Schimmel bis in den Keller

Heidelberger Fischerhaus "nicht sanierungsfähig"

Der Bauausschuss beriet über das Fischerhaus. Es ist "nicht sanierungsfähig".

30.03.2022 UPDATE: 31.03.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden
Das Fischerhaus in Neuenheim ist „nicht sanierungsfähig“. Zu diesem Schluss kommt ein Gutachter, der sämtliche Balken und Hölzer in dem Gebäude untersucht hat und das Ergebnis nun im Bauausschuss vorstellte. Foto: Philipp Rothe

Von Sarah Hinney

Heidelberg. Das Fischerhaus in der Ladenburger Straße 14 in Neuenheim hat am Dienstagabend nun auch den Stadtentwicklungs- und Bauausschuss beschäftigt. Hintergrund ist, dass der Eigentümer das Haus umbauen und erweitern, dabei aber weitgehend erhalten wollte. Im Zuge der Bauarbeiten stellte sich heraus, dass das Gebäude von Schimmel befallen ist, die Bauarbeiten wurden gestoppt, ein Gutachter sowie das Amt für Denkmalschutz mit einbezogen. Beide kamen zu dem Schluss, dass das Fischerhaus abgerissen werden muss.

Die "Bunte Linke" will das Haus aber unbedingt erhalten und hatte beantragt, die Stadt möge mit dem Eigentümer in Verhandlungen treten, um das Gebäude zu erwerben und anschließend zu sanieren. Der Antrag wurde mit zehn Gegenstimmen und zwei Enthaltungen abgelehnt. Auch ein zweiter Antrag der "Bunte Linke", wonach die Stadt einen Bebauungsplan für das Grundstück erstellen soll, der festlegt, dass ein Neubau weitgehend dem vorhandenen Gebäude entspricht, wurde mit breiter Mehrheit abgelehnt. FDP-Stadträtin Simone Schenk sagte dazu: "Wir brauchen keinen Bebauungsplan, wir haben eine Erhaltungssatzung."

Vorher hatte der Gutachter und Fachmann für Baum- und Holzanalysen, Frank Rinn, ausführlich erklärt, warum das Fischerhaus nicht zu retten sei. Rinn hatte das Gebäude im vergangenen August auf Bitte des Eigentümers ausführlich untersucht. Damals war die Sanierung in vollem Gange, Handwerker hatten aber Bedenken angemeldet. Rinns Fazit ist eindeutig: "Im ganzen Haus gibt es keinen einzigen Balken, der nicht von Pilzen oder Insekten befallen ist." Der Befall ziehe sich bis in den Keller. Eine Sanierung des Hauses würde bedeuten, sämtliche Hölzer auszutauschen – und damit sei das Problem noch nicht vom Tisch. "Auch das Mauerwerk ist befallen und selbst wenn alle Hölzer ersetzt werden, kommt der Pilz dann eben aus der Mauer wieder ins Holz", erklärte der Fachmann.

Das Haus sei "praktisch nicht sanierungsfähig". Der Gutachter betonte, dass die meisten Schäden Jahrzehnte alt seien, auch wenn sie vor der Sanierung nicht zu sehen waren. In der Ausschusssitzung empfahl Rinn erneut den Abriss, "auch wenn es schade ist".

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"Bunte Linke"-Stadtrat Arnulf Weiler-Lorenz wollte das auch nach Rinns Erklärung nicht hinnehmen. Er habe persönliche Erfahrungen mit einem von Schimmel befallenen Haus, dort sei die Renovierung gelungen, argumentierte er. Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck war von Weiler-Lorentz’ Ausführungen schließlich so genervt, dass er ihm das Wort abschnitt und ihn aufforderte, zum Ende zu kommen.

Auch Jörg Hornung, Leiter des Amtes für Baurecht und Denkmalschutz, meldete sich in der Sitzung zu Wort: "Ich wehre mich gegen den Eindruck, dass wir Denkmäler verfallen lassen." Mit der Aussage bezog er sich auf den in einer Pressemitteilung geäußerten Vorwurf der "Bunten Linken", das Amt würde nicht alle Baumaßnahmen so streng überwachen, wie es das Denkmalschutzgesetz des Landes erfordere. "Ich möchte heute die Gelegenheit nutzen, dem öffentlich zu widersprechen", sagte Hornung. Es handle sich hierbei um Unterstellungen und Behauptungen, die sowohl Bauherrn als auch Denkmalschutzbehörde diskreditierten.

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