Stadtführerin veröffentlicht vierte Auflage ihres Spaziergang-Führers
Die Neuerscheinung bietet entspannte Ausflüge und auch eine "Queer-Tour".

Von Laura Kress
Heidelberg. Es ist bereits die vierte Auflage von Susanne Kahligs Stadtführer "Heidelberg zu Fuß", der Mitte März in neuem Design erschien. Auf zehn verschiedenen Spaziergängen schickt die Autorin und Stadtführerin ihre Leser auf Entdeckungstour in der "schönsten Stadt Deutschlands" — als solche kürt Kahlig Heidelberg bereits in ihrem Vorwort. "Ich wünsche mir, dass die Leute das Buch in die Hand nehmen und sich damit auf einen entspannten Spaziergang begeben", sagt Kahlig. Entspannt ist ein gutes Stichwort, denn keine Tour dauert länger als zwei Stunden. Das Buch ist der perfekte Begleiter zum Lustwandeln durch Heidelberg – etwa an Ostern.

Touristen möchte die Autorin animieren, länger zu bleiben, Einheimische will sie auf eine Reise in ihrer eigenen Stadt schicken. In dem Stadtführer ist für jeden etwas dabei: Shoppinglustige können sich auf die "Heidelberger Einkaufs(ver)führung" begeben, Feinschmecker gehen auf einen "kulinarischen Streifzug" und diejenigen, die "net so gut zu Fuß sinn", erwartet ein Spaziergang ohne große Steigungen von der Altstadt bis zur Molkenkur (mit Bergbahn-Unterstützung).
Kahligs Touren beschränken sich aber nicht auf die Heidelberger Innenstadt, sondern führen auch in andere Stadtteile. "Auf dem Spaziergang ins Neuenheimer Feld können Touristen den Zoo und den Botanischen Garten entdecken", erzählt Kahlig. Andere Routen führen nach Handschuhsheim, über den Philosophenweg zur Brauerei zum Klosterhof oder hoch hinaus zum Königsstuhl, auf dem die Spaziergänger der Falknerei Tinnunculus oder der Sternwarte einen Besuch abstatten können.
Die erste Seite jedes Kapitels schmücken eine Karte, auf der der Spaziergang eingezeichnet ist, eine kurze Anfahrtsbeschreibung sowie Länge und Dauer der Strecke. Kahlig beschreibt die Wege sehr anschaulich — Heidelberger können die Route beim Lesen gedanklich mitlaufen. Wo es passt, lässt die Autorin historische Hintergrundinformationen einfließen oder erinnert sich an Anekdoten, die sie in ihrer 23-jährigen Karriere als Stadtführerin erlebt hat.
Auch interessant
"Einmal hat mich ein Amerikaner gefragt, ob Hitler im Heidelberger Schloss gelebt habe", lacht sie. Weitere Abwechslung bringen Infokästen, in denen Kahlig vom Leben bekannter Heidelberger Persönlichkeiten wie der Pfälzer Liselotte erzählt oder verrät, dass sich Altbundeskanzler Helmut Kohl zu seinen Studienzeiten am liebsten im Café Schafheutle aufhielt.
Im Vergleich zur vorherigen Auflage haben sich vor allem das Layout und die Fotos verändert. Für letztere war Kahlig selbst mit der Kamera in Heidelberg unterwegs. Außerdem ist der Stadtführer nachhaltiger geworden. "Der Verlag hat anderes Papier verwendet und auf die Plastikverpackung verzichtet", erklärt Kahlig. Inhaltlich müssen sich die Leser vom "Spaziergang nach Rohrbach" verabschieden. Stattdessen ist die Queer-Tour dazugekommen, auf der die Leser mehr über das Leben Homosexueller in Heidelberg erfahren.
Dabei geht es auch um Diskriminierung: Noch bis 1994 stellte § 175 des Strafgesetzbuchs Homosexualität unter Strafe. "Die Tour habe ich von meinem ehemaligen Kollegen Steffen Schmidt vom Tourismusmarketing übernommen", sagt Kahlig. "Sie ist neben dem Schlossspaziergang meine Lieblingstour."
Der Spaziergang führt zum Beispiel am ersten queeren Club Heidelbergs und dem ehemaligen Neuenheim College vorbei, in dem Oscar Wildes Kinder unterkamen, während der Schriftsteller selbst aufgrund seiner Homosexualität für zwei Jahre im Zuchthaus in England saß.
Die erste Auflage von "Heidelberg zu Fuß" schrieb Kahlig 2002 — ironischerweise mit gebrochenem Bein. Im Societäts-Verlag waren damals bereits "München zu Fuß" und "Aschaffenburg zu Fuß" erschienen; nun sollte es auch ein Buch über die Universitätsstadt am Neckar geben. Und wer wäre dafür besser geeignet als Susanne Kahlig, die heute mit ihrem Familienunternehmen "Event & Eventchen" Stadtführungen organisiert?
Zwar kam Kahlig in Berlin zur Welt, allerdings zogen ihre Eltern noch vor ihrem ersten Geburtstag mit ihr nach Heidelberg. Dort lebt und arbeitet sie seitdem und kann sich nicht vorstellen, je wegzuziehen. "Ich liebe die Altstadt, die Lage, die Stimmung und natürlich die vielen Leute, die ich hier immer treffe", sagt sie. "Heidelberg ist wie Familie."
> Heidelberg zu Fuß – Die schönsten Spaziergänge, Susanne Kahlig, 176 Seiten, 4. Auflage, März 2023. Preis: 16 Euro. Societäts-Verlag Frankfurt am Main, ISBN: 978-3-95542-453-4.



