Festnahme von Beate B.

"Aus einem Meter Höhe den Kopf auf den Steinboden geknallt" (Update)

Wie die Heidelberger Rechtsanwältin Beate B. ihre Festnahme schildert - Seit Sonntag sitzt sie unfreiwillig in der Psychiatrie

14.04.2020 UPDATE: 14.04.2020 20:45 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden
Polizei-Blaulicht
Symbolfoto: Daniel Karmann/dpa

Von Klaus Welzel

Heidelberg. Die Aufnahme ist zwölf Minuten lang. Sie steckt voller Merkwürdigkeiten, Anschuldigungen und Ungereimtheiten; vor allem aber ist sie eine einzige Anklage. Gegen den deutschen Staat, gegen "dunkle Mächte" und gegen die Heidelberger Polizei.

Vergangene Woche legte Beate B., Fachanwältin für Medizinrecht, Verfassungsbeschwerde gegen die Corona-Schutzmaßnahmen der Länder und des Bundes ein. Die Schrift wurde in Bausch und Bogen verworfen. Das war am Karfreitag. Drei Tage später ist B. eingesperrt. Alles Zufall?

Nein, sagte die Heidelbergerin in einer Audiodatei, die sie verfasste und die der RNZ zugespielt wurde. Darin schildert sie ihre Festnahme - juristisch: Ingewahrsamnahme -, und die soll rabiat gewesen sein. Demnach holte B. selbst die Polizei, weil ein Auto ihre Tiefgarage blockierte. Weil sie gegenüber Dritten und auch gegenüber den eintreffenden Polizeibeamten merkwürdige Äußerungen von sich gab, klickten laut ihrer Schilderung schnell die Handschellen. Auf dem Rücken seien ihr die Hände dabei gebunden worden. Auf dem Bauch liegend habe sie auf der Straße verharren müssen, ihren Kopf habe man "im Dreck gewälzt".

Hintergrund

Wieso stand hier die Audio-Datei von Beate B. online und jetzt nicht mehr?

Zu den Prinzipien des Journalismus gehört es, stets beide Seiten zu hören. Die betroffene Anwältin wandte sich mit dieser Audiodatei an die Öffentlichkeit, um ihre Interessen zu

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Wieso stand hier die Audio-Datei von Beate B. online und jetzt nicht mehr?

Zu den Prinzipien des Journalismus gehört es, stets beide Seiten zu hören. Die betroffene Anwältin wandte sich mit dieser Audiodatei an die Öffentlichkeit, um ihre Interessen zu wahren. Diesem Ansinnen kam die Redaktion nach, weil wir die Datei als ein wichtiges Dokument erachten.

Dass wir sie nun wieder aus unserem Online-Angebot entfernt haben, hat mit dem Persönlichkeitsschutz der Anwältin zu tun: Ihr Anliegen, Öffentlichkeit für ihre Sache herzustellen, ist erfüllt, eine weitere Verbreitung ist aus unserer Sicht nicht nötig.

Klaus Welzel
RNZ-Chefredaktion

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Die "Misshandlungen" seien damit aber noch nicht beendet gewesen. Einer der Polizisten habe später ihren Kopf "aus einem Meter Höhe auf den Steinboden geknallt". Die Nacht verbrachte sie - ihren Angaben nach - auf dem kalten Fußboden in der Heidelberger Psychiatrie. Essen musste sie ebenfalls auf dem Boden, ein Toilettengang wurde ihr verweigert, stattdessen gab es einen Toilettenstuhl.

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Das Polizeipräsidium Mannheim bestätigte die Festnahme B.s. Sie habe einen "verwirrten Eindruck" gemacht. Im Raum steht in diesem Zusammenhang auch, dass B., die sich in der Audiodatei als "der größte Staatsfeind" bezeichnet und "dunkle Mächte" für ihr Schicksal verantwortlich macht, vor sich selbst geschützt werden sollte.

Ihr Beitrag, um dessen Verbreitung sie ausdrücklich bittet, wird im Internet vornehmlich aufseiten von Verschwörungstheoeretikern geteilt. Kein Wunder: An einer Stelle mutmaßt B., die ihr zugeteilte Ärztin habe sie womöglich deshalb zehn Minuten warten lassen, weil sie ihre Anweisungen "von ganz oben - oder den USA" erst noch habe entgegennehmen müssen.

Nach anfänglichen Ängsten, auch um ihr Leben, versichert B. am Ende der Aufnahme, dass sie sich nunmehr in der Heidelberger Psychiatrie sicher fühle - obwohl sie dort ausdrücklich gegen ihren Willen festgehalten werde.

Diese Stellungnahme gab das Polizeipräsidium Mannheim am Dienstag zu dem Fall ab:

"Am Sonntagabend, kurz vor 20 Uhr, informierte ein Zeuge das Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Mannheim per Notruf darüber, dass in der (...) Straße eine Frau stehe, die angegeben habe, sie werde verfolgt. Eine Streife traf die Frau an und stellte die Personalien fest. Im Rahmen des weiteren Gesprächsverlaufs und aufgrund ihrer Verhaltensweise hielten es die Beamten für erforderlich, medizinische Hilfe einzuholen. Hierzu wurde die Frau festgehalten und sollte in eine Klinik gebracht werden. Daraufhin setzte sie sich zur Wehr und trat mehrfach gegen einen Beamten. Diesbezüglich wurden die Ermittlungen gegen die Verdächtige wegen des Verdachts des tätlichen Angriffs und des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte aufgenommen. Anschließend wurde die Frau zur Universitätsklinik Heidelberg gebracht und dort stationär aufgenommen."

Update: Dienstag, 14. April 2020, 20.45 Uhr

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