Entspannte Stimmung im Gedränge
Die Bahnlinie 22 fährt ab sofort regulär - Es gab kleinere Irritationen, aber in der Alltagsroutine fanden sich die meisten am Montag zurecht

Die neue Straßenbahnlinie 22 hat den Stadtteil Bahnstadt noch nicht ganz angebunden, sie fährt erst einmal parallel zur alten Trasse in der Eppelheimer Straße über die Czernybrücke (siehe Grafik), bis das Teilstück Grüne Meile/Czernyring Ende 2018 fertig ist. Im Pfaffengrund herrschte gestern an der umgebauten Haltstelle Kranichweg/Stotz - dem vorläufigen Endhalt - schon dichtes Gedränge; in der Bahnstadt war derweil recht wenig los. Grafik: RNZ-Repro/Foto: Rothe
Heidelberg. (pne) Nach der gelungenen Jungfernfahrt am Samstag stand für die frisch wieder eingeweihte Straßenbahnlinie 22 am Montag die inoffizielle Feuertaufe auf dem Programm. Während Pfaffengrunder und Bahnstädter nun bequem und ohne größere Umwege zur Arbeit gelangen, müssen die Eppelheimer weiterhin Geduld haben. Erst Ende nächstes Jahr fährt die 22 wieder ihren alten Weg über die Autobahnbrücke. Bis dahin ist nach wie vor Improvisation angesagt - vor allem an der Haltestelle Kranichweg-Stotz im Pfaffengrund, wo Pendler aus Eppelheim ab sofort von der Buslinie 713 in die neue Bahn umsteigen müssen. Die RNZ hat sich umgehört, wie das am ersten Arbeitstag geklappt hat - und wie die Stimmung unter den Fahrgästen war.
"Mit der alten Buslinie, die noch bis ins Zentrum durchfuhr, war es deutlich bequemer", meinte Michaela Oden. Die 35-Jährige pendelt jeden Morgen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von Eppelheim aus nach Bergheim. Das erste Mal auf neuer Strecke löste bei ihr keine wirklichen Jubelstürme aus. "Gut funktioniert hat das heute früh noch nicht. Die Busse, die uns zum Umsteigepunkt gebracht haben, waren viel zu voll." Nicht sonderlich zufrieden war auch Karla Stolzmann. Die 20-Jährige wartete morgens um kurz nach 7 Uhr auf den Bus, der sie zur Haltestelle Kranichweg-Stotz bringen sollte - vergeblich. "Es kam einfach keiner. Ich musste ewig in der Kälte stehen." Mit der Einweihung der neuen Strecke hätte man ihrer Meinung nach bis zum nächsten Jahr warten sollen: "Nach Weihnachten wäre das Ganze vielleicht etwas entspannter abgelaufen."

Weniger verärgert denn verunsichert zeigte sich der ein oder andere Fahrgast, der von der veränderten Route in die Innenstadt offensichtlich nichts mitbekommen hatte. "Muss ich jetzt hier einsteigen?", fragte etwa eine Seniorin den Fahrer der Straßenbahn. Doch auch wenn dieser nicht jede Frage beantworten konnte: Am Ende fand jeder den Weg ins Wageninnere. Dafür sorgte nicht zuletzt ein Mitarbeiter der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV), der den Fahrgästen beim eng getakteten Umstieg von Bus auf Bahn noch schnell einen Infoflyer in die Hand drückte. Schlecht Informierte durften sich außerdem auf die vielen Pendler um sich herum verlassen, die zielstrebig den Weg vorgaben.
Davon profitierte auch Max Köhler, der gestand: "Anfangs war ich zwar etwas irritiert, da ich nichts gewusst habe von der veränderten Streckenführung. Doch es sind so viele Leute unterwegs, da konnte ich mir schnell einen Reim darauf machen." Entsprechend wenig zu bekritteln hatte der 19-jährige Student, als er denn einmal in der Bahn stand: "Das läuft doch ganz gut so weit." Mit dieser Meinung war er nicht allein - zumindest war die Stimmung in der Bahn trotz Gedränges recht entspannt.
Stoisch und zufrieden damit, einen Platz in der Bahn gefunden zu haben, blickten die meisten der frühmorgendlichen Fahrgäste drein. Dies mag auch daran gelegen haben, dass in der Bahnstadt nur wenige Bewohner von der neuen Anbindung Gebrauch machten. Die Eppelheimer und Pfaffengrunder indes, so scheint es, hatten schon früh am Tag ihren Frieden mit der leicht veränderten Morgenroutine gemacht: "Alles braucht seine Zeit, bis es sich eingespielt hat. Wenn sie erst einmal ganz fertig ist, werden wir noch viel Freude an der neuen Linie haben", meinte Susanne Bopp.