Warum bekommt Kirchheim nicht auch Glasfaserkabel?
Breitbandausbau nur im Vectoring-Verfahren - "Zwischenschritt" statt großer Sprung?

Kirchheim/Rohrbach. (pop) Weshalb erfolgt in Kirchheim der Internet-Breitbandausbau im sogenannten "Vectoring"-Verfahren, das Bandbreiten von bis zu 250 Mbit/s im Download und 40 Mbit/s im Upload ermöglicht? In Neuenheim aber über ein gigabitfähiges – also deutlich schnelleres – Glasfasernetz? Diese Fragen wollte CDU-Rätin Ruth Hörner in der letzten Sitzung des Kirchheimer Bezirksbeirates unbedingt beantwortet haben. Neuenheim sei damit "für die nächsten 1000 Jahre" bestens versorgt, während Kirchheim nur "für die nächsten fünf bis zehn Jahre" gerüstet sei.
Auch in der Beschlussvorlage stand, dass der jetzige Ausbau der Deutschen Telekom zwar die "zeitgemäße Nutzung vieler Angebote" ermögliche, jedoch nicht das technisch Machbare ausschöpfe. Der Stadt reicht das: Man sehe "in der Abwägung zwischen den beträchtlichen Investitionen für ein echtes Glasfasernetz und Behinderungen durch bauliche Maßnahmen bei einem flächendeckenden Glasfaserausbau hier einen wichtigen Zwischenschritt auf unserem Weg zu einer Smart City realisiert".
Claus Wichmann vom städtischen Amt für Digitales und Informationsverarbeitung wies Hörner darauf hin, dass es sich um eine Maßnahme der Telekom handele, also um eine rein private Investitionsmaßnahme und nicht um eine Aufgabe der Kommune. In der Altstadt, Bergheim, Kirchheim, Neuenheim, Pfaffengrund, Rohrbach, Schlierbach, Weststadt, Wieblingen und Ziegelhausen würden alles in allem für über 52.000 Haushalte die Netze ertüchtigt. Bei Kosten von 1500 bis 2000 Euro pro Glasfaseranschluss könne man sich leicht ausrechnen, was am Ende auf der Rechnung stünde: Zwischen 78 und 104 Millionen Euro.
Für die 9600 Haushalte in Kirchheim werde Ende November mit den Bauarbeiten begonnen, abgeschlossen sein sollen diese Ende März, Anfang April 2021. "Spätestens im Mai", so Wichmann, "laufen hier die neuen Anschlüsse".
Wann sie genutzt werden können, ist allerdings noch unklar. In der Beschlussvorlage heißt es, dass die Telekom "auch andere Anbieter auf diese Netze lassen muss, zu festgelegten Gebühren für den Netzzugang und Betrieb". Im Umkehrschluss müsse aber kein Anbieter dieser Möglichkeit Folge leisten. "Solange", heißt es weiter, "diese betreiberinternen Vergabeverfahren bei der Netzagentur laufen, können die adressscharfen Anschlusspunkte nicht veröffentlicht werden." Dies habe zur Folge, dass die Stadt den Bürgern nicht mitteilen könne, ob das Angebot der Telekom auch sie betreffe, und zum anderen, "welcher Provider für sie zuständig ist". Dieses wenig bürgerfreundliche Verfahren sei gesetzlich so geregelt und könne durch die Stadt nicht beeinflusst werden.