Virtuelle Diskussionsrunde zum Thema "LGBTQ+ in der Kirche" in der Bonhoeffer-Gemeinde
Bei einer Diskussion stellten sich die Teilnehmer die Frage, wie die Gemeinde ein sicherer Ort für Menschen der LGBTQ+-Community sein kann.

Demonstrierende 2018 beim "Rainbow-Flash" mit der Regenbogenflagge in der Heidelberger Altstadt. Foto: Philipp Rothe
Von Lena Scheuermann
Wie gehen Kirche und Gemeinde mit dem Thema LGBTQ+ um? Und wie kann die Gemeinde ein sicherer Ort sein, in dem sich Menschen der LGBTQ+-Community aufgehoben fühlen? Um Fragen wie diese ging es am Mittwochabend bei einer virtuellen Diskussionsrunde in der Kirchheimer Bonhoeffer-Gemeinde. Gemeinsam mit Konfirmandinnen und Konfirmanden beschäftigt sich Lara Sattler, Praktikantin bei der Bonhoeffer-Gemeinde, mit dem Thema – und ist genau wie Pfarrer Fabian Kliesch der Meinung: "Wir müssen dieses Thema noch viel mehr in die Gemeinde hineintragen."
Mit dem Begriff LGBTQ+ werden unterschiedliche sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten beschrieben. Die aus dem englischem Sprachraum übernommene Abkürzungen stehen für Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transgender und Queer, durch das Plus-Zeichen werden zudem weitere Formen von Sexualität und Geschlechtsidentitäten eingeschlossen. Diese Gruppe von Menschen eint vor allem ein Thema: "Der Zusammenhalt liegt daran, dass alle von der gleichen Art Ausgrenzung betroffen sind", findet Lara.
Diese Ausgrenzung findet auch in den Kirchen statt: So verwies Pfarrer Kliesch etwa auf die lange, unrühmliche Geschichte beider christlicher Kirchen in dieser Hinsicht – die teils noch bis heute andauert: Gerade erst machte der Vatikan durch das Verbot der Segnung von homosexuellen Paaren Schlagzeilen. "Homophobie wird oft mit Religion begründet, es ist wichtig, dass man hier ansetzt", findet Lara. Sie kritisiert, dass vermeintlich aussagekräftige Bibelstellen in diesem Kontext meist nur selektiv herangezogen und wörtlich ausgelegt werden – und darüber hinaus die eigentliche Botschaft oftmals vergessen werde, wie Pfarrer Kliesch betont: "Die Liebe Gottes ist nicht an die sexuelle Orientierung gebunden." Ein Gemeindemitglied weist zudem auf den Entstehungszeitraum der Heiligen Schrift vor mehreren Tausend Jahren hin und appelliert an eine historisch-kritische Auslegung der entsprechenden Stellen.
Lara merkt außerdem an, dass Homophobie, also die Abneigung oder Aggression gegenüber homosexuellen Menschen, nicht nur in den Religionen, sondern auch in der Gesellschaft etabliert sei. Oftmals komme es zu sogenannten Mikroaggressionen – etwa wenn der Begriff "schwul" als Schimpfwort benutzt wird –, die vielleicht gar nicht zwingend verletzend gemeint sind, von Betroffenen aber durchaus als verletzend wahrgenommen werden.
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Wie kann die Kirche solchen Tendenzen entgegenwirken und vermitteln, dass sie für alle Menschen da ist – unabhängig von sexueller Orientierung oder Lebensform? Eine Frage, die auch die Konfirmandinnen und Konfirmanden in ihrer Projektgruppe beschäftigte: Gemeinsam wurden nicht nur Pläne für integrative Gottesdienste entwickelt, sondern auch die Idee, Regenbogensticker an der Kirchentüre anzubringen und damit Mitgliedern der LGBTQ+-Community zu signalisieren: "Da sind Leute, die sind wie ich und hier finde ich eine Gemeinschaft, in der ich akzeptiert und geliebt werde", so Lara.
Das sei aber noch nicht genug, wie Lara bekräftigt: "Ein Regenbogensticker an der Kirchentür ändert noch nichts." Viel wichtiger seien Information und Aufklärung innerhalb der Gemeinde. Konkret bedeutet dies, dass Sticker oder auch entsprechende Flyer nicht nur aufgehängt, sondern diese auch erklärt und das Thema sowohl im Gemeindeblatt als auch im Gottesdienst stärker in den Fokus gerückt werden soll. Oder, wie Pfarrer Kliesch resümiert: "Das ist ein konkreter Schritt für die Gemeinde, auch einzuhalten, was der Sticker verspricht."



