RNZ-Forum Heidelberg

Was für ZEW-Chef Wambach die beste Antwort auf Donald Trump ist (Video/Podcast)

Die Politik des US-Präsidenten dominiert das RNZ-Forum. Doch der Ökonom sieht in Trumps Politik auch Chancen für Europa und sogar Deutschland – wenn Kanzler Merz "liefert".

01.04.2025 UPDATE: 01.04.2025 20:30 Uhr 4 Minuten, 5 Sekunden
Als gebürtiger Kölner versteht es der Ökonom Wambach auch in schwierige Themen eine gewisse Leichtigkeit zu bringen. Die 230 Besucher des RNZ-Forums waren begeistert. Foto: Rothe

Von Matthias Kros

Heidelberg. Donald Trump scheint derzeit allgegenwärtig. Das RNZ-Forum am Montagabend im Theater in Heidelberg bildete da keine Ausnahme. Der US-Präsident bot auch Chefredakteur Klaus Welzel und seinem Gast Achim Wambach, Präsident des renommierten Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), jede Menge Gesprächsstoff.

Allem voran natürlich die umstrittene Zollpolitik, mit der Trump einen seiner Meinung nach "unfairen Handel" beenden will. Er dürfte unter anderem deutsche Autobauer empfindlich treffen.

 
Beim RNZ-Forum im Theater in Heidelberg drehten sich viele Fragen um die umstrittene Politik der US-Regierung um Präsident Donald Trump. Auch ZEW-Präsident Achim Wambach empfindet sie als „beängstigend und bedrohlich“. Nach gut 90 Minuten endete der Theaterabend mit einem warmherzigen Schlussapplaus. Foto: Rothe

"Beängstigend und bedrohlich" sei das, findet Wambach und ist als Volkswirtschaftler sicher, dass ein Zollkrieg am Ende nur Verlierer kennt. Schon Trumps Zölle während seiner ersten Amtszeit seien für Amerika "unter dem Strich ein Verlustgeschäft" gewesen. Die Zeche hätten am Ende die Verbraucher in Form von höheren Preisen bezahlt.

Damit wollte sich Welzel freilich noch nicht zufriedengeben. Die Frage sei doch nun, ob sich die EU auf dieses Spiel einlassen und mit Gegenzöllen antworten solle, forderte er Wambach heraus. "Legen wir uns angesichts der Wirtschaftsmacht Amerikas nicht mit den Falschen an?". Hier verteilte Wambach, der seit 2016 an der ZEW-Spitze steht, erst einmal ein Lob.

Bei Trumps Zöllen während seiner ersten Amtszeit habe die EU sich klug verhalten und nur gezielt Gegenzölle auf typische amerikanische Waren wie Harley-Davidson-Motorräder oder Whiskey eingeführt. Denn klar sei, dass die Amerikaner in einem Zollkrieg "den längeren Atem" hätten. Das Gebot der Stunde sei daher, "Europa stark zu machen und auf allen Ebenen das Gespräch mit den Amerikanern zu suchen".

Der ZEW-Präsident machte in diesem Zusammenhang aber auch eine Rechnung auf, die manchen Besucher an diesem Abend verblüfft haben dürfte: Zwar könne man davon ausgehen, sagte er, dass der Handel mit den USA durch die Zölle um 20 Prozent zurückgehen werde.

Allerdings machten die USA nur etwa zehn Prozent des gesamten deutschen Außenhandels aus. "Wir können das also gut überstehen", sagte Wambach, der aber nicht missverstanden werden wollte. Natürlich könnten die Zölle manche Branche oder manches Unternehmen sehr hart treffen.

Der gesamtwirtschaftliche Schaden sei aber überschaubar. Zudem gebe es ja bereits Bemühungen den Handel mit anderen Ländern auszuweiten, etwa in Südamerika. "Die Welt steht uns offen", so der ZEW-Präsident.

ZEW-Chef Achim Wambach (rechts) machte im Gespräch mit RNZ-Chefredakteur Klaus Welzel manche verblüffende Rechnung auf. Foto: Rothe

Doch Trump sollte natürlich nicht das einzige Thema bei diesem RNZ-Forum bleiben. "Was hält denn die Wirtschaft von Friedrich Merz?", fragte Chefredakteur Welzel mit einem Augenzwinkern. "Das hängt vom Koalitionsvertrag ab", erwiderte Wambach. Grundsätzlich sei schon ein Vertrauen da.

Angesichts des milliardenschweren Sondervermögens, das sich die wahrscheinliche neue Bundesregierung gesichert habe, bestehe aber die Gefahr, dass versucht werde, "die Probleme mit Geld zu lösen". Beim überfälligen Bürokratieabbau oder der Digitalisierung sei allerdings echter Reformwille statt Geld notwendig.

Ob er denn Zweifel an der Lockerung der Schuldenbremse bohrte Welzel weiter. Es gebe gute Argumente dafür und dagegen, entgegnete Wambach. Dass jetzt in Verteidigung und Infrastruktur investiert werden solle, mache aus seiner Sicht Sinn. Letztlich hänge alles davon ab, "ob uns wieder Wachstum gelingt", sagte der Wissenschaftler. Denn nur das beschere dem Staat steigende Steuereinnahmen, mit denen die Schulden dann auch wieder zurückgezahlt werden könnten.

Und schon neigte sich das RNZ-Forum seinem Ende entgegen. Nur noch im Schnelldurchlauf konnten die beiden Gesprächspartner weitere drängende Wirtschaftsthemen streifen. Künstliche Intelligenz? Wer sie nicht nutzt, bleibt auf der Strecke, glaubt Wambach und warnt vor einer EU-Regulierung, noch bevor es überhaupt richtig losgeht.

Helfen die geplanten Investitionen für Verteidigung der gesamten Wirtschaft? Ja, die Rüstungsindustrie ist bekannt für wichtige Innovationen, die auch anderen Branche helfen. Was ist mit Tesla los? Ein gutes Beispiel, wie eine zu große Nähe zur Politik einem Unternehmen schaden kann.

Womit Welzel und Wambach zum Schluss doch wieder beim Thema Trump gelandet waren. Ob denn das ZEW schon amerikanische Wissenschaftler anwerbe, die der US-Politik entfliehen und nach Mannheim kommen wollten, wollte der Chefredakteur wissen.

Das passiere tatsächlich, entgegnete der ZEW-Präsident, der mehrfach betonte, welche Chancen die Lage in den USA Europa biete. Auch einen ganz konkreten Vorschlag machte er in diesem Zusammenhang. "Warum nehmen wir nicht ein paar Milliarden in die Hand und gründen eine eigene EU-Universität?", fragte er in die Runde. Diese habe dann alle Chancen, Top-Leute aus den USA zu anzuwerben.



Achim Wambach ist nicht nur beim SAP-Chef schlagfertig: Eine Auswahl

"Mein Sohn wird an seiner Universität in den USA bereits darauf vorbereitet, sollte er einmal festgenommen werden. Als ausländischer Student hat er ja nicht die selben Rechte wie ein gebürtiger Amerikaner" (Achim Wambach zur Frage, wie sehr sich die USA unter Donald Trump verändern).

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"Neutralität ist ja deren Geschäftsgrundlage. Insofern hätten die selbst etwas zu verlieren." (Auf die Frage, ob auch Rating-Agenturen sich von Trump unter Druck setzen lassen könnten).

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"Das habe ich mich auch gefragt. Und man kann auf jeden Fall sagen, dass die Erwartungen nicht mehr ganz so hoch sind." (Auf die Frage, ob KI wirklich die Welt revolutioniert oder ob es sich eher um einen Hype handelt, der wieder verschwindet).

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"Ich bin sicher, das würde Christian Klein heute so wohl nicht mehr sagen. Das würde er anders formulieren." (Zum Zitat des SAP-Chefs aus dem Januar in Davos in einem Interview: "Wir können uns Trump auch als Vorbild nehmen.")

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"Bei uns zu Hause ging es ständig um Schule. Das hat meine Mutter ganz schön genervt." (Wambach ist nach eigener Aussage in einem Lehrerhaushalt mit drei Geschwistern aufgewachsen).

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"Wenn Trump gute Berater hat, dann bleiben die Zölle nicht lange. Das ist aber die Frage, ob er die wirklich hat." (Zur viel kritisierten Zollpolitik des US-Präsidenten Donald Trump).

"Ich würde heute lieber in Brüssel sitzen als in London. Die Briten haben als Handelsmacht eigentlich nicht mehr viel zu melden." (Zur Verhandlungsposition der EU im Zollstreit im Vergleich mit Großbritannien).

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"Wenn Unternehmen die Nähe zur Politik suchen, ist das nicht passend für die Demokratie. Das ist gefährlich!" (Über die neue Rolle von Tesla-Chef Elon Musk in der amerikanischen Regierung).

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"Reformen tun weh. Deshalb ist es positiv, dass wir in der Krise sind. Da ist der Druck hoch." (Zur Notwenigkeit Reformen in Deutschland anzupacken).

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"So etwas gibt es schon sehr lange. Viele Unternehmen praktizieren das bereits seit Jahren." (Auf die Frage, was er von dem umstrittenen System hält, mit dem SAP künftig ihre Beschäftigten bewertet).

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"Das geht natürlich nicht mit Beamtentarifen." (Zu seinem Vorschlag, eine EU-Universität zu gründen. Wissenschaftler etwa aus den USA könnte man laut Wambach nur dann dafür anwerben, wenn entsprechende Gehälter gezahlt werden).

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