Wie Hugo Swart zum zweiten Mal OB wurde
1948 wählte erstmals die Bevölkerung den Oberbürgermeister direkt. Der Amtsinhaber siegte klar.

Das Heidelberger Rathaus. Foto: RNZ-Archiv
Heidelberg. (dns) Die Liste reicht zurück bis ins Jahr 1805, zu Georg Daniel Mays, der Heidelberg von da an 14 Jahre lang als Stadtoberhaupt regierte. 20 Männer und eine Frau sind ihm seitdem im Amt des Oberbürgermeisters gefolgt – acht von ihnen nach Ende des Zweiten Weltkrieges. In der Serie "Historische OB-Wahlen" wirft die RNZ vor der Wahl am 6. November in mehreren Teilen einen Blick zurück auf die Wahlen und Gewählten seit 1945.
1948 spielt dabei eine besondere Rolle. Denn am 1. Februar dieses Jahres war das Volk erstmals aufgerufen, sein Stadtoberhaupt an den Urnen selbst zu bestimmen. Und das nutzte eine Mehrheit von 51,2 Prozent der Wähler, um Hugo Swart (CDU) im Amt zu bestätigen.
Sein Herausforderer von der SPD, Bürgermeister Josef Amann, kam auf 43,8 Prozent. Die unbekannteren Kandidaten Josef Prokop, Hanns Hecht-Doerzbacher und Gerhard Colditz landeten jeweils unter zwei Prozent. Dafür konnte der ehemalige (und spätere) OB Carl Neinhaus sich über 202 Stimmen freuen, obwohl er eigentlich gar nicht angetreten war.

Auch daran sah man, dass sich die Begeisterung der Heidelberger für die erste freie Wahl in Grenzen hielt. Entsprechend nahmen nur 45 Prozent der 72.000 Wahlberechtigten teil. "Die Willensmeinung der Heidelberger Bevölkerung zur Frage, wer für die nächsten sechs Jahre die Geschicke der Stadt entscheidend beeinflussen soll, kam kraftlos zum Ausdruck", kommentierte die RNZ vier Tage später, als sie auch das Wahlergebnis bekannt gab.
Laut der Redaktion dürfte das auch daran gelegen haben, dass es schwierig war, herausragende Persönlichkeiten für den Posten zu gewinnen. "Denn nicht nur in Heidelberg, sondern überall werden gleichzeitig Bürgermeister gesucht", hieß es bereits Ende Januar in der RNZ.
Auch interessant
Die SPD habe zwar versucht, Prominenz von außerhalb zu gewinnen, schickte am Ende jedoch Bürgermeister Josef Amann ins Rennen – einen Mann mit einer "kräftigen Portion Härte, die er schon oft, manchmal mit Eigensinn, zu verteidigen wußte (so sagt man)", wie die RNZ kurz vor der Wahl über ihn schrieb.
Hintergrund
Mehr zur Heidelberger OB-Wahl 2022 finden sie auf www.rnz.de/obwahlhd.
Mehr zur Heidelberger OB-Wahl 2022 finden sie auf www.rnz.de/obwahlhd.
Amtsinhaber Hugo Swart von der CDU beschrieb die Redaktion dagegen als "einfachen, schlichten Menschen, einen unermüdlichen Arbeiter", dessen Tüchtigkeit über die Stadt hinaus bekannt sei, der es aber nicht verstehe, "sich mit strahlendem Glanz zu umgeben". Doch die RNZ wusste schon damals, dass es in Heidelberg kaum möglich ist, es allen recht zu machen.
Swart gelang es immerhin bei gut der Hälfte der Wähler, was ihm eine zweite Amtszeit einbrachte. Diese sollte eigentlich sechs Jahre dauern, jedoch verstarb der Christdemokrat Anfang April 1952 überraschend nach einem Kreislaufkollaps.
Bis dahin hatte er sich vor allem mit den Folgen des Zweiten Weltkrieges befasst – etwa der Wohnungsnot in der Stadt oder dem Wiederaufbau der Brücken und des Zoos. Außerdem hatten unter ihm die Planungen für das Tiergartenbad sowie den neuen Hauptbahnhof begonnen.



