Politikern auf den Zahn gefühlt
Vertreter von CDU, SPD, Grünen, FDP und Volt stellten sich den Fragen von Studenten und Schülern - Dazu gab es Pizza

Von Laura Kress
Heidelberg. Fünf Politiker mussten am Freitagabend Rede und Antwort stehen. Fast drei Stunden lang dauerte das Diskussionsformat "Pizza und Politik", zu dem die Jungen Europäischen Förderalisten (JEF) anlässlich der bevorstehenden Europawahlen am 9. Juni ins Haus am Harbigweg eingeladen hatten. Bei Quattro Formaggi und Margherita diskutierten die Vertreter von CDU, SPD, den Grünen und Volt mit den mehr als hundert Studierenden und Schülern über die drängenden Fragen der Europäischen Union.
Jede der fünf Gesprächsrunden stand unter einem anderen Thema, zu dem die JEF-Mitglieder den Teilnehmern eine kurze Einleitung und ein paar Leitfragen an die Hand gaben. "So können auch diejenigen mitdiskutieren, die nicht so im Thema drinnen sind", erklärte Sarah Reisinger, Kreisvorsitzende der JEF – was vor allem bei der Kapitalmarktunion oder dem Lieferkettengesetz sinnvoll sei. Nebenbei gaben die einführenden Worte Gelegenheit, sich mit ausreichend Pizza zu versorgen – eine Spende des Stadtjugendrings.
Dann hieß es: Feuer frei. In manchem Stuhlkreis herrschte zunächst schüchternes Schweigen, in anderen brannten den Teilnehmern die Fragen förmlich unter den Nägeln. "Wieso nimmt die FDP so oft eine Blockadehaltung ein?", wollte ein Teilnehmer von Niclas Moldenauer, dem Europakandidaten der FDP, wissen. Der gab zu, dass ihn das selbst manchmal nerve, im Fall des Lieferkettengesetzes aber durchaus seine Berechtigung habe. "Es darf nicht noch mehr Bürokratie geben", erklärte er.
Nach 15 Minuten ertönte laute Musik, das Zeichen für das Ende der Gesprächsrunde und einen fliegenden Wechsel der Politiker. Nach jeder Gesprächsrunde wanderten sie weiter zum nächsten Stuhlkreis. Auf diese Weise konnten die Teilnehmer zu jedem Thema nur einen Kandidaten hören. "Das war ein bisschen schade", fand der 16-jährige Philipp Wittmann vom Heidelberg College, einer der wenigen Schüler, der teilnahm, und der sich insbesondere für Verteidigung interessierte.
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Zu diesem Thema bezog unter anderem der Ehrenvorsitzende der CDU Heidelberg Eyke Peveling Stellung. Für ihn ist die Einhaltung des Zwei-Prozent-Ziels unverhandelbar, da habe Trump schon recht. "Obama hat damals schon das gleiche gesagt, nur freundlicher." Wie man das aber finanzieren wolle, hakte ein Teilnehmer nach. "Dann müssen wir eben in anderen Bereichen sparen." Eine Antwort, die dem Fragesteller Christopher Schade zu unkonkret war. "Da hätte ich gerne genauer gewusst, wie das CDU-Konzept aussieht", meinte der Politikstudent.
Hoch her ging es außerdem bei der Frage, wie man Wähler der AfD wieder zurückgewinnen kann. SPD-Bundestagsabgeordneter Josip Juratovic vertrat da einen klaren Standpunkt: "Protestwählen ist Quatsch in einer Demokratie." Schließlich habe jeder Verantwortung und die Möglichkeit, selbst mitzugestalten. Ein Teilnehmer entgegnete, dass aber auch die SPD nicht immer ihrer Verantwortung gerecht werde und wollte wissen: "Warum haben es die Sozialdemokraten nicht geschafft, einen starken Spitzenkandidaten aufzustellen, der gegen Ursula von der Leyen antreten kann?"
Trotz aller Meinungsverschiedenheiten fiel das Fazit auf beiden Seiten positiv aus: "Die Politiker waren sehr offen und sind auf unsere Fragen eingegangen", sagte die 22-jährige Aïsha Schuhegger. Auch Volt-Politiker Mihir Nayak freute sich, dabei gewesen zu sein. "Viele Fragen waren überraschend", sagte er. "Aber es ist wichtig, dass Politiker auch mal spontan sind."
Den Volt-Politiker hatte JEF vor allem eingeladen, weil seine Partei ähnliche europafreundliche Ziele verfolgt wie der Jugendverband. Auf eine Anfrage der AfD hatte die JEF ganz bewusst verzichtet. "Eine Partei, die fordert, die EU abzuschaffen, müssen wir hier nicht einladen", erklärte Reisinger. Sie ist sich aber sicher, dass es trotzdem gelungen sei, ein breites Meinungsspektrum abzubilden. "Das ist etwas echt Besonderes, sonst gibt es ja nur Parteiveranstaltungen", meinte sie. Am Ende des Abends bat sie die Anweisenden eindringlich: "Geht am 9. Juni zur Wahl!"



