Auf der Pirsch in der Weststadt
Der Gemeindevollzugsdienst hat jetzt einen modernen "Blitzer" – Überwachung vor allem im verkehrsberuhigten Bereich

Im Dauereinsatz ist das neue Geschwindigkeitsmessgerät ES 8.0 - wie hier in der Zähringerstraße in der Weststadt. Foto: Rothe
Von Holger Buchwald
Seit einer halben Stunde liegt Peter Müller an diesem Morgen schon auf der Pirsch. Mit seinem weißen Kastenwagen hat er sich hinter Gebüsch und Bäumen versteckt. Der Mitarbeiter des Gemeindevollzugsdienstes hat es auf Raser abgesehen, die sich hier, in der verkehrsberuhigten Zähringerstraße in der Weststadt, nicht an die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit - also sieben bis zehn km/h - halten: 15 Autos kamen bereits vorbei, davon waren vier zu schnell. Müller zeigt die Fotos auf seinem Laptop: Ein Handwerker war mit seinem Lieferwagen mit 23 km/h unterwegs und damit mehr als doppelt so schnell wie erlaubt. Eine Frau in einem VW wurde mit 20 km/h geblitzt.
Im Zuge der Diskussion um die Verkehrssicherheit für Kinder, hatten Eltern und Kinderbeauftragte immer wieder schärfere Kontrollen gefordert. Doch da die alten, herkömmlichen "Blitzer" für enge Gassen und Spielstraßen nicht geeignet sind, hat die Stadt ein modernes Gerät gekauft. Seit wenigen Wochen können Müller und seine Kollegen das ES 8.0 nun nutzen. Alles läuft kabellos. Daher können die Mitarbeiter des Gemeindevollzugsdienstes ihr Fahrzeug auch ums Eck parken. "Wir haben das jeden Tag im Einsatz", sagt Müller. Er lobt die Bildqualität der hochauflösenden Kamera. Und dennoch muss er an diesem Morgen in der Weststadt mit der sensiblen Technik kämpfen - und mit dem geringen Verkehrsaufkommen.
"Ich bin jetzt seit 28 Jahren dabei. Und ich kann Ihnen sagen, in der Weststadt ist ab und zu die Hölle los", erzählt Müller. Nicht so aber an diesem Morgen. Wohl auch wegen einer Baustelle ganz in der Nähe fahren nur wenige Autos an dem Kinderspielplatz vorbei. Die meisten sind langsam. Bei einigen anderen, die deutlich zu schnell unterwegs sind, löst der Blitz zwar aus, kurz darauf erscheint auf Müllers Monitor aber die Meldung "Annulliert". Erst nach einem Neustart funktioniert die Radarfalle wieder.
"Hallo Polizei", rufen Grundschüler, die den Blitzer neugierig beäugen und kurz darauf Müller in seiner blauen Uniform entdecken. "Das passiert immer wieder", lacht der städtische Angestellte: "Kinder halten mich häufig für einen Polizisten." Überhaupt ist sein Job recht kommunikativ. "Ich wohne hier und bin gerade geblitzt worden, wann muss ich mit dem Strafzettel rechnen?", fragt ein älterer Herr, als er seine Einkäufe zum Haus trägt. Er hat genauso Glück wie ein anderer Mann, der sich nach der Höhe seines Bußgeldes erkundigt. Beide Messungen wurden von dem ES 8.0 aus unerfindlichen Gründen annulliert.
Normalerweise scheint das Gerät aber gut zu funktionieren. 32 Mal war es nach Auskunft einer Stadtsprecherin bisher im Einsatz, mal in der Altstadt, mal in Handschuhsheim oder eben in der Weststadt. 6478 Fahrzeuge wurden gezählt, 544 waren zu schnell - das sind 8,4 Prozent. Peter Müller wird sich auch morgen wieder auf die Lauer legen. "Wir messen immer dort, wo es Beschwerden von Anwohnern gibt", sagt er. Vor allem in 30er-Zonen und im verkehrsberuhigten Bereich.