In einer Nacht zu den Sternen und in die Tiefen des Ozeans
Die wissenschaftliche Entdecker-Nacht war auf dem Berg besonders interessant - 7000 Interessierte kamen

Der Keks, der wie eine Zelle bestückt werden soll: Das war die Bastel-Aufgabe für Kinder im EMBL.
Von Karin Katzenberger-Ruf
Heidelberg. Die einen beschäftigen sich mit unendlichen Galaxien, die anderen mit den Zellen als kleinsten Bausteinen des Lebens: Bei der "Nacht der Forschung" werden diese gewaltigen Gegensätze für jene Gäste deutlich, die sich am Freitag für einen Besuch von wissenschaftlichen Einrichtungen auf dem Berg entschieden haben. Also für das "Haus der Astronomie" auf dem Königstuhl und für das "EMBL" (Europäisches Laboratorium für Molekularbiologie) in Höhe des Bierhelder Hofes.
Schon am späten Nachmittag ist es regnerisch und im Wald neblig. Würden sich da überhaupt genügend Leute auf den Weg machen? Und ob! Mehr als 7000 Interessierte besuchten laut Veranstalter die 15 wissenschaftlichen und kulturellen Institutionen, die während der "Nacht der Forschung" nicht nur in Heidelberg, sondern auch in Mannheim ihre Türen öffneten. Wie auch im letzten Jahr stand die Nacht unter dem Motto "Expedition Neugier".
In Heidelberg erwies sich das Planetarium im "Haus der Astronomie" als ein echter Besuchermagnet. Die Sitzreihen bei der ersten "Reise zu den Sternen" waren proppenvoll. Dank perfekter Animation durften sich die Gäste fühlen wie im Raumschiff, die Erde aus ganz neuer Perspektive betrachten, mit Planeten ihre Bahnen ziehen. Wer es noch nicht wusste, erfuhr, dass es auf dem Mars Vulkankegel gibt, die etwa 25.000 Meter hoch sind, und dass es auf der Venus Schwefelsäure regnet. Auch Stürme im Weltall waren ein Thema, gegen die die irdischen Wirbelstürme wahrscheinlich nur ein sanfter Lufthauch sind.
Bei der Präsentation im Planetarium waren etliche Kinder dabei. Der Nachwuchs hatte in einer "Schulstunde" mit Esther Kolar vom Haus der Astronomie schon viel über die Geburt neuer Sterne, den Sternenstaub, über Zwerge und Riesen gelernt. Demnach sind die "Blauen Riesen" die heißesten Sterne überhaupt, leben aber nur ein paar Millionen Jahre. Dagegen dürfte unsere Sonne etwa zehn Milliarden Jahre alt werden. Und warum ist eine "Super Nova Explosion" an sich eine gute Sache? "Weil damit neues Material für die Entstehung von Sternen ins Weltall geschleudert wird", erklärte Kolar. Bis zu 300 Milliarden Sterne gebe es allein in unserer Milchstraße, erfuhren die Kinder noch.
Auch interessant
Für Eva Haas, Projektleiterin der "Nacht der Forschung", sind Kinder und Jugendliche überhaupt ein Schlüssel für die Zukunft. "Sie sind geborene Wissenschaftler. Ständig hinterfragen sie alles und dauernd wollen sie neue Dinge ausprobieren. Es gibt nichts Besseres, als diesen Entdeckerdrang in ihnen zu erhalten und zu fördern. Die Kinder von heute sind die Forschenden von morgen!" "Wir basteln einen Zell-Keks": Das war die Aufgabenstellung an einer Station im EMBL. Ein Keks war mit bunten Bonbons so zu bestücken, dass der Zellkern, die Mitochondrien als kleine Kraftwerke, die aus Sauerstoff und Zucker Energie produzieren, der Golgi-Apparat als Produktionsstätte von Stoffen, die für den Weitertransport bestimmt sind, und die Vakuole als Speicher für Wasser, Nähr-, aber auch Giftstoffe erkennbar waren. Möglicherweise haben die meisten Kinder ihr Werk gleich nach seiner Vollendung aufgegessen.
Im EMBL waren bei der "Nacht der Forschung" auch Frauen in der Wissenschaft ein Thema, die Nobelpreisträgerin Marie Curie etwa, über deren Leben ein Film gezeigt wurde. Schautafeln erinnerten auch an Rosalind Franklin (1920-1958) als Vorreiterin in der Röntgenstrukturanalyse oder an Grace Hopper (1906-1992), die die Programmiersprache vereinfachte. Oder die "Tara Oceans Forschungsexpedition", die die Artenvielfalt von Plankton im Meer erforschte. Zwischen dem EMBL, dem Haus der Astronomie und weiteren Stationen der "Langen Nacht" lief einen Shuttle-Verkehr. "Schaffen wir es damit vielleicht noch zum DKFZ?", überlegte ein Besucher des EMBL. Dort interessierte ihn der Vortrag über E-Zigaretten.



