IHK-Verkehrsstudie

Wird der Elektrobus die moderne Version der Pferdekutsche?

IHK-Studie bewertet Erreichbarkeit der Innenstadt als gut - Dennoch gibt es viele Verbesserungsvorschläge

13.03.2018 UPDATE: 14.03.2018 08:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden

Traditionell ist der Verkehr das wichtigste Problem für die Heidelberger. Foto: Rothe

Von Sebastian Riemer

Heidelberg. Alteingesessene Heidelberger erinnern sich: Noch bis Ende der 90er Jahre fuhr eine Pferdekutsche durch die Hauptstraße. Für vom Shopping ermüdete Passanten eine nette Art, rasch an das andere Ende der - mit gut eineinhalb Kilometern - längsten Fußgängerzone Europas zu kommen.

Wer heutzutage vom Bismarckplatz rasch zu einem Geschäft im hinteren Bereich der Hauptstraße kommen will, kann nur einen Bus nehmen und etwa am Uniplatz aussteigen. Deshalb kommt die aktuelle Studie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar zur "Verkehrlichen Erreichbarkeit der innerstädtischen Wirtschaft" auch zu dem Ergebnis, dass die Anbindung der Hauptstraße verbessert werden müsse. Die IHK schlägt dazu einen kleinen Elektro-Bus vor, der zwischen Bismarck- und Karlsplatz pendelt - mit zahlreichen Stopps auf der Hauptstraße selbst.

Doch das ist nicht die einzige Empfehlung. Die RNZ gibt einen Überblick der wichtigsten Ergebnisse der Studie, für welche die IHK im März und April 2017 telefonisch 1000 Bewohner aus der Rhein-Neckar-Region sowie in Heidelberg 65 Betriebe - überwiegend aus dem Einzelhandel - befragte.

> Warum kommen Menschen in die Innenstadt? Heidelberg ist laut der Studie eine "multifunktionale Wohn-, Arbeits- und Einkaufsstadt". Die Gründe für einen Besuch in der Innenstadt sind deutlich vielfältiger als etwa in Mannheim: 27 Prozent der Befragten kommen für "Freizeit/Gastronomie", in Mannheim sind das nur 13 Prozent. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: Heidelberg ist als Einkaufsstadt weniger attraktiv. 52 Prozent kommen zum Shoppen, in Mannheim sind es 71 Prozent.

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> Wie kommen Menschen in die Innenstadt? Die überwältigende Zahl von 70 Prozent der Befragten fährt mit dem Auto, nur 27 Prozent nehmen den öffentlichen Nahverkehr. Zum Vergleich: In Mannheim kommen 61 Prozent per Auto, 36 Prozent mit Bus und Bahn. Allerdings nutzt nicht einmal jeder dritte Heidelberger (30 Prozent) das Auto, um in die Innenstadt zu kommen. 15 Prozent radeln, zehn Prozent laufen und 45 Prozent nehmen den ÖPNV.

> Wie gut ist die Innenstadt erreichbar? Die befragten Bewohner der Region geben die Durchschnittsnote 2,2 (Mannheim 2,0), die Unternehmen lediglich eine 2,7 (Mannheim 2,9). Dabei schneiden die Erreichbarkeit zu Fuß (1,2) und mit dem Rad (1,3) besonders gut ab - im Vergleich zum ÖPNV (2,0) und dem Auto (2,3). Das größte Problem aber ist die Überlastung im Berufsverkehr: Häufig nennen die Befragten hier das Neuenheimer Feld und die verstopften Neckarbrücken. Auch könnte die ÖPNV-Verbindung zu Stoßzeiten - besonders abends sowie an Samstagen - besser sein. Zudem wird die ÖPNV-Anbindung der Hauptstraße als Ganzes bemängelt.

> Was wünschen sich die Unternehmen? Firmen bemängeln vor allem die Erreichbarkeit für den Lieferverkehr - die Anlieferungszeiten seien zu starr und zu kurz. Neben einer besseren ÖPNV-Taktung fordern die Firmen zudem auch eine übersichtliche Beschilderung des Besucherleitsystems und mehr Kurzzeitparkplätze.

> Was schlägt die IHK vor? Die fünfte Neckarquerung müsse erneut geprüft werden. Zudem solle die Stadt für eine "grüne Welle" morgens stadteinwärts und abends stadtauswärts sorgen. Das Fuß- und Radwegenetz solle zwar weiter ausgebaut werden - aber "nicht auf Kosten des Pkw". Die IHK fordert mehr Radparkplätze und will das Anwohnerparken, soweit möglich, in Tiefgaragen und Parkhäuser verlagern, um Platz für neue Nutzungen wie Außengastronomie zu schaffen. Die IHK regt zudem die Schaffung einer "Dialogplattform Wirtschaftsverkehr" sowie eines Wirtschaftsverkehrsbeauftragten an.

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