Heidelberg

Wird der Lange Anger nun für Autos gesperrt?

Der Gemeinderat beschloss nach zwei Jahren erneut eine Sperrung. Aber dieses Mal könnte es tatsächlich klappen.

22.09.2022 UPDATE: 22.09.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden
Hier sind viele Kinder unterwegs – und es wird auch schonmal ein Verkehrsschild umgefahren: Der Lange Anger verläuft zwischen der Freizeitfläche Pfaffengrunder Terrasse (links) und Gadamerplatz, wo auch die Bahnstadtgrundschule steht. Schon im Juli 2020 beschloss der Gemeinderat eine Sperrung für Autos. Doch Einwendungen verhinderten dies bislang. Foto: Dorn

Von Sarah Hinney

Heidelberg. Seit 2019 wird die Sperrung der Straße "Langer Anger" zwischen Da-Vinci-Straße und Galileistraße für den Autoverkehr diskutiert. Dass dort, wo auch viele Kinder unterwegs sind, keine Pkw mehr fahren sollen, ist eigentlich seit Juli 2020 beschlossene Sache. Damals hatte der Gemeinderat entschieden, die Straße nachträglich umzuwidmen – also von einer Autostraße zur reinen Radfahrer- und Fußgänger-Straße. Damit würden dann auch zwischen Gadamerplatz, wo Bahnstadtgrundschule liegt, und der beliebten Freizeitfläche Pfaffengrunder Terrasse keine Autos mehr fahren dürfen.

Manche Verfahren dauern aber etwas länger – zumal dann, wenn nicht alle einverstanden sind. Am Dienstag hat der Stadtentwicklungs- und Bauausschuss nun mehrheitlich beschlossen, dass die Stadt das Verfahren zur Sperrung der Straße weiter vorantreiben soll. Zehn Mitglieder stimmten dafür, drei dagegen, zwei enthielten sich. Außerdem sollen Poller auf Höhe des Gadamerplatzes installiert werden, um den Durchfahrtsverkehr zu verhindern. Die endgültig Entscheidung trifft der Gemeinderat im Oktober.

Dass die Stadträte nach zwei Jahren erneut beschließen, was sie doch längst beschlossen hatten, hat folgenden Grund: Im August 2020 veröffentlichte die Stadt formal im Stadtblatt die Pläne, die Straße umzuwidmen – versehen mit dem Hinweis, dass Einwendungen dagegen eingebracht werden können. Prompt kamen zwei. Ein Einwender bemängelte einen Schreibfehler. In der öffentlichen Bekanntmachung im Stadtblatt war von "Gadamer Platz" die Rede. Die richtige Schreibweise lautet aber: Gadamerplatz. Da es keinen "Gadamer Platz" gebe, sei die öffentliche Bekanntmachung fehlerhaft und damit nichtig, so die Argumentation des Einwenders. Diese Einwendung wies die Stadt als unbegründet zurück.

In der zweiten Einwendung wurde unter anderem argumentiert, dass der Lange Anger an dieser Stelle für den Autoverkehr unentbehrlich sei und die Straße ursprünglich als Durchfahrtsstraße geplant worden sei. Die Sperrung würde für die Autofahrer erhebliche Umwege bedeuten, so die Argumentation. Die Stadt hat auch diese Einwendungen ausführlich geprüft und kommt zu dem Schluss, dass der Umweg, den die Autofahrer in Kauf nehmen müssen, zumutbar ist. Eine Sperrung des Straßenabschnitts sei "dem überwiegenden Allgemeinwohl dienlich" – auch weil im neuen Rahmenplan für die Bahnstadt festgeschrieben ist, dass Gadamerplatz und Pfaffengrunder Terrasse ein großes Ganzes darstellen sollen. Der Lange Anger soll deshalb künftig zwischen Da-Vinci-Straße und Galileistraße nur noch für Fußgänger, Radfahrer sowie Rettungsfahrzeuge frei sein.

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"Eine reine Beschilderung reicht dafür nicht", sagte Baubürgermeister Jürgen Odszuck in der Sitzung. Das Amt für Verkehrsmanagement schlug vor, mehrere Poller – sowohl feststehende als auch für die Einsatzfahrzeuge mit einem Transponder versenkbare – für insgesamt 420.000 Euro zu installieren. Das war dem Gremium aber zu teuer. Hilde Stolz (Bunte Linke) meinte: "Fast eine halbe Million nur für Straßenpoller ist schon ein Wort." Ihr war es ein wichtiges Anliegen, öffentlich darauf hinzuweisen, "was da für Gelder verblasen werden für solche Maßnahmen". Odszuck gab ihr recht. Die Grünen-Stadträtin Luitgard Nipp-Stolzenburg sagte: "Für das Geld könnte man eine Schranke hinstellen und Leute anstellen, die gelegentlich die Schranke für Rettungsfahrzeuge aufmachen." Klaus-Peter Hofbauer vom Tiefbauamt erklärte, dass auch eine Variante getestet werden könne, bei der die Poller nicht versenkbar seien. "Dann muss die Feuerwehr halt aussteigen." Auf dieser Basis formulierte Sören Michelburg (SPD) einen Antrag aus der Mitte des Ausschusses – mit dem Auftrag an die Verwaltung, eine günstigere Poller-Variante zu erarbeiten.

Wann der Lange Anger also konkret gesperrt wird, und mit welchen Pollern genau, ist immer noch ungewiss. Auf RNZ-Nachfrage äußerte sich die Stadt nicht dazu, wie lange es dauern könnte. Ein Sprecher teilte lediglich mit: "Bei einer positiven Beschlussfassung des Gemeinderates könnten nächste Verwaltungsschritte und Vorbereitungen zur Umgestaltung des Langen Angers vonseiten der Stadtverwaltung in Gang gebracht werden."

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