"Die Heidelberger DNA steckt ganz tief drin in mir"
Geburtstag am heutigen Mittwoch – Der Rap-Pionier ist ein echter Neckarsume – Jubiläumskonzert beim Heidelberger Herbst

Hip-Hop und Heimatliebe: Bei Toni Landomini gehört das zusammen. Foto: Robert Hak
Von Peter Wiest
Heidelberg. Er ist ein echter Heidelberger Sume, auf seine eigene, ganz spezielle Art. Er ist weit herumgekommen in der Welt, aber Heidelberg ist und bleibt seine Heimat. Deshalb kann und will er auch nirgendwo anders leben und feiern sowieso nicht. Schließlich ist Toni Landomini heute vor 50 Jahren am Hölderlinweg auf die Welt gekommen. Und das mit direktem Schlossblick. Denn sein Vater hat ihm damals gleich nach der Geburt dort oben ans Fenster getragen und ihn auf die berühmteste Ruine Deutschlands auf der anderen Flussseite schauen lassen. Wenn Toni-L, wie er seit über drei Jahrzehnten in Künstler-Kreisen heißt und als der er längst zu einem der bekanntesten Deutsch-Rapper geworden ist, diese Geschichte erzählt, huscht ein markantes Lächeln über sein Gesicht. "Ja, ich bin wirklich glücklich und dankbar, in Heidelberg aufgewachsen zu sein".
Sein 50. Geburtstag am heutigen Mittwoch soll denn auch Anlass sein, einiges von dem zurückzugeben an seine Freunde hier in der Stadt, aber natürlich auch an die Fans - was er, wie kaum anders zu erwarten, in den kommenden Tagen und Wochen in erster Linie musikalisch tun will. Zuvor jedoch blickt er an seinem Ehrentag auch mal zurück - auf ein von Anfang an von Heimatliebe, aber darüber hinaus auch von einer ebenso ungewöhnlichen wie ausgesprochen erfolgreichen musikalischen Karriere geprägtes bisheriges Leben.
Aufgewachsen ist Toni Landomini als Sohn einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters mitten in der Heidelberger Altstadt. "Wir haben am Marktplatz direkt über dem Bibliographicum gewohnt", erinnert er sich. "Vielleicht hat ja das schon damals unbewusst meine spätere Leidenschaft für die Lyrik geprägt", schmunzelt er dabei. Bereits auf der Friedrich-Ebert-Grundschule lernte er seine späteren musikalischen Mitstreiter Torch und Linguist kennen, mit denen er 1987 die erste deutschsprachige Rapgruppe "Advanced Chemistry" gründete - nachdem er die Internationale Gesamtschule im Hasenleiser besucht und außerdem eine Ausbildung als Koch gemacht hatte. "Überall wurde auf Englisch gerappt, dann haben wir damals einfach angefangen, mit der deutschen Sprache zu spielen und sie auf dem Beat funky zu formen", erinnert er sich, "und haben dann schnell gemerkt, dass dies genau der richtige Weg war und bis heute geblieben ist".
Anfang der 1990er Jahre entstanden so Lieder wie "Fremd im eigenen Land", oder "Welcher Pfad führt zur Geschichte", die für Aufsehen sorgten über die Rap-Szene hinaus und die Gruppe schnell bekannt machten.
"Jeder gute Rapper zeichnet sich dadurch aus, dass er auch seine eigenen Texte schreibt und einen eigenen Style kreiert", sagt Toni-L heute. Dazu zählten im Übrigen immer wieder auch Liebeserklärungen an die Heimatstadt, wie etwa ein Heidelberg-Song oder auch das Stück "Wunderschön" von und mit Torch. "Die Heidelberger DNA ist nun mal ganz tief drin in mir", so Toni-L, "und das wird auch immer so bleiben". Mindestens genauso wichtig ist ihm dabei allerdings auch, zu betonen, wofür er mit seiner Musik von Anfang an stand und weiter steht: "Hip-Hop heißt für mich auch, die Werte der Kultur zu verkörpern, in der Rassismus, Intoleranz und Diskriminierung keinen Platz haben".
Auf dem weiteren musikalischen Weg war Toni-L 1994 Mitbegründer des "360 Grad"-Labels, veröffentlichte 1997 sein erstes Solo-Album "Der Pate", fünf Jahre später den erfolgreichen "Funkjoker" und danach diverse Alben auch mit anderen Musikern zusammen. Neben Live-Auftritten und Tourneen stand immer wieder auch die Arbeit in der Heimatstadt im Blickpunkt, wo er unter anderem als Rap-Literat Mitglied war im Bewerbungs-Komitee Heidelbergs zur "City of Literature" - oder an der städtischen Bühne mitwirkte bei einer ebenso ungewöhnlichen wie erfolgreichen Neuinszenierung von Max Frischs "Biedermann und die Brandstifter". In den zurückliegenden drei Jahren war er auch mit der Gruppe "Beginner" auf Tour, die ihr Album als Hommage "Advanced Chemistry" nannten - womit sich auf gewisse Weise ein Kreis schloss.
Zu seinem 50. Geburtstag veröffentlicht Toni-L einen eigens dafür komponierten Rap, produziert von Soundtrax. Er ist ab sofort unter dem Titel "Alles Gute" als Video und Audio abrufbar. Das Besondere dabei: Aufgenommen wurde er gemeinsam mit den Rappern MC Rene und Morlockk Dilemma, die ebenfalls am 11. September geboren wurden. Das Ganze soll, wie er erzählt, Auftakt sein zu einer Jubiläums-Edition neuer Songs, die auch auf Schallplatte im 7-inch-Format veröffentlicht werden.
Damit nicht genug: Ebenfalls anlässlich seines runden Geburtstags wird Toni-L beim Heidelberger Herbst am 28. September auf dem Karlsplatz von 19 bis 22.30 Uhr ein Jubiläumskonzert geben, bei dem er zusammen mit musikalischen Freunden wie Torch, den Stieber Twins, Retrogott, Mal Élevé, MC Rene und anderen auf der Bühne stehen wird. Danach wird am selben Abend auch noch öffentlich im Karlstorbahnhof auf der Veranstaltung "Give it to me" weiter gefeiert - mit einem "Birthday Cake Special" des Mannes, der dort auch nach wie vor der Vorsitzende des Freundeskreises ist.