Mehr Ganztagsbetreuung in Kirchen-Kitas
DIe Evangelische Kirche will die Zeiten dem Bedarf der Eltern anpassen. Gleicht die Stadt das Defizit bei den Ermäßigungen aus?

Von Birgit Sommer
Heidelberg. Die Evangelische Kirche in Heidelberg will ihre Kita-Arbeit zukunftsfähig machen. Dazu gehört etwa, dass ihre 20 Kindergärten künftig Ganztagesplätze anbieten sollen und jeder Kindergarten noch eine Krippen-Gruppe bekommt, in der die unter Dreijährigen betreut werden können. Viele Gruppen laufen bisher nur bis 14 Uhr, diese Zeit ist für berufstätige Eltern viel zu kurz.
"Da müssen wir besser werden", sagt Gunnar Garleff, Pfarrer in Handschuhsheim und Strukturbeauftragter des Kirchenbezirks, "die Ausweitung der Betreuungszeiten gibt den Eltern Flexibilität und den Kindern Sicherheit und Stabilität." Das bedeutet aber auch: Mindestens dreizügige Kitas in jeder der - nach den möglichen Fusionen - zehn Pfarrgemeinden, mehr Personal, ganz andere Räumlichkeiten, die erst noch gesucht oder gebaut werden müssen. Zum Beispiel auch für die Altstadtgruppe, die jüngst von der Providenzkirche in die Remise des Schmitthennerhauses zog, weil in ihrem alten Gebäude DNA (Träger der Erbinformation) des Hausschwammes entdeckt worden war.
In den nächsten zwei bis drei Jahren werde das Defizit der Kirche beim Kita-Betrieb nicht schwinden, meinte Dekanin Marlene Schwöbel-Hug gegenüber der RNZ. Dabei fehlen bisher schon Millionen. Auf 1,2 Millionen war das Defizit im Jahr 2017 veranschlagt. Die mehr als 900.000 Euro, die die Pfarrgemeinden laut Beschluss der Synode vom Februar ihrem Kirchenbezirk leihen, werden hauptsächlich für diesen Teil des Haushalts gebraucht.
Heidelbergs "stadteigene" Erzieher betreuen ebenso wie die evangelische und die katholische Kirche je rund 1000 Kinder, jeder Träger führt zwischen 17 und 20 Kindergärten. Dazu kommen noch private Kindergärten. Stadt und Kirchen haben sich auf einheitliche Beitragsregelungen geeinigt mit nach Einkommen gestaffelten Elternbeiträgen.
Das Elterngeld solle grundsätzlich 20 Prozent der kirchlichen Kita-Kosten decken, erklärt Horst Althoff, der neue Geschäftsführer der evangelischen Kirchenverwaltung. 63 Prozent der Kosten einer "Muster-Kita" bezahlt die Stadt den Kirchen, 68 Prozent sind es bei Krippenkindern. Von der Landeskirche kommen sieben Prozent, sodass zehn Prozent der Kosten bei den Pfarrgemeinden vor Ort bleiben. Das können sich diese nach Angaben von Dekanin Marlene Schwöbel-Hug nicht leisten - und darüber verhandelte die Kirche auch mit der Stadt. Denn letztlich übernehmen die Kirchen mit ihrer Kinderbetreuung eine städtische Pflichtaufgabe.
Allerdings schätzt Horst Althoff die Einnahmen im Jahr 2017 inzwischen höher, das Defizit noch auf maximal 700.000 Euro. Denn von der Stadt Heidelberg soll mehr Geld kommen, um Verluste durch Geschwisterermäßigungen und Vergünstigungen für Heidelberg-Pass-Inhaber auszugleichen. Auch das Elterngeld wurde entsprechend den Tarifsteigerungen beim Personal schon ab September 2017 um 8,1 Prozent erhöht.
Die Stadt will nun außerdem das Entgeltsystem ändern. Sofern der Gemeinderat am 14. Dezember zustimmt, wird das fünfstufige System für Kindertageseinrichtungen zum 1. September 2018 um eine sechste Stufe ergänzt. Dadurch werden alle Familien neu eingestuft und Familien mit geringem Einkommen (Stufe 1 bis 30.000 Euro, Stufe 2 bis 43.000 Euro) entlastet. Familien im mittleren Einkommensbereich können ebenfalls von der Neuregelung profitieren. Familien mit höheren Einkommen (Stufe 5 bis 82.000 Euro, Stufe 6 über 82.000 Euro) zahlen dann ein etwas höheres Betreuungsgeld als bisher. Möglicherweise kommt so ein bisschen mehr Geld in die Kasse.



