So soll das "Zentrum für transatlantische Beziehungen" im "Mark-Twain-Centre" entstehen
Die notwendigen Umbauarbeiten sollen in zwei Phasen passieren

Im ehemaligen Ballsaal der Kommandantur soll ein Raum für Veranstaltungen entstehen. Foto: Diemer
Von Steffen Blatt
Einst Offiziersmesse für Wehrmachtsangehörige, nach dem Zweiten Weltkrieg Ort von wichtigen Entscheidungen der höchsten US-Generäle - die Kommandantur in der Römerstraße ist zweifellos ein geschichtsträchtiges Gebäude. Jetzt soll dort ein "Zentrum für transatlantische Beziehungen" entstehen, das die Erinnerung an die Amerikaner wachhält, in dem geforscht wird und das Veranstaltungen für die Öffentlichkeit anbietet. Die ersten Pläne, wie das verwirklicht werden soll, wurden jetzt vorgestellt.
Die Stadtverwaltung schlägt vor, die denkmalgeschützte Kommandantur in zwei Schritten zu entwickeln. In der ersten Phase soll im Erdgeschoss das Foyer mit den historischen Glasfenstern als Empfangsbereich hergerichtet werden. Im ehemaligen Ballsaal ist ein großer Veranstaltungsraum, im Kaminzimmer und den kleineren Kabinetträumen ein literarischer Salon geplant. Eine Raumflucht mit Blick auf den Park wird zur Ausstellungsgalerie.
Dazu sind einige Umbauarbeiten notwendig: Im Eingangsbereich muss eine Rampe gebaut werden, es braucht Sanitärräume, die historische Substanz des Gebäudes, etwa Holzvertäfelung, Wandmalereien oder der Kamin, müssen instand gesetzt werden. Einige Räume werden zu Küche, Büros oder Lagerraum umgebaut. Der südliche Teil des Gebäudes im Erdgeschoss sowie das gesamte Obergeschoss bleiben in dieser Phase ungenutzt. Im ersten Stock werden zunächst nur zwei Büros eingerichtet. Dort soll zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Person für das Kulturmanagement ihre Arbeit aufnehmen und sich um Konzeption und Organisation erster Ausstellungen kümmern.
In einer zweiten Phase sollen die restlichen Räume im Erdgeschoss und das Obergeschoss als Ausstellungsbereiche hinzugezogen werden. Die Außenanlage soll ebenfalls in dieser Phase fertiggestellt werden. In dem von den Amerikanern in den 1950er Jahren errichteten südlichen Gebäudeteil würde - in den ehemaligen Büros der Kommandeure - auf beiden Ebenen die Ausstellung "The Story - Amerikaner in Heidelberg" entstehen. Sie soll sich sowohl mit der militärischen Präsenz der US-Armee in Heidelberg befassen als auch einen Fokus auf Alltagsphänomene wie Mode, Musik oder Sport legen, ebenso soll die Diskussion aktueller gesellschaftspolitischer Zusammenhänge deutsch-amerikanischer Beziehungen vorkommen. In einem Mittelflur könnte ein "Walk of Fame" mit Porträts und Lebensläufen die lange Geschichte berühmter Amerikaner in Heidelberg sowie berühmter Heidelberger in Amerika dokumentieren. Dann soll auch die Forschung einziehen, denn die wissenschaftliche Beschäftigung mit den transatlantischen Beziehungen oder der internationalen Sicherheitspolitik ist ebenfalls Teil des Konzepts.
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Die Umsetzung von Phase 1 wird rund 800 000 Euro kosten, das ergab eine Analyse des Berliner Architekturbüros Duncan McCauley, das schon Erfahrungen mit ähnlichen Projekten gesammelt hat. Über die Freigabe dieser Summe entscheiden jetzt die Gemeinderatsgremien. Die Finanzierung von Phase 2 wird deutlich teurer, hier gehen die Experten von 4,6 Millionen Euro aus. Darum sollen für diesen Schritt Sponsoren gefunden werden, die sich finanziell engagieren, die Forscher sollen Fördergelder generieren. Um Kooperationen anzubahnen, wurden Gespräche in den USA geführt, etwa an der Universität Berkeley in Kalifornien. Sie besitzt die weltweit größte Sammlung zu Mark Twain, der Namensgeber des "Zentrums für transatlantische Beziehungen" werden soll. Mit dem Deutschen Haus an der New York University wurde bereits über ein Austauschprogramm für Autoren und Künstler gesprochen.
Zuständig für das Konzept ist vor allem Frieder Hepp, der Leiter des Kurpfälzischen Museums. Er weiß, wie man Ausstellungen konzipiert und so inszeniert, dass sie Besucher anziehen. Dazu kommt noch Jakob Köllhofer, der Chef des Deutsch-Amerikanischen Instituts, der immer wieder gesellschaftlichen Trends in den USA nachspürt und sie dann nach Heidelberg bringt - mit Lesungen, Workshops oder Diskussionsveranstaltungen. Den Part der Forschung deckt Detlef Junker ab, der Gründungsdirektor des Heidelberg Center for American Studies. Er trommelt schon seit Jahren für eine Einrichtung, die sich mit den deutsch-amerikanischen Beziehungen beschäftigt - und fordert ebenso lange ein "deutliches Zeichen" des Gemeinderats, dass er hinter einem solchen Projekt steht.
Eine Entscheidung für die Mittelfreigabe, um Phase 1 zu verwirklichen, wäre so ein Zeichen. In der Sitzung des Bezirksbeirates der Südstadt, der am Dienstag als erstes Gremium über die Vorlage beriet, ging das schon einmal gründlich schief, denn der Vorschlag wurde mit großer Mehrheit abgelehnt.