Wilhelmsplatz-Anwohner beklagen Exkremente in Vorgärten
Beim Aktionstag zur Neugestaltung des Platzes gab es viel positive Resonanz, aber auch Kritik an den Zuständen.

Von Marie Böhm
Heidelberg-Weststadt. "Der Wilhelmsplatz ist der Mittelpunkt des Stadtteils." Die meisten Bewohner der Weststadt würden Lutz Hager wahrscheinlich zustimmen. Aber genau dieser Mittelpunkt lässt noch einiges zu wünschen übrig. Deswegen haben sich mehrere Anwohner vor einem knappen Jahr zusammengetan, um sich für eine Neugestaltung des Platzes einzusetzen. Das Aktionsbündnis "Schöner Willi" hat auch schon viel erreicht. Neben neuen Bänken, Fahrradständern und Tischen wurde Ende Oktober auch eine neue Pallettensitzbank eingeweiht – passend zum Aktionstag "Schöner Willi". Abgesehen davon wurde auch das vom Verein "Urban Innovation" entwickelte Verfahren des öffentlichen Planungsraums offiziell vorgestellt. Schritt für Schritt sollen neue Projekte am und um den Platz entstehen – und die Bewohner der Weststadt sollen selbst Ideen und Meinungen einbringen.
"Es ist wichtig, dass wir nicht nur ein Standardverfahren haben, sondern dass es unser eigenes ist", erklärt Hager. Als einer der Hauptagierenden des Bündnisses organisierte er den Aktionstag mit: "Wir wollen die Umgebung in die Neugestaltung miteinbeziehen." Der Wilhelmsplatz werde von sehr vielen unterschiedlichen Leuten auf genauso unterschiedliche Weisen genutzt. Es gebe Senioren, die sich zum Plaudern treffen. Junge Familien, die ihre Kinder spielen ließen. "Die Ärzte und Pfleger aus dem St. Josefskrankenhaus verbringen hier ihre Mittagspausen." Und für all diese Menschen solle nun ein attraktiverer Sammelpunkt geschaffen werden.
Die Aktion zum Ideen und Meinungen sammeln kam gut an, die Teilnehmer hinterließen auf den dafür vorgesehenen Pinnwänden begeistert ihre Ideen. "Sitzmöbel mit integrierter Begrünung", wünscht sich jemand zum Beispiel. Eine andere Person fände einen Bouleplatz schön. Ein von Kinderhand gezeichnetes Bildchen einer Schaukel ist neben vielen anderen Wünschen an eine Karte des Platzes geheftet.
Es gab viel Lob, aber auch Kritik für die neuen Pläne, besonders vonseiten der Anwohner. Susanne Jung-Fromm wohnt zum Beispiel direkt am Platz und ist besorgt, die neuen Pläne könnten die nächtlichen Probleme der Lärmbelästigung und des Vandalismus schlimmer machen: "Klar gehört der Platz tagsüber allen und das Kindergewusel gehört auch dazu. Das kann schon mal lauter werden." Aber nachts sei es etwas anderes. Hier kämen immer wieder Leute mit Lautsprecherboxen her, die betrunken überall Müll hinterließen. "Wir können nachts manchmal nicht schlafen, weil es so laut ist. Und kaum jemand benutzt die Toilette am Platz, wir finden immer wieder Exkremente in unseren Vorgärten." Hager betont: "Uns ist es wichtig, dass auch diese Stimmen gehört werden." Man könne nur gezielt nach Lösungen suchen, wenn es einen guten Austausch gebe. Vielleicht könne man zum Beispiel dafür sorgen, dass Sitzmöglichkeiten nachts weggeräumt würden oder dass nachts die Beleuchtung ausgeschaltet werde. Zumindest eine kostenlose öffentliche Toilette fände auch Jung-Fromm gut.
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Die Menschen haben nun noch einige Wochen Zeit, Stimmzettel abzugeben – "danach können wir auswerten, welches Projekt als erstes in Angriff genommen wird", sagt Marlen Pankonin, Vorsitzende des Stadtteilvereins.
Man stehe zudem im Austausch mit der Stadt, erklärt Hager. "Wir versuchen, auf der Ebene der Kommunalpolitik genauso zu agieren wie in der Verwaltung des Stadtteils." Das klappe auch ganz gut, das Bündnis hoffe, mit der nächsten Präsentation mehr Unterstützung von der Stadt zu bekommen. Bisher gibt es allerdings noch keine finanzielle Unterstützung. Die geplanten neuen Bücherregale und die schön gestaltete Sandsteinbank sollen durch Spenden finanziert werden. Beides findet Zuspruch von den Anwesenden. Das bisherige Regal sei zu alt und überlastet und die neue Bank biete nicht eine viel bessere Sitzgelegenheit.



