So feiert der Kunstverein sein 150-jähriges Bestehen
Direktorin Ursula Schöndeling über das Jubiläums-Programm des Kunstvereins - Ausstellung wird um drei Wochen verlängert

Ursula Schöndeling ist seit zweieinhalb Jahren Direktorin des Heidelberger Kunstvereins. Foto: Hentschel
Von Birgit Sommer
Heidelberg. Die Mitgliederausstellung des Heidelberger Kunstvereins ist ein großer Erfolg; sie wird drei Wochen länger als geplant zu sehen sein, bis zum 15. September. Über deren Attraktivität und die weiteren Aktionen zum 150-jährigen Bestehen des Kunstvereins spricht Direktorin Ursula Schöndeling im RNZ-Interview.
Frau Schöndeling, wie kommt die Mitgliederausstellung bei den Kunstinteressierten in Heidelberg an?
Wir haben viel mehr Besucher als sonst zur Ferienzeit, sie bleiben lange und kommen wieder. Für viele sind wohl die persönlichen Texte der Mitglieder im Begleitheft besonders interessant. Das ist ein sehr persönlicher Zugang. Ich habe noch nie so viele Menschen lesend in der Ausstellung gesehen. Spannend fand ich auch die Besuche von Schulklassen und Führungen. Ich kann mich natürlich nicht auf 133 Werke vorbereiten und muss mein Wissen als Kunsthistorikerin ausschöpfen. Aber im Dialog sind da tolle Sachen passiert.
Was zum Beispiel?
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Beim Bild des von Christo verpackten DAI, was einer Schulklasse zunächst nicht zusagte, haben wir erst mal rausbekommen, dass es sich um ein Bild aus Heidelberg handelt. Plötzlich war ein anderer Bezug da. So konnten wir erzählen, was in Heidelberg 1969 mit der Kunst los war. Wie man an vergängliche Kunst im öffentlichen Raum erinnern kann und Christo seine großen Aktionen finanziert. Nicht nur die Schüler haben oft Schwierigkeiten mit ungegenständlichen Arbeiten, die "hingeschmiert" oder skizzenhaft aussehen. Es war für sie super spannend, zu hören, dass gerade Künstler von Zeit zu Zeit versuchen müssen, das zu verlernen, was sie gut können und beherrschen. Dass etwas verlernen eben auch wichtig ist, um aus Konventionen auszubrechen und Neues zu entdecken, zu neuen Ufern aufbrechen zu können. In dieser Ausstellung funktioniert das gut: Einfach die Vielfalt von Kunst entdecken. Bei den Gesprächen lerne ich selbst sehr viel, die Besucher eröffnen mir mit ihren Ideen neue Zugänge. Wenn dieser Funke im Gespräch überspringt, ist das passiert, was man eigentlich mit Kunst will: Horizonte öffnen.
Wie geht es weiter im Jubiläumsjahr des Vereins?
Wir werden noch Gruppenausstellungen im Oktober und November eröffnen, die sich unter anderem mit dem Verhältnis Sprache und Kunst beschäftigen. Außerdem werden weitere Aktionen im öffentlichen Raum stattfinden, darunter die umfassende Künstlerbuchsammlung, die der Künstler Dirk Meinzer zusammengetragen hat. Und eine Bootsfahrt mit einer Camera obscura. Im November werden wir in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg eine Tagung zum Lernort Kunstverein zur Zusammenarbeit von Schule und Kunstvereinen veranstalten. Die ADKV als Dachverband der deutschen Kunstvereine, deren Vorstandsmitglied ich bin, laden wir zur jährlichen Mitgliederversammlung in den Heidelberger Kunstverein ein. Im Winter erscheint dann unsere zweite Ausgabe der Chronik 150. Dazu werden wir die digitale Stadtkarte zur Kunst in Heidelberg fertig- und vorstellen, die einen zeitgemäßen Zugang zu Kunst-Aktionen in der Stadt ermöglicht.
Die Vorbereitung des Jubiläums war sicher eine Riesenanstrengung für den Kunstverein.
Ja, das Jubiläum hat vor allem dem Team jede Menge Überstunden und zusätzliches Engagement abverlangt. Bei uns handelt sich es ja samt und sonders um Neu-Heidelbergerinnen. Das habe ich tatsächlich unterschätzt. Im laufenden Betrieb wollen wir ja Gegenwart gestalten. Zusätzlich haben wir uns ganz stark mit der Vergangenheit beschäftigt. Und das, ohne umfänglich in der Stadtgesellschaft verankert zu sein. Sie graben sich buchstäblich in die Geschichte ein, und es wird klar, dass ein Verein von Dingen lebt, die man nicht zwischen Aktenordner klemmen kann. Wir haben viel mit Mitgliedern gesprochen. Da bekommen die Kunst und der Verein ein sehr menschliches Gesicht. Vorstand, Beirat und viele Mitglieder haben uns toll unterstützt. Diese Impulse nehmen wir jetzt mit, um Weichen für die Zukunft zu stellen.
Was wird Ihnen von diesem Sommer der Kunst in Erinnerung bleiben?
In bester Erinnerung bleibt unser Jubiläumsfest mit seiner wunderbaren Stimmung. Wir haben es nicht als Event, sondern als Mitgliederfest gefeiert, an dem Generationen von Mitgliedern, Freunden und Künstlern mitgewirkt haben, die uns nahestehen. Die Ausstellung ist für mich zudem eine ganz tolle Gelegenheit, mit vielen der 800 Mitglieder in direkten Kontakt zu kommen. Was ich mitnehme, ist ihre Begeisterung und Großzügigkeit, Kunst, die sonst privat ist, allen Interessierten zu zeigen. Zur Finissage der Ausstellung am 15. September werden wir deshalb noch ein Fest für die Leihgeber veranstalten.



