Was passiert nun mit der Ochsenkopfwiese? (plus Videos)
Die Zukunft des Areals ist am kommenden Dienstag Thema im Umweltausschuss. Stadt und Bürgerinitiative wollen es zur Grünfläche umwidmen.

Von Reinhard Lask
Heidelberg. Der Bürgerentscheid vor etwas mehr als einem Jahr war nicht nur für die Zukunft des Betriebshofs, sondern auch die der Ochsenkopfwiese zwischen Bergheim und Wieblingen entscheidend. Am Ende war die Wiese gerettet, die RNV bleibt mit ihrem Betriebshof in Bergheim und nur ein kleines Wiesenstück soll für die Radbrücke wegfallen, die die Bahnstadt mit Neuenheim verbinden soll. Doch was mit dem Großteil der Ochsenkopfwiese passieren soll, ist noch unklar. Noch sei diese als Gewerbegebiet ausgewiesen, sagt Rainer Zawatzky, Sprecher des "Bündnis für Bürgerentscheid Klimaschutz", deren Mitglieder und Unterstützer sich für den Erhalt der Wiese ins Zeug gelegt hatten.
Für sie steht an erster Stelle, dass das Gebiet nun möglichst schnell umgewidmet wird, damit statt des Betriebshofs jetzt nicht andere Investoren angelockt werden. Zawatzky fordert daher, die Wiese unter Schutz zu stellen, um eine Bebauung auszuschließen. Zu wichtig sei die Fläche für das Stadtklima und als Naherholungsort für die Anwohner. Zawatzky verweist auf einen Antrag von drei Gemeinderatsfraktionen aus dem November 2019, der die dauerhafte "Unterschutzstellung" der Ochsenkopfwiese festschreiben soll.
Dazu soll es eine Änderung des Flächennutzungsplanes geben. "In den Bezirksbeiräten Wieblingen und Bergheim kam der Antrag bereits gut an", sagt Zawatzky. Am Mittwoch, 16. September, beschäftigt sich noch der Stadtentwicklungsausschuss* (17 Uhr, Rathaus) mit der Umwidmung. Am 8. Oktober könnte die Wiese dann vom Gemeinderat unter Schutz gestellt werden. "Dann wäre sie gerettet", sagt Zawatzky.
Vonseiten der Stadt hieß es, dass der Entscheidungsprozess noch laufe, weil es zahlreiche Anträge der Parteien hierzu gebe. Grundsätzlich sei die Stadtverwaltung für die "Umwidmung der Fläche zu einer öffentlichen Grünfläche", sagte ein Stadtsprecher. Doch was dann? Eine Idee ist, aus der Wiese eine "parkähnliche Landschaft" zu machen, auf der aber die Wildpflanzen weiterhin ihren Platz behalten. Für einen entsprechenden Interessenausgleich wollen die Umweltverbände mit dem Umweltamt zusammenarbeiten.
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Auch auf der anderen Seite des "Schwarzen Wegs", der das Gelände zwischen Bahngleisen und B37 teilt, könnte sich etwas ändern: Hier könnten Schrebergärten entstehen. Wieder einmal. Denn der nördliche Teil mit nutzbarem Boden war auch früher mal eine Gartenzeile. Doch Anfang der 2000er sollte das Areal schon mal bebaut werden und fast alle Gärten wurden geräumt. Als der Investor sich dann auf andere Projekte konzentrierte, verwilderten die Gärten. Nur eine Gartenparzelle gibt es noch, die auch immer noch bewirtschaftet wird, weil sie nach wie vor in Privatbesitz ist.
Karin Weber, ebenfalls im Bündnis aktiv, würde sich die Rückkehr der Gärten wünschen – wenn auch eher in Form von "Urban Gardening". Es gebe auch schon erste Kontakte zum Verein "Essbares Heidelberg", die sich für gemeinschaftlich genutzte Gartenflächen einsetzt. Auch das Landschafts- und das Umweltamt seien bereits angefragt worden. Doch denen seien die Hände gebunden, sagt Weber, weil die Fläche eben noch ein Gewerbegebiet sei und umgewidmet werden müsste.
Wie könnte es in einem Jahr hier aussehen? Konkrete Vorstellungen, wie es mit der Wiese weitergeht, hat die Stadt noch nicht: "Eine Bürgerbeteiligung ist nach unseren Erfahrungen grundsätzlich sinnvoll, wenngleich die Fläche nach unseren Beobachtungen weiterhin nicht besonders frequentiert wird", heißt es aus dem Rathaus. Weber würde sich über einen "Ochsenkopfpark" freuen. Dieser müsste gar nicht groß anders aussehen als heute, zumal der Erhalt der Wildblumen und anderer Gewächse eines der Ziele des Bündnisses ist. Ein Naturerfahrungsraum für Kinder und Jugendliche mit Schautafeln schwebt Weber vor. Aber eben auch, dass er als Naherholungsgebiet für die Heidelberger aufgewertet wird.
Eine Einschränkung möchte Weber aber machen: "Es sollte keine neue Neckarwiese werden – also keine Partywiese. Man sollte die Wiese weitestgehend so bestehen lassen, dass sich die Natur weiterhin so entfalten kann wie bisher."
*Anmerkung: In einer vorherigen Version des Artikels war irrtümlich von einer Sitzung des Umweltausschusses die Rede. Dies wurde korrigiert.