Region Heidelberg

Naturschutz-Bündnis startet Unterschriften-Initiative für Artenvielfalt

Bis Ende März werden nun Unterstützer gesucht

24.09.2019 UPDATE: 25.09.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 44 Sekunden

"Rettet die Bienen", appellierten Beate Friedetzki und Gerd Guntermann gestern am Stand in der Hauptstraße an die Passanten. Ein halbes Jahr lang können sich Baden-Württemberger mit ihrer Unterschrift für die Artenvielfalt einsetzen. Foto: Alex

Von Arnd Janssen

Region Heidelberg. Mit einem grün gestrichenen Lastenrad und auffälligen grün-gelben Plakaten hatten sie sich am Anatomiegarten auf Höhe des Bunsendenkmals auf der Hauptstraße platziert: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Bezirkskreis Rhein-Neckar Odenwald des Naturschutzbundes (Nabu) starteten am gestrigen Dienstag ihre Unterschrifteninitiative "Rettet die Bienen". Die Aktion läuft unter dem Volksbegehren "Artenvielfalt" und begann in der ersten Jahreshälfte 2019 schon erfolgreich im Nachbar-Bundesland Bayern.

"Wir haben ein halbes Jahr Zeit: 777.000 Unterschriften müssen gesammelt werden", erklärte Christiane Kranz, die Geschäftsführerin des Nabu-Bezirksverbands am Rande der Aktion. Das sind genau zehn Prozent aller Wahlberechtigten in Baden-Württemberg. So viele Stimmen braucht man, um eine Gesetzesänderung bei der Landesregierung zu erzwingen. "Wir möchten nun endlich Schwung in die Sache bringen, die Zeit der Absichtserklärungen ist vorbei", machte Kranz deutlich.

Die Aktivisten haben einen Gesetzesentwurf mit einigen Kernforderungen formuliert, die für jeden Bürger einsehbar sind. Bis zum Jahr 2035 soll die Landwirtschaft zu 50 Prozent aus Ökolandbau bestehen. "Der Anteil liegt bisher nur bei 14 Prozent, immerhin will die grüne Landesregierung 40 Prozent anpeilen", erläuterte Kranz. Doch auch das reicht dem Bündnis noch nicht. Die Regierungen müssten Förderprogramme auflegen, die Anreize für einen Wechsel zur Ökolandwirtschaft schafften. Diese sei noch nicht ergiebig genug. "Kantinen beispielsweise stellen noch nicht um, da die regionalen Ökobauern nicht die gewünschten Mengen liefern können", so Kranz.

Die Forderungen umfassen auch die Gefährdung der Artenvielfalt. "Wir beobachten ein enormes Insektensterben. Aber auch anderer Arten: In Studien wurde in den letzten Jahren ein Verlust von einem Viertel des Vogelbestandes am Bodensee festgestellt", monierte Kranz. Deshalb fordert das Bündnis eine Halbierung der mit Pestizid bearbeiteten Flächen bis 2025. Außerdem sollen die Schädlingsbekämpfungsmittel in Naturschutzgebieten endlich verboten werden, wo sie bisher immer noch ausgebracht werden. Pestizide gefährden viele Tiere und begünstigen besonders widerstandfähige Schädlinge, die durch ihre Anpassung andere Arten verdrängen. "Ein besonderer Dorn im Auge sind uns die kilometerlangen Maiswiesen in der Rheinebene. Wegen der fehlenden Fruchtfolge müssen immer stärkere Mittel gegen Schädlinge gespritzt werden", nannte Kranz ein Beispiel für die Problematik von Monokulturen. Die in Baden-Württemberg besonders bedeutsamen Streuobstwiesen, die als Lebensraum für geschützte Arten dienen, sollen gesetzlich abgesichert werden.

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Der Aufruf in der Heidelberger Hauptstraße fand Zuspruch. Nach einer guten Stunde hatten sich bereits etwa 100 Unterstützer gefunden. "Es muss sich etwas ändern. Ich hoffe wirklich, dass es eine Einigung zwischen Politik, Landwirtschaftsvertretern und Naturschutzbündnissen geben wird", meinte Jule Blum, eine Passantin, als sie ihre Unterschrift leistete.

Ab Mitte Oktober liegen die Unterschriftenzettel in Rathäusern aus. "Ob die Leute für den Systemwechsel bereit sind, wird sich nun zeigen", sagte Gerd Guntermann, der seit 40 Jahren für den BUND in Heidelberg aktiv ist.

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