Baktat: Vom Jungbusch-Laden zum Europa-Marktführer aus Mannheim
1986 eröffnete Mustafa Baklan einen kleinen Laden im Mannheimer Stadtteil Jungbusch. Heute arbeiten für den türkische Lebensmittelhändler 1500 Mitarbeiter. Sein Erfolgsrezept: "türkische Flexibilität und deutsche Disziplin".

Öle, Tee, Kaffee, Oliven, Tomaten und andere Spezialitäten kommen von der Türkei direkt in das Baktat-Logistikzentrum nach Mannheim-Neckarau. Foto: vaf
Von Gabriele Booth
Morgens um sechs Uhr beginnt für Mustafa Baklan der Arbeitstag auf dem Mannheimer Großmarkt. Hier kommen per Lkw die Produkte aus der Türkei an: Oliven, Tomaten, Peperoni, Kichererbsen, Teigwaren, Antipasti, Weine. Hier spürt er den Puls seines Unternehmens, führt Gespräche mit den Mitarbeitern, den Händlern, erfährt, was am Markt gefragt ist. In einer eigenen Lagerhalle neben dem Großmarkt werden die Baktat-Produkte auf 800 Quadratmetern einsortiert. Das ist die erste Station in Mannheim. Unweit des Großmarkts hat sich vor Jahren die Firmenzentrale in der Neckarauer Wattstraße etabliert. Wenn hier die Mitarbeiter gegen 17 Uhr nach Hause gehen, ist für den geschäftsführenden Gesellschafter der Baktat-Gruppe, Mustafa Baklan, noch lange nicht Feierabend. Jetzt beginnt die organisatorische "Büroarbeit", die das 1500 Mitarbeiter mit einem Umsatz von rund 120 Millionen Euro im Jahr zählende Unternehmen am Laufen hält. Die Baktat-Gruppe ist weiter auf Expansionskurs. In der Neckarauer Wattstraße wird gerade das Logistikzentrum erweitert, weil das Hochregallager aus allen Nähten platzt. Und weil der Web-Shop mehr Vorratshaltung erfordert.
Hintergrund
Unter dem Zeichen der aufgehenden Sonne vertreibt die Lebensmittelhandelsgesellschaft Baktat mit Sitz in Mannheim-Neckarau Lebensmittel aus der Türkei und dem Mittelmeerraum, in erster Linie in der Weite Anatoliens herangereifte Oliven, Tomaten, Öle, Tee, Kaffee und Weine,
Unter dem Zeichen der aufgehenden Sonne vertreibt die Lebensmittelhandelsgesellschaft Baktat mit Sitz in Mannheim-Neckarau Lebensmittel aus der Türkei und dem Mittelmeerraum, in erster Linie in der Weite Anatoliens herangereifte Oliven, Tomaten, Öle, Tee, Kaffee und Weine, inzwischen auch viele Bioprodukte. Baktat heißt übersetzt "Schau, was für ein Geschmack". Über 30 Familienmitglieder arbeiten heute in der Firmengruppe. Insgesamt gehören zum Baktat-Unternehmen 1500 Mitarbeiter, davon etwa 80 in Mannheim. Nach eigenen Angaben liegt der Jahresumsatz bei rund 120 Millionen Euro. 1986 eröffnete Mustafa Baklan mit seinem Bruder einen kleinen Laden im Mannheimer Jungbusch. Sieben Jahre später entstand die Marke Baktat, die heute den Markt für türkische Lebensmittel in Europa beherrscht, aber auch nach Australien und die USA liefert.
Wer ist dieser Mann, dem es gelungen ist, sein Unternehmen zum europaweiten Marktführer für türkische Lebensmittel zu machen? 1956 wurde Mustafa Baklan in Anatolien geboren, kam als 16-Jähriger nach Mannheim, wo sein Vater als Gastarbeiter arbeitete. Er selbst hat sich vom Hilfsarbeiter auf dem Mannheimer Großmarkt zum Chef eines international agierenden Lebensmittel-Großhandels hochgearbeitet. Ein Unternehmer mit einer Bilderbuch-Karriere sozusagen, der bescheiden und bodenständig geblieben ist und sich ins gesellschaftliche Leben in Mannheim und der Region einbringt.
In der Neckarauer Wattstraße werden türkische und südländische Lebensmittel in großen Mengen umgeschlagen - in Dimension und mit einem Sortiment von 3000 Produkten einmalig. Die Baktat-Handelsketten beliefern Supermärkte in Deutschland und ganz Europa mit Oliven, getrockneten Tomaten, Schafskäse, Olivenölen, Fisch- und Fleischprodukten, aber auch miut Teigwaren, Gewürzen und Süßigkeiten. Vom Zentrallager in der Neckarauer Wattstraße aus werden Waren in 50 Länder, auch in die USA und sogar nach Australien exportiert. Die Mittelmeerprodukte werden so stark nachgefragt, dass das Trockenlager erst vor kurzem erweitert wurde, geplant sind ein großes Kühllager und ein Abholmarkt für die Lebensmittelhändler der Region. In Neckarau wurde der logistische Bereich für Lebensmittel und Getränke gerade erweitert. Die Hälfte des Baktat-Frischezentrums, das ein Baklan-Bruder in Kehl/Straßburg betreibt, wird zudem schon bald nach Mannheim verlagert. Außerdem entsteht ein etwa 1000 Quadratmeter großer Cash&Carry-Markt in Neckarau.
"Unser Umsatz ist trotz Bauzeit um sieben bis acht Prozent gestiegen", stellt Mustafa Baklan nicht ohne Stolz fest. Das Erfolgsrezept? "Unsere Betriebsphilosophie ist türkische Flexibilität und deutsche Disziplin", meint er schmunzelnd. Und natürlich die Qualität der Produkte, verweist er auf die internationalen IFS-Zertifizierungen. Achtzig Prozent der Produkte kommen aus der Türkei, meist Anatolien, direkt vom Erzeuger. Baktat-Leute kaufen direkt bei Bauern vor Ort ein.
Ohne die Familie wäre das nicht zu schaffen. 34 Familienmitglieder gehören zum Baktat-Kern, mit vier Brüdern hat Mustafa Baklan 1993 den Lebensmittelkonzern gegründet. Der Anfang war noch recht bescheiden: Zusammen mit einem später tödlich verunglückten Bruder hatte er 1986 einen kleinen Laden im Mannheimer Jungbusch eröffnet und festgestellt, dass vielen Türken in Mannheim die sonnengereiften Tomaten und Oliven aus dem Heimatland fehlten. Wenn sie aus dem Urlaub im Heimatland kamen, brachten sie in ihren Kofferräumen massenweise Vorräte mit. Damals wurde die Baktat-Geschäftsidee geboren, im Großmarkt ein kleines Lager angemietet.
Das Bemerkenswerte an Mustafa Baklan: Bei aller Verantwortung für die Firma hat er nie den Blick für die Welt um sich herum verloren. Das erklärt, weshalb er trotz seines vollen Terminkalenders eine ganze Reihe von Aufgaben übernommen hat.
Eine davon ist sein Engagement in der "Mannheimer Runde" - einem Zusammenschluss von Wirtschaftsführern der Quadratestadt, die sich zusammengefunden haben, um die Entwicklung des Standorts voranzubringen Baklan identifiziert sich hundertprozentig mit "seinem Mannheim". Hier lebt er seit 42 Jahren, hat vor ein paar Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen.
"Mannheim ist zu meiner Hauptheimat geworden", bekennt er. Heute ist das Familienunternehmen mit 1500 Mitarbeitern, davon rund 80 In Neckarau, eines der ganz Großen unter den Großhändlern für südländische Lebensmittel. Inzwischen sind drei erwachsene Kinder von Mustafa Baklan im Unternehmen tätig. Trotz seines geschäftlichen Erfolgs hat er die Verbindung zu seinen Landsleuten nie verloren, engagiert sich im Fußballverein Türkspor, hat den ersten türkischen Unternehmerverband gegründet, ebenso das türkische Institut für Bildung, unterstützt das Deutsch-Türkische Wirtschaftszentrum für Existenzgründer in U6, ist Mitglied der Bürgerstiftung, in der IHK Rhein-Neckar aktiv, sponsert die Hochschule für Management.
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Was ihn antreibt? "Es geht darum, gemeinsam zu handeln, um die Herausforderungen in Bezug auf den Fach- und Führungskräftemangel zu bewältigen", erklärt er, auch und gerade in Mannheim. Deshalb engagiert er sich für eine Aufwertung des Standorts. Bei allem internationalen wirtschaftlichen Erfolg versteht sich Mustafa Baklan als Brückenbauer zwischen der türkischen und deutschen Kultur.
"Mein Leitgedanke ist, dass ein Unternehmer verantwortungsbewusst seinem Umfeld gegenüber handeln muss. Als türkischstämmiger deutscher Unternehmer trage ich selbstverständlich auch Verantwortung, sowohl der türkischen als auch der deutschen Gesellschaft gegenüber".