Windkraftgegner in Leimen: "Wie können wir diesen Wahnsinn stoppen?"
Über die möglichen Windkraftstandorte wurde bei der ersten Infoveranstaltung bereits heftig diskutiert

Von Roland Fink
Leimen-St. Ilgen. "Geht da überhaupt Wind, wo sie das alles eingezeichnet haben?" Es gab Skeptiker in den Reihen der Zuhörer in der St. Ilgener Aegidiushalle in Leimen, welche die Planungen für Windenergiestandorte mit äußerst kritischem Blick verfolgen. Der Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim (NBV), dem neben Leimen, Sandhausen und Nußloch weitere 15 Städte und Gemeinden angehören, hatte zur ersten von insgesamt vier Informations- und Bürgerbeteiligungsrunden eingeladen. Schriesheim, Mannheim und Heidelberg werden folgen.
In St. Ilgen stellte Martin Müller als Leiter der Planungsgruppe das Konzept für die Teilräume im südlichen Planungsgebiet vor. Der Verband "Region Rhein Neckar" hatte das Plangebiet des NBV bei seinem Teilregionalplan "Windenergie der Metropolregion" ausgespart. Und "wir als Träger der Flächennutzungsplanung sind gehalten, substanziellen Raum zu schaffen für Windkraftflächen", so Müller.
Oberbürgermeister Wolfgang Ernst wies auf den beabsichtigten Ausstieg aus der Atomkraft hin und darauf, dass man auch irgendwo einsteigen müsse, wenn man irgendwo aussteige. Sprich: in die "sanfte" Energieerzeugung. Auch verwies der OB auf die Rhein-Neckar-Zeitung, die zum Auftakt der Informationsveranstaltungen ihr Tagesthema am Dienstag der Windenergie gewidmet hatte: Im Gebiet des Nachbarschaftsverbandes sind 17 mögliche Standorte benannt für insgesamt 80 Windenergieanlagen.
Und wie sieht es im südlichen Teil des Rhein-Neckar-Kreises aus? Die sogenannten Konzentrationszonen geben Auskunft. Östlich von Gauangelloch nahe dem Gewann "Rosengarten" kommen vier Hektar für zwei Anlagen in Betracht. Nördlich von Sandhausen bei der "Kirchheimer Mühle" wären auf 15 Hektar drei Anlagen möglich. Zwischen dem Nußlocher "Hirschberg" und dem Leimener "Hirschgrund" könnten auf 17 Hektar drei Anlagen errichtet werden. Auf einer Fläche von 13 Hektar um den St. Ilgener Waldsee herum sind ebenfalls drei Anlagen denkbar.
Auch wenn der NBV die "weichen" Kriterien schon definierte, etwa die Konzentration auf drei Windenergieanlagen oder den Abstand zur Wohnbebauung von 1000 Metern - Kritik wurde in St. Ilgen umgehend vorgetragen: "Wie können wir diesen Wahnsinn stoppen?" Auch Befürchtungen aufgrund des Infraschalls wurden geäußert. Und auch der Natur- und Artenschutz nahm breiten Raum ein.
Benjamin Hill von der Frankfurter Planungsgruppe Natur und Umwelt stellte die Untersuchungsergebnisse vor. Das Artenpotenzial um die Konzentrationszonen wurde untersucht, Brutplätze von Rot- und Schwarzmilan, Baumfalken, Rohrweihe, Bussard und Kiebitz ausgemacht. Aus dem Publikum wurde auch die Population von Störchen auf den Nußloch-Walldorfer Wiesen vorgebracht.
Derartige Vorkommen müssten aber nicht unbedingt als Ausschlusskriterium bewertet werden. "Es wird eine Abwägung geben müssen", sagte Müller. Und ob die Windhöffigkeit der ausgewiesenen Gebiete mit um die fünf Meter pro Sekunde ausreicht, um gewinnbringend in Windkraft zu investieren, sei eine Kalkulation für die potenziellen Investoren. "Doch die Technik wird sich weiter verbessern."
Dass in der Berechnung der Windhöffigkeit womöglich auch politische Absichten stecken könnten, ließ ein Schaubild von der hessischen Grenze zu Heiligkreuzsteinach vermuten: Auf dem hessischem Gebiet war ein kräftiges "Rot" zu erkennen, was auf gute Windgeschwindigkeiten von über sechs Metern pro Sekunde hindeutet. An der Landesgrenze zu Baden-Württemberg fiel diese Windhöffigkeit aber auf unter 4,5 Meter pro Sekunde zurück.
An den aussagekräftigen Schautafeln wurde nach dem Vortrag und den Fragerunden eifrig weiterdiskutiert. Eine Box zur Aufnahme von Notizen und Hinweisen stand bereit. Vor allem die Sichtbeziehungen und Fotomontagen mit eingezeichneten Windrädern waren aufschlussreich und verdeutlichten, was sich in den nächsten Jahren bei der Erzeugung von erneuerbaren Energien auch im hiesigen Planungsraum tun wird.



