich zu verändern, als sie am Ende abreißen zu müssen, weil sich wegen der Auflagen keine Nutzung realisieren lässt. Da braucht es, wie in vielen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens, ein Umdenken", betont der Stadtdekan.
Die Vorgaben zur Veränderung kommen zwar von der Landeskirche, doch überlässt diese es den Kirchenbezirken, wie sie den Strategieprozess 2032 umsetzen. Mannheim ist nach Einschätzung des Synodenvorsitzenden Ralf Daum früh dran. Das wiederum versetzt die sieben Regionen in die Lage, tragfähige Konzept zu entwickeln.
Denn da der Masterplan der Landeskirche neben dem Thema der Reduktion einen weiteren Schwerpunkt auf die Transformation setzt, werden neue Formen kirchlichen Lebens gesucht und Möglichkeiten, wieder mehr mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Dazu gehört laut Hartmann, dass man sich in den jeweiligen Sozialräumen noch mehr mit den jeweiligen Akteuren vernetzen werde.