Wenn Heidelberg gewinnt, geht es Schlag auf Schlag
Am Montagabend wird der Sieger des Wettbewerbs "Digitale Stadt" gekürt - "Digitale Stadtwerke" sollen gegründet werden

Heidelberg digital vernetzt: Gewinnt die Stadt den Wettbewerb, gibt es Millionen für neue Projekte. Grafik: Stadt
Heidelberg (ste/abs). Die (An-)Spannung steigt im Heidelberger Rathaus. Am Montagabend wird bei SAP in Walldorf der Sieger des Wettbewerbs "Digitale Stadt" gekürt. Der Branchenverband Bitkom sucht die Kommune, die "Leuchtturm der Digitalisierung" wird, der Preisträger kann sich über Dienstleistungen und Produkte der Bitkom-Mitglieder im Gegenwert von zehn bis 20 Millionen Euro freuen - und Heidelberg ist im Finale dabei.
Dass die Auszeichnung nicht irgendeine Urkunde für das Büro des Oberbürgermeisters ist, zeigt die Gästeliste des Empfangs. Neben Hausherr und SAP-Vorstandssprecher Bill McDermott haben sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und seine Kabinettskollegin für Wirtschaft, Brigitte Zypries, angesagt. Zypries wird auch den Sieger verkünden. Heidelbergs Konkurrenten sind Darmstadt, Kaiserslautern, Wolfsburg und Paderborn. Alle Finalisten haben am Mittwoch vergangener Woche ihre Konzepte in Berlin präsentiert, danach war die Jury am Zug, in der neben Bitkom noch Vertreter von Telekom, SAP, Software AG, Hewlett-Packard und Vodafone sitzen.
Sollte Heidelberg gewinnen, geht es Schlag auf Schlag: Noch im Juni werden dann die Gemeinderatsgremien und der Aufsichtsrat der Stadtwerke über die Gründung der "Digitalagentur Heidelberg GmbH" entscheiden - nicht-öffentlich, das ist so vorgeschrieben. Diese "Digitalen Stadtwerke" sollen bereits zum 1. Juli ihre Arbeit aufnehmen und die Umsetzung der Projekte koordinieren, die in den vergangenen Monaten bei mehreren Workshops sowie einem Bürgerforum gesammelt und konkretisiert wurden. Die Entscheidung, welche Projekte die Leistungen der Bitkom-Unternehmen in Anspruch nehmen dürfen, fällt der Gemeinderat, auch die Bürger sollen in den Entscheidungsprozess einbezogen werden.
"Die Digitalagentur wird eher eine Mittlerrolle einnehmen", erklärt Nicole Huber, die Leiterin des OB-Referats, das für die Bewerbung zuständig war. Im Fall der digitalen Patientenakte PEPA (siehe Artikel oben) ist das Universitätsklinikum hauptverantwortlich. Bei der Ausweitung der PEPA könnte aber auch auf die Dienstleistungen aus dem Wettbewerb zurückgegriffen werden. Weitere mögliche Projekte sind zum Beispiel die Optimierung der Verkehrsströme oder der Einsatz von Apps, die dem Nutzer etwa sagen, dass er in der nächsten halben Stunde lieber den Öffentlichen Nahverkehr für seine Fahrt nach Heidelberg nehmen sollte anstelle des Autos.
Bei seiner Bewerbung setzt Heidelberg auf seine internationale Bekanntheit - und zwar nicht nur als Touristenstadt, sondern auch als Forschungsstandort und Medizinzentrum, das zweitgrößte in Deutschland hinter der Berliner Charité, wie Oberbürgermeister Würzner immer wieder betont. Unterstützung gibt es ebenfalls aus der Region, etwa von der Industrie- und Handelskammer und ihrem Geschäftsführer Wolfgang Niopek, der mit Zuversicht auf den Montag schaut: "Wir sind sehr begeistert von der Bewerbung und unterstützen das. Sollte Heidelberg den Wettbewerb gewinnen - und ich bin da sehr optimistisch -, können wir mit dem Fördergeld viel machen und wirklich zu einem Leuchtturm werden."