Wohin mit der Windkraft in Heidelberg?

Bürger diskutierten über mögliche Standorte in Heidelberg - Der Infoabend war allerdings nur schwach besucht

16.10.2015 UPDATE: 17.10.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde

Mit maßstabsgetreuen Fotomontagen zeigt der Nachbarschaftsverband, wie die Windkraftanlagen das Landschaftsbild verändern würden: Der Blick vom S-Bahnhof Schlierbach/Ziegelhausen auf das Gebiet "Weißer Stein Süd". Foto: RNZ Repro

Von Steffen Blatt

Wo könnten in Heidelberg Windräder stehen? Darüber informierte der Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim am Donnerstagabend die Bürger - aber nur wenige kamen ins Kirchheimer Bürgerzentrum. Offenbar scheint die Windkraft die Heidelberger nicht so umzutreiben wie die Bürger im Umland. Mit rund 90 Besuchern war der Infoabend relativ schwach besucht. Zu den Veranstaltungen in Mannheim und Schriesheim waren zuvor jeweils rund 200 Interessierte gekommen, im viel kleineren Leimen waren es 70.

Dafür diskutierten die anwesenden Bürger umso engagierter. Zunächst informierte Martin Müller, der Geschäftsführer des Nachbarschaftsverbandes, über das Verfahren und warum man Zonen ausweisen muss, in denen Windkraftanlagen gebaut werden könnten. Dabei geht es vor allem um die Steuerung: Würde der Nachbarschaftsverband, dem neben Heidelberg und Mannheim noch 16 weitere Kommunen angehören, keine Areale bestimmen, könnten Investoren überall dort Windräder bauen, wo keine öffentlichen Belange dagegen stehen. Werden jedoch Flächen ausgewiesen, sind Windräder außerhalb dieser Zonen tabu.

Nachdem alle Kriterien abgeprüft waren, etwa Natur- und Tierschutz oder Mindestabstände zu Wohnbebauung, Aussiedlerhöfen und Gewerbe, blieben von den 487 Quadratkilometern Fläche im Verbandsgebiet noch ganze 8,85 Quadratkilometer übrig - und um die geht es jetzt. Von den 17 möglichen Windkraftstandorten - sie werden Konzentrationszonen genannt - befinden sich sieben auf Heidelberger Stadtgebiet.

Die Meinungen der Bürger zu den Standorten waren durchaus unterschiedlich. "Es soll überhaupt kein Windrad in Heidelberg stehen", sagten die einen. "Das Kohlekraftwerk Mannheim in der Ebene sieht deutlich scheußlicher aus", meinten die anderen, die zumindest das Ästhetik-Argument nicht gelten lassen wollten. Dabei wurden manche Flächen in Heidelberg vor allem deshalb schon im Vorfeld ausgeschlossen, weil die "Postkartenmotive" (Müller), etwa der Blick vom Schloss in die Altstadt oder umgekehrt, nicht durch Windräder beeinträchtigt werden sollen. Generell verlief die Diskussion erfreulich unideologisch. Ganz gegen Windkraft waren gar nicht so viele Teilnehmer, nicht wenige machen sich aber Sorgen um die Qualität ihrer Naherholungsgebiete und befürchten Schäden für Vögel oder andere Tiere.

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Auch ganz praktische Fragen wurden gestellt, die Erhellendes zutage förderten. So war vielen offenbar nicht bewusst, wie groß der Eingriff in die Natur für den Bau eines Windrades eigentlich ist: Es wird ein ebener Bauplatz von rund 3500 Quadratmetern Größe gebraucht, das Fundament einer Anlage ist 100 Quadratmeter groß. Um die großen Bauteile zur Baustelle zu bringen, müssen Wege von etwa 6,50 Metern Breite hergerichtet werden. Damit die Schwertransporte um die Kurven kommen, werden auch dort Bäume abgeholzt - und das muss auch so bleiben, falls irgendwann einmal Teile ausgetauscht werden. "Ein zu großer Abstand zur Straße und schwieriges Gelände können aber durchaus Gründe sein, Flächen auszuschließen", machte Martin Müller deutlich. Der Nachbarschaftsverband kann aber nicht alle Flächen streichen, denn laut Gesetz muss Windkraftanlagen "substanziell" Platz eingeräumt werden.

Die Heidelberger Bürger können jetzt bis zum 15. November im Internet unter www.heidelberg-windenergie.de weiter über die Flächen diskutieren. Informationen gibt es auch auf www.nachbarschaftsverband.de. Im Dezember werden die Ergebnisse der Heidelberger Bürgerbeteiligung in einer weiteren Veranstaltung der Öffentlichkeit präsentiert. Erst danach, voraussichtlich im Frühjahr 2016, wird der Gemeinderat wie alle Kommunen des Nachbarschaftsverbandes, seine Stellungnahme abgeben. Die Verbandsversammlung wird dann den Flächennutzungsplan mit den Konzentrationszonen für die Windenergieanlagen beschließen.

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