Sexy muss nicht immer schrill sein
Benefizveranstaltung zugunsten der Aids-Hilfe - Es gab auch seriöse Töne - Rund 23.000 Euro kamen zusammen

Von Karla Sommer
Heidelberg. Keine Tutus, keine Travestie - diesmal ging die Sternengala für die Aidshilfe im städtischen Theater ganz seriös über die Bühne. Klassischer Beweis dafür war die musikalische Präsenz des Philharmonischen Orchesters im ersten Programmteil. Unter Leitung von Generalmusikdirektor Elias Grandy wurden beliebte Stücke von Rossini, Puccini, Bizet, Gounod und Offenbach gespielt, ganz nach dem Geschmack des Publikums und dem eines mit der Gala ganz besonders verbundenen Mannes - Bürgermeister Wolfgang Erichson. Der hatte sich den Auftritt des Orchesters gewünscht und noch einen speziellen Wunsch drangehängt: den "March of Pomp and Circumstance" von Edward Elgar. Als Solisten traten die Sopranistin Hye-Sung Na und der Bariton Ipca Ramanovic auf.
"So sexy kann Klassik sein," resümierte die Moderatorin Vanessa Maurischat begeistert - und konnte dabei ihre Augen nicht vom Dirigenten lassen. Ihrem Co-Moderator Holger Edmaier gefiel dagegen ganz besonders, dass das Orchester ihn bei dem Chanson "Gib mir noch ’ne Zigarette" begleitete - Trennung und Abschiedsschmerz inklusive. "Das war eine ganz besondere Uraufführung", freute sich der Stuttgarter und ehemalige "Schulversager aus Ganderkesee im Landkreis Oldenburg". Er nahm zusammen mit Vanessa Maurischat ("der Schnodderschnauze aus Berlin") im weiteren Verlauf des Abends das Publikum mit auf eine musikalische und unterhaltsame Reise.
Im zweiten Teil, nach einstündiger Pause, ging es weiter mit den "Sweet Sugar Swing", drei attraktiven Mädels mit Charme und Witz und einem großen Repertoire an bekannten Songs, die sie frisch und unkonventionell interpretierten. Zuvor jedoch präsentierten die Moderatoren den Schirmherr der zwölften Sternengala: Professor Guido Adler, ehemaliger Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg. Er wies darauf hin, dass die Bekämpfung von HIV auch in der Heidelberger Forschung, speziell in der Virologie, eine bedeutende Rolle spielt. Ihm sei es wichtig, so Adler, der zurzeit in der Gründungskommission der Medizinischen Fakultät Augsburg als Prodekan tätig ist, dieser Krankheit seinen diskriminierenden Status zu nehmen.
"Man darf sich küssen und anfassen", machten die beiden Moderatoren klar, und dann wurde der Mediziner ernst - wenn auch in ganz anderer Sache: Es ging um den Verkehr im Neuenheimer Feld: Es sei "der Tod der Hochschulen", wenn man einen universitären "Campus IV" auf einem der ehemaligen amerikanischen Areale planen würde. Wichtig sei die unmittelbare Nähe für deren Zusammenarbeit. "Es kann doch nicht sein, dass man Bluttransporte mit dem Fahrrad vornehmen muss, nur weil die Zufahrten durch den Verkehr verstopft sind", so Adler.
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Dass der ehemalige Leiter des Universitätsklinikums 1500 Euro an den Förderverein der Aids-Hilfe gespendet hat, erfuhr man dann von den Moderatoren, als sie in den vergnüglichen Teil des Programmes überleiteten. Den Auftakt machten drei Jongleure des Circus Peperoni aus Heidelberg, die unglaublich geschickt mit Keulen und Bällen umgehen konnten und sogar Alltagsgegenstände wie Besen, Schirme, ja sogar ein Fahrrad auf dem Kopf balancierten. Den Abschluss bildeten Timm Beckmann und Markus Grieß mit ihrem Kabarettkonzert "Was soll der Terz?".
Der Auftritt aller ehrenamtlich Beteiligten, unter ihnen Mathias Schiemer von Heidelberg-Marketing, Matthias Engel vom Hotel Ritter und Matthias Müller vom gleichnamigen Weingut aus Leimen, rundete die Sternengala ab. Intendant Holger Schultze überreichte einen Scheck aus dem Erlös des letzten Jahres. 10.151 Euro kamen zusammen, der Pink Monday - Motto: "Pink-Secco-Saufen für den guten Zweck"- erbrachte 6197 Euro, und "zusammentelefoniert" hat Heidelberg-Marketing dann noch 7000 Euro. Dass dann noch ein Eheversprechen auf der Bühne abgegeben wurde, passte zum eher ernsten und anrührendem Charakter des Abends: Karl-Heinz ("Kalle") und Dieter Riegler - als der Mann im Rollstuhl und sein blinder Begleiter sind sie eines der bekanntesten schwulen Paare der Stadt - wollen endlich richtig heiraten. Verpartnert sind sie schon.



