Heidelberg

Stadt will Kita-Personal in Kolumbien anwerben

Der Jugendhilfeausschuss beschließt drei Maßnahmen, um den Fachkräftemangel auszugleichen. Extra-Zulagen wurden vertagt.

16.05.2024 UPDATE: 16.05.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden
Symbolfoto: Uli Deck/dpa

Von Anica Edinger

Heidelberg. Die Stadt sagt dem Fachkräftemangel an Kindertageseinrichtungen (Kitas) den Kampf an. Die ersten drei ganz konkreten Maßnahmen beschloss der Jugendhilfeausschuss am Dienstagabend einstimmig: nämlich die Anwerbung von ausländischen Fachkräften, eine Werbekampagne und eine Beratung für Fachkräfte in den Kitas.

Nicht beschlossen dagegen wurden zwei Zulagen, durch die Erzieherinnen und Erzieher in Heidelberg mehr verdienen würden. "Weil die Ausgaben dafür so hoch sind, muss das im Rahmen der Haushaltsberatungen 2025/2026 diskutiert werden", erklärte Sozialbürgermeisterin Stefanie Jansen im Ausschuss. Das sind die Maßnahmen und deren finanzielle Auswirkungen auf einen Blick:

> Anwerbung von Fachkräften aus Kolumbien: Die Stadt beteiligt sich am Educo-Projekt der Bundesagentur für Arbeit. In dessen Rahmen werden pädagogische Fachkräfte aus Kolumbien angeworben.

Denn: "In Kolumbien gibt es einen Überschuss an Kita-Fachkräften", erklärt Philip Sweeney, Abteilungsleiter für die Kindertagesbetreuung beim Kinder- und Jugendamt. 15 Personen sollen aus dem lateinamerikanischen Land nach Heidelberg kommen, drei davon sollen in städtischen, zwölf in Kitas freier Träger arbeiten.

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Die Vorstellungsgespräche sollen diesen September online stattfinden. Kosten für Deutsch-Sprachkurse noch in Kolumbien werden bei erfolgreicher Bewerbung übernommen. Ebenso die Reise- und Visakosten sowie ein weiterer Sprachkurs nach Ankunft.

Außerdem sollen die Fachkräfte durch eine Sozialbetreuung nach ihrer Ankunft unterstützt werden – "damit das Heimweh wegbleibt", so Sweeney. Es soll etwa gemeinsame Spieleabende oder Ausflüge in die Region geben, aber auch Hilfestellungen bei nötigen Behördengängen, der Stromanmeldung oder mit dem Handyvertrag. Gesamtkosten für die Maßnahme in den Jahren 2024 bis 2026: 242.674 Euro.

> Trägerübergreifende Werbekampagne zur Gewinnung von Fachkräften: Mit einer groß angelegten Werbekampagne im Schulterschluss mit den 46 freien Trägern sollen Erzieherinnen und Erzieher für den Kita-Standort Heidelberg gewonnen werden. Es soll eine eigene Internetseite geben, ein Stellenportal und Infos zu allen in Kitas vorhandenen Berufsfeldern und Ausbildungswegen. Außerdem soll ein Imagefilm gedreht werden. Die Kampagne ist auf drei Jahre angelegt und soll in diesem Jahr starten. Gesamtkosten: 180.000 Euro.

> Fachkräfteberatung in den Kitas: Pädagogische Fachkräfte in den Kindertagesstätten sollen künftig eine feste Ansprechperson haben, die bei Problemstellungen unterstützt – "etwa bei herausfordernden Kindern", wie Sweeney erklärt. Das Projekt wird zunächst mit einer Vollzeitstelle in einer Pilotphase in diesem und nächsten Jahr erprobt.

Dafür fallen Kosten in Höhe von 80.000 Euro an. "Bei einem dauerhaften Angebot rechnen wir mit zweieinhalb Personalstellen", sagt Sweeney. 200.000 Euro würden dafür pro Jahr fällig. Über die Fortführung soll nach der Pilotphase entschieden werden.

> Heidelberg-Zulage und Zulage für Fachkräfte mit besonderen Aufgaben: 110 Euro sollen pädagogische Fachkräfte zusätzlich in Heidelberg bekommen – "um die Attraktivität des Standortes Heidelberg zu steigern und den höheren Lebenshaltungskosten in der Stadt im Vergleich zum Umland Rechnung tragen zu können", heißt es in der städtischen Verwaltungsvorlage.

Rund 5,8 Millionen Euro würde diese Heidelberg-Zulage die Stadt in den Haushaltsjahren 2025/2026 kosten – erst zum Doppelhaushalt 2025/2026 soll darüber beraten werden. Ebenso über die Zulage für Fachkräfte mit besonderen Aufgaben. Laut Verwaltungsvorlage könnten etwa Sprachförderkräfte, Anleiterinnen oder Springkräfte zusätzlich 70 Euro im Monat erhalten. 380.000 Euro würde das die Stadt pro Haushaltsjahr kosten. Auch hierüber wird erst in den Beratungen zum Doppelhaushalt diskutiert.

> Oberbürgermeister soll Zulagen in seinen Haushaltsentwurf aufnehmen: Die Stadträte im Jugendhilfeausschuss sendeten auf Antrag der SPD ein eindeutiges Signal in Richtung Oberbürgermeister Eckart Würzner: Im Entwurf des Stadtoberhauptes zum Doppelhaushalt 2025/2026 sollen beide Zulagen enthalten sein.

Das beschlossen die Stadträte einstimmig. SPD-Fraktionsvorsitzende Anke Schuster erklärte: "Wir unterstützen es sehr, dass diese Maßnahmen umgesetzt werden – auch wenn wir wissen, dass der nächste Haushalt mit vielen Großprojekten ein sehr schwieriger werden wird."

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