Singen und tanzen gegen Gewalt an Frauen
Am 14. Februar setzen Frauen mit "One Billion Rising" weltweit ein Zeichen - Auch in Heidelberg demonstrierten gestern rund 200 Menschen

Mit Fahnen, Plakaten und viel Musik ging es vom Universitäts- bis an den Bismarkplatz - inklusive Tanzeinlage am Anatomiegarten. Foto: Rothe.
Von Lena Scheuermann
Heidelberg. Laut schallte das Lied "Break the chains" am Donnerstagnachmittag durch die Hauptstraße und zahlreiche Menschen tanzten ausgelassenen im Takt. Dieses fröhliche Treiben hat allerdings einen ernsten Hintergrund: Jedes Jahr am 14. Februar treffen sich Menschen weltweit, um gemeinsam im Rahmen der Bewegung "One Billion Rising" gegen Gewalt an Frauen und für mehr Gleichberechtigung zu demonstrieren - so auch in Heidelberg.
Bereits zum sechsten Mal organisierten die Heidelberger Frauenverbände und -gruppen in Kooperation mit dem Amt für Chancengleichheit der Stadt, der SPD und den Grünen die Demonstration durch die Hauptstraße. "Die Zeiten, in denen nur wenige den Mund aufgemacht haben, sind vorbei, wir sind viele, wir sind laut und wir gehen nicht mehr weg", machte Rednerin Johannah Illgner von der SPD deutlich. Besonders das "Laut sein" wurde gestern wörtlich genommen - begleitet von Musik bahnten sich die Demonstranten, laut einer Schätzung der Veranstalter knapp 200 Teilnehmer, singend und tanzend ihren Weg vom Universitätsplatz über den Anatomiegarten bis zum Bismarckplatz. An jedem Stop wurde ein Tänzchen eingelegt: Zum Lied "Break the chains", ("Zerreiße die Ketten"), der Hymne der Bewegung "One Billion Rising", machten die Teilnehmer der Tanzdemo mit einer eigens entwickelten Choreografie auf ihr Anliegen aufmerksam.

Die "One Billion Rising"-Demonstranten tanzten auf dem Uniplatz zum Lied "Break the chains" - und auch die kleinsten Teilnehmer machten bei der eigens für die Tanzdemo entwickelten Choreografie kräftig mit. Foto: Rothe
Dabei tanzten aber nicht nur Frauen für mehr Gerechtigkeit und gegen sexualisierte Gewalt - auch einige Familien mit Kindern und Männer mischten sich unter die tanzende Menge, so etwa der 21-jährige Fabian. "Ich finde, Gleichberechtigung sollte ein Menschenrecht sein und keine Frage, deswegen finde ich gut, dass es Demos wie diese hier gibt", meinte der Student, der zum ersten Mal bei der Demo mitmacht. Eine Unterstützerin der ersten Stunde ist hingegen Eva Maria Herrmann: "Ich mache schon viele Jahre bei One Billion Rising mit, damit die Gewalt gegen Frauen aufhört und damit weltweit publik wird, wie viel Gewalt an Frauen geschieht."
Laut einer Statistik der UN wird jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von körperlicher, sexualisierter oder psychischer Gewalt - derzeit betrifft das rund eine Milliarde Frauen weltweit. In Anlehnung an diese Zahl gründete die New Yorker Feministin Eve Ensler im Jahr 2012 die Bewegung "One Billion Rising". Mittlerweile hat sich die Kampagne zu einer der größten weltweit entwickelt und lockt jedes Jahr tausende Menschen in bis zu 190 Ländern gegen Gewalt und Diskriminierung auf die Straße.
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Denn Probleme gibt es längst nicht nur in Krisenregionen: "Wir zeigen mit dem Finger gerne auf andere Länder, aber auch in Deutschland erleben viele Frauen sexualisierte Gewalt und auch die häusliche Gewalt ist massiv", meinte Herrmann gestern Nachmittag. Gerade am Valentinstag, an dem Liebe und Beziehungen im Mittelpunkt stehen, müsse man auch auf die negativen Seiten einer Beziehung aufmerksam machen, erklärte auch Illgner: "Gewalt geht oft von Menschen aus, die wir kennen und lieben." Sich mit den Betroffenen solidarisch zu zeigen, ist ein Anliegen der Bewegung.
Rund eine Stunde nach Beginn tanzte die Gruppe dann ein letztes Mal gemeinsam auf dem Bismarckplatz. Martina Weihrauch, Veranstalterin und Vorsitzende der Frauen-AG, zeigte sich mit der Resonanz der Demo zufrieden: "Es ist kein Wettbewerb, ob wir 200 oder 400 Menschen auf die Straße bringen. Wenn eine einzige betroffene Frau sieht, hier gibt es Solidarität und Unterstützung und sich aus einer gewalttätigen Beziehung befreit, dann ist das schon in Ordnung."