Hugo Swart war der erste "richtige" OB nach dem Krieg
OB-Wahlen seit 1945: Der Stadträte wählten 1946 Hugo Swart. Er war das erste Stadtoberhaupt auf Dauer.

Von Philipp Neumayr
Heidelberg. Die Liste reicht zurück bis ins Jahr 1805, zu Georg Daniel Mays, der Heidelberg von da an 14 Jahre lang als Stadtoberhaupt regierte. 20 Männer und eine Frau sind ihm seitdem im Amt des Oberbürgermeisters gefolgt – acht von ihnen nach Ende des Zweiten Weltkrieges. In der Serie "Historische OB-Wahlen" wirft die RNZ vor der anstehenden Wahl am 6. November in mehreren Teilen einen Blick zurück auf die Wahlen und Gewählten seit 1945.
Hugo Swart war 1946 der erste (auf Dauer) gewählte Oberbürgermeister nach Ende des Krieges. Im April 1945 hatte der amerikanische Kommandant Eldon H. Haskell zunächst Friedrich Josef Amberger als kommissarischen Oberbürgermeister eingesetzt. Am 18. September 1945 führte das Landesdirektorium dann Stadtrat Dr. Ernst Walz II., den Neffen des zwischen 1913 und 1928 regierenden Oberbürgermeisters Ernst Walz, ins Amt ein – mit Zustimmung der amerikanischen Militärregierung und in Übereinstimmung mit dem Stadtrat.
Hintergrund
> In der Serie "Historische OB-Wahlen" zeigen wir, wer in Heidelberg nach dem Zweiten Weltkrieg wie zum Stadtoberhaupt gewählt wurde. Seit 1945 gab es sechs gewählte Oberbürgermeister. Zuvor waren Friedrich Josef Amberger (1945) und Ernst Walz II. (1945-1946) noch
> In der Serie "Historische OB-Wahlen" zeigen wir, wer in Heidelberg nach dem Zweiten Weltkrieg wie zum Stadtoberhaupt gewählt wurde. Seit 1945 gab es sechs gewählte Oberbürgermeister. Zuvor waren Friedrich Josef Amberger (1945) und Ernst Walz II. (1945-1946) noch kommissarisch von Militärregierung und Landesdirektorium eingesetzt worden:
1946-1952: Hugo Swart (CDU)
1952-1958: Carl Neinhaus (CDU)
1958-1966: Robert Weber (SPD)
1966-1990: Reinhold Zundel (SPD, später parteilos)
1990-2006: Beate Weber (SPD)
2006- ...: Eckart Würzner (parteilos)
Doch nach der ersten demokratischen Gemeinderatsratswahl nach dem Krieg im Mai 1946 war es dann so weit: Die neuen Stadträte wählten am 27. Juli 1946 Hugo Swart (CDU) mit 21 von 24 Stimmen bei drei Enthaltungen zum Oberbürgermeister – die Militärregierung musste aber auch seine Wahl kurz darauf noch bestätigen.
Ende August 1946 wurde der Jurist und Verwaltungsbeamte Swart feierlich in sein neues Amt eingeführt. Die Last auf den Schultern des 61-Jährigen war groß. "Vielleicht hat Heidelberg seit der Renaissance keinen Abschnitt seiner Geschichte aufzuweisen, der so bedeutsam ist wie der nun beginnende", erklärte Landesdirektor Gustav Zimmermann in dem Rathaussaal, der an diesem Tag mit spätsommerlichen Blumen geschmückt war. "Die viel berühmte Stadt, die Perle der deutschen Landschaft" habe als einzige unzerstörte Großstadt "das große Glück, seine geschichtlichen Zeugen und kulturellen Denkmäler (...) aus dem Gomorrha von Brand gerettet zu sehen. Das ist aber auch eine Verpflichtung für die Zukunft", mahnte Zimmermann.
Swart versicherte in seiner ersten Rede als Stadtoberhaupt, "mich dieses Vertrauens in Zukunft würdig zu zeigen". Zugleich offenbarte er, dass er sich nicht leicht getan habe mit der Entscheidung, Oberbürgermeister von Heidelberg zu werden. Die kurze Frist einer nur zweijährigen Wahlperiode sei für ihn "nicht gerade verlockend" gewesen. "Mir war auch bekannt, daß die Heidelberger Verhältnisse ihre besonderen Schwierigkeiten haben und daß das Amt nicht etwa eine Ruhestätte, sondern ein Arbeitsposten ist." In seinem Bekanntenkreis habe man ihm gesagt: "In Heidelberg werden Sie keine Rosen pflücken, aber viele Dornen! Wenn Sie trotzdem wollen, dann man tau!"
Und dennoch entschied sich der gebürtige Kasseler nach einiger Bedenkzeit dafür, die Stadt Heidelberg regieren zu wollen. Erstens, weil er "diese Stadt seit vielen Jahre liebe und oft hier weilte, und mir immer gewünscht habe, hier einmal meinen Lebensabend zu verbringen". Zweitens, weil er der Ansicht sei, dass jemand, der es verstehe, die Verwaltung zu leiten, auch die Pflicht habe, "sich nicht hinter den Ofen zu setzen, sondern sich zur Arbeit zu stellen". Und drittens, weil er der Überzeugung sei, dass Heidelberg "ein Unikum in Deutschland ist und daß aus dieser Tatsache heraus etwas gemacht werden kann!" Wenn irgendeine Stadt das Recht habe, wieder auf die Beine zu kommen, dann, so Swart, "hat wohl gerade Heidelberg diese Hoffnung!".
Was seine politischen Vorhaben betrifft, so sei es zu früh, schon jetzt ein fertiges Programm von ihm zu erwarten, erklärte Swart den Anwesenden im Rathaussaal. Heidelberg, das sei "ein Programm für sich" – "eine einzigartige Stadt, ein Zentrum deutschen Kulturlebens". Die Nichtzerstörung nannte Swart aber nicht nur Glück, sondern auch ein Hemmnis. "Der Massenzustrom und die Wohnungsnot ergeben schwere Probleme." Dazu komme noch "die Verschlimmerung der Finanzlage und ihre Unsicherheit für die Zukunft". Trotz dieser Startbedingungen wollte der Oberbürgermeister dennoch keinen Pessimismus aufkommen lassen. "Wir haben uns nicht wählen lassen, um zu schlafen, sondern um zu arbeiten, und sind uns alle klar, daß die vor uns liegende Arbeit bewältigt werden muss."
Knapp sechs Jahre blieb Dr. Hugo Swart im Amt, bis er am 4. April 1952 unerwartet verstarb. Seine Grabstätte liegt auf dem Bergfriedhof.




