Stadthalle Heidelberg

Anwohner will wegen des Hochwasserschutzes klagen

Dieter Strommenger kritisiert unterirdische Technikzentrale - Bauverantwortliche sehen keine Gefahr

14.10.2020 UPDATE: 15.10.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden
Unter dem Montpellierplatz wird die neue Technikzentrale gebaut. Da der Baum rechts gerettet werden sollte, kostet das Projekt nun 358 000 Euro mehr. Fotos: Hentschel

Von Holger Buchwald

Heidelberg Bürgermeister Jürgen Odszuck rechnet noch mit einer Baufreigabe in diesem Jahr. Doch die Sanierung der Stadthalle, die bereits seit August letzten Jahres geschlossen ist, sorgt schon wieder für Kritik. Anwohner Dieter Strommenger droht mit einer Klage. Grund dafür sind aber nicht die umstrittenen Hubpodien im Großen Saal, sondern Fragen des Hochwasserschutzes.

Konkret geht es um den Neubau einer 42 Meter langen Technikzentrale unter dem Montpellierplatz, der im Osten an die Stadthalle angrenzt. In dem rund sieben Meter tiefen Bau soll neben den Elektrozuleitungen vor allem die neue Lüftungsanlage untergebracht werden. Um sie vor einem möglichen Hochwasser zu schützen, ist sie von Architekt Felix Waechter als wasserdichte Wanne konzipiert, die mit Bohrpfählen im tiefer liegenden Buntsandstein verankert ist. Da über der Zentrale noch 80 Zentimeter Erde aufgeschüttet werden soll, ist laut Strommenger eine neun Meter tiefe Ausgrabung notwendig.

Schon jetzt habe Strommenger alle zehn Jahre Wasser in seinem Keller, wie der Anwohner bei einem Vorort-Termin erklärt. Nun fürchtet er, dass sich der Neubau unter dem Platz wie eine Barriere auf das "Hangwasser" vom Königstuhl und Gaisberg auswirke. Dies könne im Falle eines Hochwassers nicht mehr in den Neckar abfließen. Und deshalb könne die historische Bausubstanz der Gebäude in der Unteren Neckarstraße, also auch sein Haus, ernsthaften Schaden nehmen.

"Unsere Keller dienen dann als Ausgleichsfläche und könnten häufiger geflutet werden", so Strommenger. Zudem sei bei der Planung für die Sanierung der Stadthalle nicht berücksichtigt worden, dass es 1947 ein noch viel schlimmeres Hochwasser als 1993 gegeben habe. Trotzdem behaupte die Stadt, die Stadthalle liege nicht im Bereich des "Hundertjährigen Hochwassers", wofür noch einmal schärfere Schutzvorkehrungen gelten würden.

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Dieter Strommenger erwägt eine Klage gegen die Sanierung der Stadthalle.

Die Situation sei brisant, meint Strommenger. Dies zeige sich auch daran, dass an der Stirnseite des Montpellierplatzes ein Haus aus Sorge vor Hochwasser ganz ohne Keller gebaut worden sei. Sollte die Baufreigabe erteilt werden, wolle er mit anderen Anwohnern klagen. Vor allem müssten Architekt Waechter und der Gutachter, der die Hochwasserproblematik untersucht habe, im Schadensfall haftbar gemacht werden, fordert der Anwohner.

Die Stadt nahm die Sorgen von Strommenger offenbar ernst und gewährte ihm ein Treffen mit Bürgermeister Odszuck, Architekt Waechter, Sanierungsprojektleiter Sebastian Streckel von der GGH und dem Gutachter der Firma Töniges. Im Gespräch mit der RNZ bekundeten sie, dass die Ängste des Anwohners unbegründet seien.

In einer Kurzfassung des hydrogeologischen Gutachtens steht, dass der Untergrund der Stadthalle durch Porenaquifer und Neckarkiese gebildet sei. "Das ist ein Untergrund wie ein poröser Schwamm, das Wasser kann sich gleichmäßig verteilen", so Streckel. Da der Grundwasserstrom laut Odszuck aber sehr langsam und dauerhaft fließe, habe der Bau der Technikzentrale überhaupt keine Auswirkungen auf diesen. Dies gehe aus den Untersuchungen der Firma Töniges hervor, die den Bereich bereits 2009 für den möglichen Bau eines Neckarufertunnels untersucht habe. Die Berechnungen damals ergaben Schwankungen des Grundwasserpegels im Dezimeterbereich. Aufgrund der Wasserdurchlässigkeit des Untergrundes wirke sich der Neubau auch nicht negativ auf das Hangwasser nach Starkregenereignissen aus.

Um die Stadthalle selbst müsse man sich nicht sorgen, so Streckel. Im Hochwasserfall werde sie gezielt geflutet. Die sensiblen Bereiche könnten dann wasserdicht abgeschlossen werden. Bei der Sanierung der Stadthalle gehe man sehr sorgfältig vor, betont Odszuck weiter. Die Pläne würden "Hand in Hand" mit dem Brandschutz, den Denkmalbehörden und den Gutachtern entwickelt. "Und so hatten wir auch gehofft, dass nach unserem Gespräch mit Herrn Strommenger diese Zweifel ausgeräumt werden könnten." Dass man die Anliegen der Bürgerschaft sehr ernst nehme, zeige sich noch an einem anderen Detail. Um den großen Jubiläumsbaum auf dem Montpellierplatz zu retten, wurde die Technikzentrale noch einmal als L-förmiger Bau umgeplant. Odszuck: "Das kostet jetzt 358.000 Euro mehr."

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