Spatenstich für neuen Wasserstoffbus-Betriebshof in Wieblingen
Für fast 25 Millionen Euro entsteht am westlichen Ende des Ochsenkopfes ein "Leuchtturmprojekt".

Von Denis Schnur
Heidelberg. Noch befindet sich am westlichen Ende des Ochsenkopfes zwischen Hornbach, OEG-Schienen und B37 eine große leere Fläche. Doch als die RNV am Freitagmittag dorthin zum Spatenstich geladen hatte, konnten die Gäste an einem kleinen Modell – laut Elke Zimmer, Staatssekretärin im Landesverkehrsministerium, in "Playmobil-Größe" – erkennen, was hier innerhalb eines guten Jahres gebaut werden soll: Große, mit Solarmodulen überdachte Abstellflächen für Busse konnte man sehen, einen kleinen Bau, eine Wasserstofftankstelle und – wie es sich für die RNV gehört – einen kleinen Bus, der batteriebetrieben über das Modell fuhr.
Was in klein unspektakulär wirkt, ist ein Neubau, für den keiner der Redner am Freitag mit Lob sparte: "Ein Vorzeigeprojekt für ganz Deutschland", nannte es OB Eckart Würzner. RNV-Geschäftsführer Martin in der Beek sprach von einem "großartigen Tag" für sein Unternehmen, Zimmer von einem "Leuchtturmprojekt". Der Mannheimer Erste Bürgermeister und RNV-Aufsichtsratschef Christian Sprecht lobte die "Vorreiterstadt Heidelberg".
Denn in Wieblingen wird nun im großen Stil umgesetzt, was andernorts meist noch in Pilotprojekten getestet wird: Die Umstellung des öffentlichen Nahverkehrs auf klimafreundliche Antriebe. Bis Ende 2024 sollen 27 Gelenkbusse, die mit Strom und grünem Wasserstoff betrieben werden, durch Heidelberg rollen, alte Dieselfahrzeuge ersetzen und so über 2700 Tonnen CO₂-Ausstoß jährlich verhindern.

Dafür braucht es aber nicht nur die Busse, die bereits bei der Daimler-Tochter Evo-Bus in Mannheim bestellt wurden, sondern auch einen Betriebshof, wo diese parken, laden und tanken können. "Die Infrastruktur ist oft der schwierigste Part", weiß Zimmer. Umso wichtiger sei es, dass Heidelberg und die RNV vorangingen und in kurzer Zeit auf gut 10.000 Quadratmetern eine solche Anlage realisierten.
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Dass gerade die Metropolregion, die als "H2-Valley" ohnehin schon Modellregion für die Nutzung von Wasserstoff ist, hier voranpresche, ist für Specht kein Zufall: "Da sieht man wieder, was diese Region schaffen kann, wenn wir zusammenarbeiten und uns das Land unterstützt." So solle es ruhig öfter laufen, wünschte sich der Mannheimer Bürgermeister.
In Heidelberg sind bislang drei Busse ohne Verbrennungsmotor unterwegs. Die reinen Elektrofahrzeuge pendeln vor allem zwischen Hauptbahnhof und Altstadt. In den nächsten Monaten kommen sieben weitere hinzu, wie Sebastian Menges, bei der RNV für Alternative Antriebe zuständig, berichtete. Doch E-Busse können nicht überall eingesetzt werden, wie Würzner betonte: "Ihre Reichweite ist begrenzt, vor allem in Bergstadtteilen." Das gelte gerade für die großen Gelenkbusse, auf die man aber angewiesen sei. Deshalb wolle man bei der RNV auch nicht nur auf einen Energieträger setzen, sondern sowohl auf Strom als auch auf Wasserstoff. "Denn wir wissen ja noch nicht, was sich in Zukunft durchsetzen wird", so in der Beek. Auch der neue Betriebshof solle für beide Technologien ausgelegt werden – "dann ist er zukunftssicher".
Diese Zukunft lässt sich das Verkehrsunternehmen einiges kosten: 24,5 Millionen Euro investiert die RNV alleine in den neuen Betriebshof – auch wenn das Land ziemlich sicher 75 Prozent übernehmen wird. Zusätzlich hat das Unternehmen bislang 48 Wasserstoffbusse im Wert von 41 Millionen Euro bestellt (neben den 27 für Heidelberg sind 13 für Mannheim und acht für Ludwigshafen vorgesehen). Hier übernimmt das Land die Hälfte der Mehrkosten im Vergleich zu Dieselfahrzeugen.
Doch nicht nur RNV-Busse sollen künftig in Wieblingen Wasserstoff tanken: Am Rande des Areals wird das Unternehmen "H2 Mobility" eine öffentlich zugängliche Tankstelle betreiben. Und auch die Stadt belässt es nicht beim Nahverkehr: "Wir haben schon vier Wasserstoffautos in der städtischen Fahrzeugflotte. Außerdem haben wir bereits entsprechende Kehr- und Müllfahrzeuge bestellt", so Würzner. Zwar brauche man für diese Antriebsart sehr viel Strom, der etwa durch große Windparks erzeugt werden müsse. Aber er ist überzeugt: "Das ist eine echte Perspektive für die Zukunft!"



