Heidelberger Lieblingsplätze

Bank im Hasenleiser ist "ein Ort zum Träumen"

Joachim Davids Lieblingsplatz ist eine Bank zwischen Gärten und Feldern im Hasenleiser. Hier findet er Ruhe und Ablenkung zugleich.

08.09.2022 UPDATE: 08.09.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden
Für Joachim David ist die Bank, die an der Ecke Erlenweg/Dohlenweg zwischen Gärten und Feldern steht, sein Lieblingsplatz im Hasenleiser. Er hatte den Standort der Stadtverwaltung selber vorgeschlagen. Foto: Alex

Von Arndt Krödel

Heidelberg. Eine Wiese, ein Hof, eine Parkbank oder ein Spielplatz: In unserer Serie stellen Bewohner ihren Lieblingsplatz in ihrem jeweiligen Stadtteil vor. Das kann von den bekanntesten Orten bis hin zum Geheimtipp reichen. Einzige Bedingung ist: Der Platz ist öffentlich zugänglich und es gibt dort keinen Konsumzwang.

Bänke, auf denen es sich rasten lässt, stehen oft an schmeichelhaften Orten. Für Joachim David ist die Bank, die an der Ecke Erlenweg/Dohlenweg zwischen Gärten und Feldern steht, sein Lieblingsplatz im Hasenleiser. 2020 machte der 75-jährige pensionierte Polizeibeamte der Stadtverwaltung den Vorschlag, dort, unweit seiner Wohnung, eine Bank aufzustellen – drei Monate später war sie da.

Was diesen Ort zum Lieblingsplatz macht: "Er gibt mir Ruhe und Ablenkung zugleich", sagt David. Radler und Spaziergänger passieren die Kreuzung, über die hinaus der Blick über die Felder der Hangäckerhöfe schweift, deren Farben immer wieder wechseln. In der Nähe steht ein Nussbaum, "der ist bestimmt zwischen 100 und 200 Jahre alt", schätzt David. In der Ferne tauchen die Gebäude des Emmertsgrunds zwischen Wald und Weinbergen auf. In ihren Fenstern spiegelt sich die Abendsonne, "wie das Schimmern einer Meeresoberfläche", findet er: "Es ist ein Ort zum Träumen."

Wie man hinkommt: Am Ende der Freiburger Straße biegt man links in südlicher Richtung in den Erlenweg ab, bis dieser den Dohlweg kreuzt. Die Bank befindet sich auf der rechten Seite.

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Wann die beste Zeit für einen Besuch ist: "Es ist meine Nachmittagsbank", sagt David, der 2007 nach 43 Jahren Polizeidienst in Pension gegangen ist. Er zieht die Zeit zwischen 16 und 17 Uhr vor, die für ihn "am interessantesten" ist, weil man dann viele Menschen treffen könne und mit ihnen ins Gespräch komme. Für ihn ein Leichtes: "Ich kenne hier alle Leute." Auch seine ehemalige "Kundschaft" grüße ihn noch – "die haben Vertrauen zu mir". Morgens zwischen 9 und 10 Uhr läuft die Kommunikation mit den Vorbeikommenden ebenfalls gut. Außerhalb dieser Zeiten, meint David, ist es eher ruhig. Man hat also die Wahl.

Was man dort machen kann: Der Platz ist ideal für Eltern – oder Omas – mit kleinen Kindern, die auf der gegenüberliegenden Wiese rennen können und viel Platz zum Spielen haben. Der Bankbesucher kann beim Blick über die Felder seinen Gedanken freien Lauf lassen. Während des Gesprächs mit Joachim David fährt gerade ein Traktor mit Walze über das Feld, was einen Schwarm von Vögeln anzieht. "Mauersegler, die kommen wegen der aufgescheuchten Insekten." Auch Stare stellen sich ein und picken ihre Beute vom Boden auf. Wenn der Traktor wieder weg ist, so David, kommen Füchse und Marder und "kümmern" sich um die Wanderratten. Sogar Reiher hat er hier schon gesehen.

Was man mitbringen sollte: Einen Regenschirm, als Schutz vor der Sonne. David ist aber auch schon mal zu einem Kaffee eingeladen worden, den jemand dabei hatte. Auch Gesprächsbereitschaft ist sinnvoll. "Die Leute reden zu wenig miteinander und starren nur noch auf ihr Smartphone", ist seine generelle Erfahrung.

Wem man dort begegnet: Nachbarn und Leuten aus dem Hasenleiser, eben allen, die am Rand ihres Stadtteils gerne spazieren gehen.

Das schönste Erlebnis: Zwei Kindergarten-Gruppen, von denen die eine zu einer Behinderteneinrichtung gehörte, kamen aus verschiedenen Richtungen auf die Bank zu. Als sie ihn sahen, erzählt David, rannten alle auf ihn zu, setzten sich neben ihn oder standen um ihn herum. Der 75-Jährige erzählte ihnen Geschichten und war ganz der Mittelpunkt: "Die Erzieherinnen riefen noch ‚Bleibt hier’, aber waren machtlos." Für David sind es solche Kleinigkeiten, die zählen: "Da sieht man die Welt plötzlich ganz anders".

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