Eine Zukunft, zwei Zeitungen, zwei Wege
RNZ-Chefredakteur Klaus Welzel und "taz"-Geschäftsführerin Aline Lüllmann sprachen über die Zukunft der Printmedien.

Von Sarah Hinney
Heidelberg. Die gute Nachricht vorweg: Die RNZ in Papierform wird nicht so bald vom Küchentisch verschwinden – davon ist RNZ-Chefredakteur Klaus Welzel fest überzeugt. Bei der "taz" sieht das anders aus. Anfang 2025 soll die Tageszeitung nur noch samstags in gedruckter Form erscheinen – ansonsten digital. Das kündigte "taz"-Geschäftsführerin Aline Lüllmann am Donnerstagabend in der Stadtbücherei an. Vorausgesetzt, die Zeitung aus Berlin gewinnt bis dahin ausreichend digitale Kunden.
Die Deutsche Journalisten-Union (DJU) hatte vor dem Hintergrund sinkender Auflagen und Anzeigenerlöse zur Diskussion über die Zukunft des Printjournalismus eingeladen. Rolf Gramm, DJU, moderierte, etwa 40 Gäste kamen. Eine echte Diskussion konnte allerdings nicht entstehen, weil rasch deutlich wurde, dass sich eine genossenschaftlich organisierte überregionale Tageszeitung nur schwer mit einer Lokalzeitung vergleichen lässt.
Und weil sich Lüllmann und Welzel in der grundsätzlichen Bedeutung von Tageszeitungen, unabhängig davon, ob sie digital oder in Papierform erscheinen, einig waren. Wobei auch Lüllmann einräumte, dass der perspektivische Abschied der gedruckten Zeitung schmerzhaft wäre.
Anders lasse sich die "taz" aber langfristig nicht finanzieren. Ein großes Problem sei, dass es mit der deutschlandweiten Zustellung hapere, weshalb viele Abonnenten kündigten.
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Letzteres ist ein Problem, das eine Lokalzeitung wie die RNZ, die ihre Zeitungen selbst druckt und mit eigenen Mitarbeitern zustellt, in dieser Form nicht hat. Und auch sonst schaute Welzel viel positiver in die Zukunft: "Wir sind wirtschaftlich und von der Auflage her so stabil, dass wir auf absehbare Zeit bei sechs Tagen Printausgabe bleiben", sagte er.
Trotzdem sei klar, dass auch die RNZ auf Marktveränderungen reagiere. Erste Schritte seien mit der Bezahlschranke für den Internetauftritt getan. Wichtig sei auch eine einfache und verständliche Preisstruktur.
Einig waren sich beide darin, dass "Klicks keine Währung sind". Lüllmann berichtete, dass bei der "taz" zwar ausgewertet werde, welche Artikel online wie oft gelesen werden. Diese Informationen würden aber nicht an die Redaktion weitergegeben, um die journalistische Arbeit nicht zu beeinflussen.
Wie sich der Zeitungsmarkt langfristig entwickle, sehen ebenfalls beide ähnlich: weniger Anbieter und am Ende digital. Schon jetzt würden Medienhäuser darüber diskutieren, in welche anderen Portale sie investierten, "um das Beiboot Journalismus zu finanzieren", sagte Lüllmann.
Als Beispiel nannte sie den Axel-Springer-Konzern, der längst nicht nur Medien produziere, sondern auch etwa bekannte Immobilien-Portale betreibe.
Damit Qualitätsjournalismus eine Zukunft hat und nicht zum "Beiboot" wird, forderte Welzel einen "Biotopschutz" für Zeitungen. Und er warb, wie auch schon im baden-württembergischen Landtag, erneut dafür, das Fach "Medienbildung" in der Schule zu schaffen, um schon Kindern den Wert von Tageszeitungen zu vermitteln.