Größte Indoor-Graffiti-Halle Deutschlands eröffnet
Das Kulturzentrum soll der Türöffner für die PHV-Erschließung werden. Doch die "Commissary"-Zukunft im ehemaligen US-Supermarkt ist unklar.

Von Robin Höltzcke
Heidelberg. Die ehemalige US-Siedlung Patrick-Henry-Village, seit etwa zehn Jahren ein verlassener und unzugänglicher Ort, erwacht langsam wieder zum Leben. Auf der knapp 100 Hektar großen Fläche soll in den nächsten Jahren ein Heidelberger Stadtteil für bis zu 10.000 Menschen entstehen. Bis die ersten Pioniere dorthin ziehen, dürfte es noch dauern – doch ganz im Süden des Areals herrscht bereits reges Treiben. Dort wurde am Freitagabend im ehemaligen Supermarkt der Amerikaner mit der "Metropolink’s Commissary" ein neuartiges Kulturzentrum eröffnet.
Bis jetzt ist die Commissary der erste Ort in PHV mit fester Nutzung. Die Wände der etwa acht Meter hohen Lagerhalle des ehemaligen Supermarkts sind mit großen Graffiti geschmückt. Die Halle ist wie eine Mischung aus Kunstgalerie, Konzerthalle und Bürofläche. Für Festivalleiter Pascal Baumgärtner ist dieser Ort jedoch viel mehr, wie er in einer Gesprächsrunde bei der Eröffnung erklärte: "Wir wollen einen Raum schaffen für junge und alte Menschen. Wir möchten zeigen, was in der Kunstszene aktuell passiert, und einen Treffpunkt für das Gestalten von Wänden haben."

Vor etwa zehn Jahren kam Baumgärtner auf die Idee, das verlassene PHV zu erobern und die Fläche mit Kultur und Identität zu füllen. Schon seit 2018 findet das gleichnamige Streetart-Festival "Metropo-link" dort statt, Künstler aus aller Welt gestalten die Wände der Kasernenbauten mit eindrucksvollen Graffiti und auch der ehemalige US-Supermarkt ist seit 2019 fester Bestandteil. Heute ist die Commissary sogar die größte Indoor-Graffiti-Halle Deutschlands. Das Team der Commissary hat dort in Kooperation mit der Stadt ein Tor in eine andere Welt geöffnet. Aus dem für die Heidelberger kaum zugänglichen Gebäude wurden eine riesige Kunstgalerie und ein außergewöhnlicher Veranstaltungsraum. Und so soll es auch langfristig bleiben.
Aus der offenen Gesprächsrunde mit Moderator Matthias Burgbacher, Kulturbürgermeister Wolfgang Erichson, Ex-Stadträtin Annette Trabold, Cora Malik vom Karlstorbahnhof und Baumgärtner ging hervor, dass das Metropolink-Festival der Türöffner für die Neuerschließung von PHV sein soll. Die Zukunft der Commissary ist jedoch noch nicht in trockenen Tüchern. Denn die Flächen gehören noch dem Bund und nicht der Stadt. Momentan ist das Grundstück nur gemietet. Die Verhandlungen für den Erwerb laufen gerade und sollen noch im nächsten Jahr abgeschlossen werden.
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Für Baumgärtner und seine Mitstreiter ist jedoch klar, dass es weitergehen soll: "Dieser Ort ist beispielhaft für ein Netzwerk, das Lust hat, coole Sachen zu machen." Die Menschen hätten großen Einfluss darauf, wie sich das Projekt entwickle und welche Ausmaße es annehme. Jetzt sei aber vorrangig, den Heidelbergern diesen besonderen Ort zu zeigen, sodass sie ihn in ihr Herz schließen. Denn nur die Unterstützung der Bürger könne ihn auf lange Sicht am Leben halten. Ähnlich wie das Dezernat 16 könne sich die Commissary zu einem kulturellen Mittelpunkt entwickeln. Ebenfalls spannend bleibt die Frage, ob die zukünftigen Anwohner sich mit einem Ort anfreunden können, an dem es auch einmal lauter werden kann. Denn zu der Commissary gehört noch eine Außenfläche für Musikevents.
Das Kulturzentrum ist zunächst nicht an jedem Wochenende geöffnet, sondern nur für spezielle Veranstaltungen. Die nächste Gelegenheit, einen Blick in den ehemaligen Supermarkt zu werfen, gibt es am Samstag, 30. Oktober, wenn dort ab 21 Uhr unter dem Motto "Viva la Muerte" der Tag der Toten gefeiert wird.



