Wie die Kirchengemeinden ihre Fusionen planen
Die meisten arbeiten schon an den Details, in Neuenheim ist Vermittlung durch den Prälaten erforderlich

Das denkmalgeschützte Gemeindehaus der Johannesgemeinde ist viel zu groß geworden. Foto: Joe
bik. Das "Liegenschaftsprojekt", wie man es beim Evangelischen Oberkirchenrat nennt - die Anpassung der kirchlichen Gebäude an den Bedarf -, hat in Heidelberg teilweise große Diskussionen hervorgerufen. Am meisten brodelt es in Neuenheim, wo der Prälat nun moderierend eingreifen soll. In der Jakobusgemeinde (2055 Mitglieder) sagt Pfarrer Anselm Friederich-Schwieger auf RNZ-Anfrage: "Wir wollen zuerst sehen, was gespart werden kann und wozu das gut sein soll." Konkrete Vorschläge lägen auf dem Tisch.
In der Neuenheimer Johannesgemeinde (2668 Mitglieder) steht der Ältestenkreis einer Fusion mit "Jakobus" aufgeschlossen gegenüber, wie Pfarrer Hans-Jürgen Holzmann die Kirchenmitglieder per Gemeindebrief wissen ließ. "Wir müssen die Aufgaben unserer Zeit lösen", unterstreicht er, "und wir wollen überlegen und mitgestalten." Seinen Gemeindegliedern ist klar, dass ihre Anzahl und die Einkünfte eigentlich weder einen Kirchendiener/Hausmeister noch eine A-Kantorin in Vollzeit tragen. Noch drängender stellt sich die Frage, was mit dem 1929 errichteten Gemeindehaus in der Lutherstraße in Zukunft geschehen soll. Der großzügige, denkmalgeschützte Bau ist dem ehemaligen Neuenheimer Dekanatssitz geschuldet und wird durchaus für Musikarbeit, für kirchliche Veranstaltungen und für Aufführungen gebraucht. Der große Saal fasst 300 Personen und besitzt "Theaterqualität", wie Holzmann sagt. Allerdings fehlen dann Nebenräume, und das Dach ist inzwischen 90 Jahre alt. "Das Haus aufzugeben, wäre ein massiver Verlust", findet der Pfarrer. Könnte man vielleicht genügend Partner für eine regelmäßige Vermarktung finden? Und wer organisiert dann diese Veranstaltungen?
Hintergrund
Warum die Kirche sparen muss
bik. Überall in der Kirche muss nach dem Willen des Evangelischen Oberkirchenrates der Rotstift angesetzt werden, bei Personal und Gebäuden. Denn die Zahl der Kirchenmitglieder in Heidelberg wird weiter sinken, schon aus
Warum die Kirche sparen muss
bik. Überall in der Kirche muss nach dem Willen des Evangelischen Oberkirchenrates der Rotstift angesetzt werden, bei Personal und Gebäuden. Denn die Zahl der Kirchenmitglieder in Heidelberg wird weiter sinken, schon aus demografischen Gründen. Die Deutschen werden weniger, und wer aus dem Ausland zuzieht, sei es aus Polen oder Spanien, Russland oder Syrien, ist höchstwahrscheinlich nicht evangelisch.
Der kirchliche Gebäudebestand müsse der Entwicklung angepasst werden, fordert die Badische Landeskirche seit Jahren und streicht damit den Heidelbergern 30 Prozent der Flächen (ohne die Kirchenbauten). Wie viel einer Gemeinde zugestanden wird, hängt von der Zahl der Gemeindeglieder ab. Schließlich sollen die magerer werdenden Einnahmen der Kirche nicht dazu dienen, vor allem Gebäude zu erhalten. Das bedeutet oft Zusammenschlüsse. Mit der Wahlperiode der Ältestenkreise im Jahr 2019 sollen die Fusionen in Heidelberg abgeschlossen sein, so Dekanin Marlene Schwöbel-Hug. Die neuen Kirchenältesten wolle man nicht mehr mit Strukturfragen belasten.
In Kirchheim ist es einfacher. Blumhardt- und Wicherngemeinde müssen nur noch entscheiden: Wo kommt das Verwaltungspfarramt hin? Wie wird sich die fusionierte Gemeinde nennen? Am 22. Januar wird die Gemeindeversammlung das Thema behandeln, wie Pfarrer Fabian Kliesch mitteilte. Sicher ist auch, dass das Hermann-Maas-Haus der Blumhardt-Gemeinde (2759 Mitglieder) abgerissen wird. Allerdings liegt der Plan, neben der Petruskirche auf dem Platz des alten Pfarrhauses in der Oberen Seegasse ein neues Gemeindezentrum zu errichten, aus Kostengründen auf Eis. In der "Arche" der Wicherngemeinde (2352 Mitglieder) sollen weitere Flächen für Kinder- und Jugendarbeit vermietet werden.
Eine klare Sache ist die Fusion von Schlierbach (956 Mitglieder) und Ziegelhausen (2637 Mitglieder) nach Angaben von Dekanin Marlene Schwöbel-Hug. Die Gespräche drehten sich jetzt um die kirchlichen Gebäude und den Namen der neuen Kirchengemeinde. Die halbe Pfarrstelle in Schlierbach ist noch fünf Jahre lang finanziert - zwei Jahre vom Oberkirchenrat, drei weitere von einem Privatmann.
Die Markusgemeinde in der Südstadt (1308 Mitglieder) denkt schon länger über eine Fusion nach. Jetzt steigen womöglich Christusgemeinde (Weststadt, 3795 Mitglieder) und Luthergemeinde (Bergheim, 2576 Mitglieder) mit ins Boot. Die drei Pfarrstellen könnten damit erhalten bleiben. Über die Nutzung der Gebäude muss man sich noch Gedanken machen. Für die Christusgemeinde wird gerade ein kleineres Gemeindehaus gebaut. Für Markushaus und Lutherzentrum, beide mit Kindergärten, braucht man neue Konzepte. Das Lutherzentrum, so Pfarrer David Reichert, sei eigentlich zu groß. Wegen der transparenten Bauweise kann es auch nicht richtig vom Kirchenraum getrennt werden. Aber es ist modern, neutral, barrierefrei - Reichert vertraut darauf, dass das Gebäude von der Kirche gebraucht wird. Die Synode tagt dort, an Wochenenden wird auch schon mal vermietet.
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Den Kindergarten der Luthergemeinde könnte man durchaus erweitern - für Gruppen mit verlängerten Öffnungszeiten oder für eine Krippe. Der Bedarf in Bergheim ist da, das Gebäude aber nicht ganz passend für weitere Räume wie Bewegungsraum, Ruheraum, Speiseraum - und vor allem: Die kirchlichen Kindergärten haben ja ihr eigenes Finanzierungsproblem.



