Internationalen Gesamtschule

Endlich wieder Schule!

Auch für die höheren Klassen der Internationalen Gesamtschule startete gestern der Unterricht - Genug vom Homeschooling

04.05.2020 UPDATE: 05.05.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden
Auch in der IGH in Rohrbach beginnt gestern nach der Corona-Zwangspause der Unterricht für ausgesuchte Klassen. Mit viel Abstand sitzen die Schüler im Deutschunterricht und sprechen mit Lehrerin Anke Müller über den „Steppenwolf“ von Hermann Hesse. Fotos: Philipp Rothe

Von Hans Böhringer

Heidelberg. Sie sind alle froh, wieder in den Klassenzimmern zu sein. Da sind sich die fünf Schülerinnen und Schüler der Internationalen Gesamtschule (IGH) einig – zumindest nach den ersten Stunden am ersten Tag zurück im Unterricht.

Was haben sie vermisst? "Mit Freunden zusammen zur Schule gehen, mit ihnen reden, überhaupt: rausgehen." So sieht es Nahom Heßlein. Er besucht zusammen mit Camila Baier die zehnte Klasse des Realschulzugs an der IGH. Die beiden stehen kurz vor ihrer Abschlussprüfung, die voraussichtlich Ende Mai stattfinden wird. "Unsicherheit", sagt Nahom, "gibt es natürlich, aber das hätte es auch ohne Corona gegeben." Größere Schwierigkeiten hingegen sehen Anna von Lilienfeld, Julia Baumann und Yan van ’t Riet aus der Kursstufe an der IGH. Dabei findet ihr Abitur erst in einem Jahr statt.

Der Schulhof der IGH ist auch in der großen Pause ziemlich leer, der Eingang an der Max-Joseph-Straße abgesperrt. Fotos: Philipp Rothe

Erstaunlicherweise scheinen die Sorgen kleiner bei denen, die direkt vor einem Abschluss stehen. Auf die Schulschließung seien sie gut eingestellt gewesen, berichtet Camila: "Unsere Lehrer haben uns sehr geholfen." Nahom stimmt ihr zu: "Wir waren schon vor der Coronazeit gut vorbereitet. Die ganze zehnte Klasse arbeitete auf die Abschlussprüfung hin." Das Programm während der Schulschließung sei daher hauptsächlich Wiederholung gewesen.

In der Kursstufe sieht das anders aus, da gab es in den letzten Wochen durchaus neuen Stoff. Dass sie bald Klausuren schreiben wird, über Themen, die sie sich selbst erarbeiten musste, findet Anna problematisch. Sie habe erwartet, alles werde wiederholt – dafür fehle aber nun die Zeit. Sich Neues selbst beibringen, sei schwierig, sagt Anna, "besonders in Fächern, in denen man nicht so gut ist". Yan meint zwar, er hätte es auch noch länger zuhause ausgehalten, dennoch zieht er die Schulbank dem Fernunterricht vor. Über den urteilt er: "Ich weiß nicht, ob man das Unterricht nennen kann. Das waren eigentlich nur Aufgaben, die man selbst bearbeiten musste."

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"Die Schule", sagt Yan, "ist eine Zwangsmotivation, etwas zu machen". Es gebe ständig Ablenkung zuhause, im Internet etwa, das man für die Fernlehre ja brauche. Nahom ist ähnlicher Meinung: "Es ist schwieriger, zu lernen, weil man keine Ansprechpartner hat." "Und weil man die Disziplin braucht, sich hinzusetzen", fügt Camila hinzu.

Nun hat sich die Hinsetzdisziplin dahingehend geändert, dass inzwischen selbst der Weg zum Sitzplatz im Klassenzimmer ungewohnt ist. "Es ist schon anders", bestätigt Nahom: Alphabetisches Aufstellen, Händewaschen vor dem Unterricht, Sitzen auf Abstand. Er fühle sich sicher, sagt er, das sei aber persönliches Empfinden. Dennoch betont er: "Es ist alles sehr gut organisiert." Auch Julia erklärt, die Hygienevorkehrungen der Schule gäben ein "Gefühl der Sicherheit". Anders sei das beispielsweise in Bussen und Bahnen, bei der Fahrt zur Schule: "Da fühle ich mich nicht sicher."

Sonst sei der Unterricht fast wie vorher, meint Anna: "Es tut gut, wieder so etwas wie Normalität zu haben. Homeschooling über sieben Wochen ist langsam genug." Dennoch: Ein wenig anders sei es schon. Sie erzählt, heute habe sie ihr Buch für die Deutschstunde vergessen, normalerweise könne sie dann beim Nachbarn ins Buch hineinschauen – das gehe eben nicht mehr. Auch Sport, Vereine und Ausflüge fielen im Moment als Ausgleich weg, kritisiert Anna. "Ihr könnt jetzt nicht euren Abschluss feiern, das ist schade", sagt sie zu Camila und Nahom. Deren Abschlussfahrt nach London wurde abgesagt, ebenso wie die Studienfahrt der Kursstufe. "Das hat alle bedrückt", meint Yan. Auch hier sind sich die Fünf einig: Vieles, was zur Schule dazugehört, fehlt zurzeit.

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